Wir feiern die Frauen zum Internationalen Frauentag und darüber hinaus! Seit mehr als 100 Jahren setzt der Weltfrauentag jährlich am 8. März ein Zeichen für die Gleichberechtigung der Geschlechter. Ging es zunächst vor allem um das Frauenwahlrecht, ist die Bandbreite der Themen heute vielfältig. Kulturinstitutionen rücken Frauen ins Licht der Geschichte. Sie befassen sich mit Feminismus, Frauenrechten oder berühmten Künstlerinnen.
Auch wir nehmen diesen Tag zum Anlass, im Museumsportal Rheinland-Pfalz 8 besondere Frauen vorzustellen, die im Fokus rheinland-pfälzischer Museen stehen oder die Museen in Rheinland-Pfalz geprägt haben. Oft mussten sie in der Vergangenheit hinter ihren Männern zurückstecken, ihre Werke galten als verschollen oder fielen der Vergessenheit anheim. Ihre Porträts werfen Schlaglichter auf die Realität und den Alltag von Frauen, ihre Stellung auf dem Literatur- und Kunstmarkt sowie die Rollenverteilung in Partnerschaft und Familie.
Nicht viele der Frauen sind dabei so populär wie die seit über 800 Jahren unvergessene Prophetin vom Rupertsberg, Hildegard von Bingen. Alles, was etwa über Ludwig van Beethovens Mutter Maria Magdalena van Beethoven bekannt ist, wurde aus Archivalien und zeitgenössischen Berichten rekonstruiert. Stellvertretend für all die namenlosen Frauen in der Geschichte widmen wir außerdem den Frauen auf dem Hambacher Fest einen Beitrag, vertreten durch die Festteilnehmerinnen Regina Wirth und Anna Maria Abresch, deren Männer einen prominenten Platz in der Demokratiegeschichte einnehmen.
Entdecken Sie außerdem mit uns die Kunstsammlerin und -mäzenin Sophie von Heyl zu Herrnsheim, die Schriftstellerinnen Clara Viebig und Anna Seghers sowie die beiden Künstlerinnen Mathilde Vollmoeller-Purrmann und Sophie Taeuber-Arp. Sie sind bis heute weibliche Vorbilder und Vorreiterinnen, ihr Leben und Wirken jedoch wird zum Teil gerade erst entdeckt und aufgearbeitet, auch in den Museen, die ihr Erbe pflegen und der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Die Liste ist nicht abschließend – viele weitere Frauengeschichten warten noch darauf entdeckt zu werden!
Dem Mittelalter galt sie als Künderin vom nahen Weltenende. Die Humanisten feierten Hildegard als erste große Frau der Literaturgeschichte. In der Reformationszeit berief man sich gerne auf Hildegard, weil sie in drastischen Worten Missstände in der Papstkirche beklagt hatte. Die Romantiker schufen aus mancher Wundergeschichte das Bild von der „Volksheiligen“. Seit dem Industriezeitalter schließlich ist die ganzheitliche „Hildegard-Medizin“ als sanfte Alternative zur Apparate-Medizin populär. In den USA, Australien und Japan wiederum ist sie vor allem als bedeutende Komponistin bekannt. Und heute? ... gilt Hildegard vielen als Vorkämpferin für die Emanzipation der Frau und dank ihres ganzheitlichen Blicks auf die Schöpfung als wertvolle Orientierungshilfe im Umgang mit dem Klimawandel.
Viele Details der Biografie Hildegards sind bislang nicht erforscht: Unser Bild von ihr ist noch immer stark von den Vorstellungen, Mythen und Legenden der vergangenen Jahrhunderte überlagert. Bingen am Rhein war die wichtigste Wirkungsstätte der Heiligen Hildegard. Im Binger Historischen Museum am Strom bemüht man sich deshalb darum, Hildegards Biografie umfassend zu erforschen, ihr Leben und Wirken unter den Rahmenbedingungen des 12. Jahrhunderts zu verstehen und dem Publikum möglichst plastisch zu vermitteln. Nach und nach nimmt die historische Person Hildegards von Bingen dabei klarere Konturen an.
Das Museum widmet ihr eine informative und multimediale Ausstellung, die die Prophetin und Politikerin, Komponistin, Kirchenlehrerin und Naturkundlerin erstmals konsequent auf der Grundlage historischer Forschungsergebnisse zum Leben erweckt – und zugleich die spannende Vielfalt von unterschiedlichen Blicken auf die stets umstrittene Heilige präsentiert. Wertvolle Objekte, Erstdrucke und Modelle vermitteln ein authentisches Bild der Äbtissin vom Binger Kloster Rupertsberg. Und Multimedia-Installationen, eine aufwändige grafische Gestaltung und mehrere Mitmach-Objekte für Groß und Klein sorgen dafür, dass die lehrreiche Zeitreise ins Mittelalter auch zum Erlebnis für die ganze Familie wird.
Nirgendwo sonst kommt man dem Superstar aber vielleicht so nahe wie in der Klosterruine und dem romantischen Landschaftspark auf dem Disibodenberg, der als spiritueller Kraftort Hildegards in die Geschichte eingegangen ist: Bereits bei den Kelten war er ein Heiligtum, die Römer nutzten ihn als Grab- und Weihebezirk. Seinen Namen verdankt der Disibodenberg allerdings dem iro-schottischen Wandermönch Disibod, der als Gründervater des Klosters auf dem Disibodenberg um 650 gilt. Hier verbrachte Hildegard von Bingen rund 40 Jahre als Einsiedlerin und Leiterin des ansässigen Frauenkonvents. Heute widmet sich die Disibodenberger Scivias-Stiftung dem Erhalt und der Sicherung der Klosterruine, ebenso fördert sie Forschungsarbeiten zu Hildegard und unterhält ein kleines Museum auf dem Disibodenberg, das über ihr Leben auf dem Berg informiert.
Maria Magdalena van Beethoven (geb. Keverich) wurde am 19. Dezember 1746 in Koblenz Ehrenbreitstein geboren – damals Residenz der Kurfürsten von Trier, in deren Diensten Maria Magdalenas Vater stand. Ihre Familie gehörte zum angesehenen Bürgertum. Bereits im Alter von 16 Jahren heiratete sie das erste Mal. Ihr Mann starb jedoch bald. Durch private Kontakte nach Bonn lernte die jung verwitwete Frau ihren zweiten Mann Johann van Beethoven (um 1740–1792) kennen, der dort als Sänger an der kurfürstlichen Hofkapelle beschäftigt war. Sie heirateten gegen Widerstände 1767, gemeinsam bekamen sie sieben Kinder, darunter den Zweitgeborenen Ludwig (1770–1827). Nur drei ihrer Kinder überlebten allerdings das Säuglingsalter. Auch ihr Sohn aus erster Ehe starb als Säugling. Maria Magdalena selbst erlag am 17. Juli 1787 mit nur 40 Jahren der Schwindsucht. Aus den Briefen ihres Sohnes Ludwig erfährt man, dass die beiden ein inniges Verhältnis gepflegt haben müssen. Ihr früher Tod ließ ihn in tiefer Trauer zurück: „Sie war mir eine so gute liebenswürdige Mutter, meine beste Freundin; O! Wer war glücklicher als ich, da ich noch den süßen Namen Mutter aussprechen konnte, und er wurde gehört, und wem kann ich ihn jetzt sagen?“
Auch wenn von Maria Magdalena nichts erhalten blieb, ihr Geburtshaus in der Wambachstrasse 204 im Koblenzer Ortsteil Ehrenbreitstein steht noch heute. Seit 1975 beherbergt es die größte private Sammlung über die Familien Keverich und Beethoven, unter anderem eine über 300 Objekte umfassende musikgeschichtliche Autographensammlung und zahlreiche Briefe des Komponisten. Das Museum Mutter-Beethoven-Haus zeichnet in einer kleinen Ausstellung das Leben Maria Magdalena van Beethovens in Ehrenbreitstein und Bonn sowie Beethovens Jugendzeit und seinen Freundes- und Wirkungskreis nach. Dokumente aus dem musikalischen und literarischen Leben in Ehrenbreitstein, insbesondere von Sophie von La Roche, ihren Enkeln Clemens Brentano und Bettina von Arnim sowie von der in Koblenz geborenen Opernsängerin Henriette Sontag, erhellen das historische Umfeld rund um Maria Magdalena van Beethoven und rücken auch Frauenbiografien des 18. Jahrhunderts in den Fokus. Gezeigt werden darüber hinaus Grafiken und Gemälde, Alltagsobjekte, Instrumente und Archivalien im Original und als Faksimile, zudem Darstellungen Beethovens und seiner Mutter in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.
Die Forderung nach Gleichberechtigung und politischer Mündigkeit von Frauen gelangte erstmals im Zuge der Aufklärung und der Französischen Revolution in die öffentliche Diskussion. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich schließlich zunehmend Kritik an der festgelegten Rolle der Frau in der Gesellschaft mit ihrer strikten Beschränkung auf häusliche Aufgaben und die Familie. Bis zur organisierten Frauenrechtsbewegung sollte es jedoch noch etliche Jahre dauern. Und erst im November 1918 erhielten Frauen das aktive und passive Wahlrecht.
Der Initiator des Hambacher Fests Philipp Jakob Siebenpfeiffer (1789-1845) war seiner Zeit voraus. Er wandte sich bereits 1832 mit der Einladung zum Hambacher Fest direkt an die Frauen. Viele sind seiner Einladung gefolgt. Für die meisten von ihnen dürfte es das erste Mal gewesen sein, das sie an einer öffentlichen politischen Versammlung teilgenommen haben. Das Hambacher Fest markiert somit eine wichtige Etappe am Beginn des langen Weges zur politischen Mobilisierung der Frauen in Deutschland.
Gleichwohl wurden in Hambach auch die zeittypischen Grenzen der Gleichberechtigung deutlich. Unter den über 20 Festrednern war keine einzige Frau. Und bei ihren Forderungen nach einer Gleichstellung der Frauen machten die Männer dort Halt, wo es um ihre politische Gleichberechtigung ging: Siebenpfeiffer forderte zwar, dass Frauen selbst geschäftsfähig und rechtlich gleichberechtigt sein, an Volksversammlungen teilnehmen und in patriotischen Vereinen wirken sollten. Doch „herrschen sollen sie nicht“ – eine Regierungsbeteiligung schlossen Siebenpfeiffer und die anderen männlichen Hambacher aus.
Eine wichtige Rolle spielten Frauen nach dem Hambacher Fest: Angesichts der systematischen Verfolgung und Inhaftierung der Organisatoren gründeten sie Vereine zur „Unterstützung der Familien eingekerkerter und verbannter deutscher Patrioten“. Regina Wirth etwa war während der Gefängnisstrafe ihres Mannes politisch und publizistisch tätig. Wegen ihrer Verbindungen zu den Pfälzer Liberalen wurde sogar Haftbefehl gegen sie erlassen, sodass sie mit ihren Kindern, deren Lebensunterhalt sie allein bestritt, ins französische Weißenburg fliehen musste.
Das Hambacher Schloss dokumentiert anschaulich die Ereignisse um 1832, ihre Voraussetzungen und Nachwirkungen. Vielfältige Aktivstationen für Groß und Klein lassen den Besuch zu einem Erlebnis werden und machen Geschichte greifbar und lebendig. Das museumspädagogische Angebot ermöglicht eine noch intensivere Beschäftigung mit der deutschen Demokratiegeschichte.
„Von Revoluzzern & Freiheitskämpfern – drei Tage im Mai und was darauf folgte…“ | museum-digital: blog
Biedermeier – zwischen Restauration, Hambacher Fest und Vormärz - museum-digital:rheinland-pfalz
Hambacher Fest - Stiftung Hambacher SchlossStiftung Hambacher Schloss
Zug auf das Hambacher Schloss 1832 :: Historisches Museum der Pfalz - Speyer :: museum-digital:rheinland-pfalz
Frauen im Vormärz und in der Revolution 1848/49. (PDF) In: Blätter für deutsche Landesgeschichte. Heinz-Günther Borck, S. 692.
Regina Wirth – Wikipedia
Die großen künstlerischen Ansprüche und Traditionen waren in Worms während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf ein geringes Maß zurückgegangen, die alte Reichsstadt zu einem armen, kleinen Landstädtchen herabgesunken. Sophie von Heyl zu Herrnsheim (geb. Stein), am 11.06.1847 geboren, hingegen entstammte einer großbürgerlichen Kölner Bankiersfamilie. In ihrem Elternhaus herrschte das regste geistige und künstlerische Leben. Die Familie umgab sich mit zahlreichen Künstlern und nannte eine hervorragende Kunstsammlung ihr Eigen. 1867 heiratete die Kölnerin den Wormser Lederfabrikanten Cornelius Wilhelm Heyl (1843-1923). Auf Sophies Initiative begann das Paar schon bald nach der Hochzeit mit dem Aufbau einer profilierten Kunstsammlung, die im Laufe der Jahre stetig mit Hilfe der Kennerschaft Wilhelm von Bodes erweitert wurde.
Den Grundstock der Kunstsammlung bildeten dabei altdeutsche Gemälde und Skulpturen der Steinschen Sammlung, für deren künstlerischen Wert man in Köln schon seit der Romantik ein besonderes Verständnis hegte. Sie sind bis heute maßgeblich für den Gesamteindruck der im Museum Heylshof ausgestellten Heyl'schen Sammlung geblieben. Sophie interessierte sich allerdings nicht nur für Kunst, sie zeichnete sich auch durch ihren karitativen Einsatz für Frauen und Kinder aus. Mit dem Kauf von Schloss Herrnsheim bei Worms erhielt das Paar schließlich Zugang zu adligen Kreisen und dank ihres wirtschaftlichen Erfolgs, ihres künstlerischen Mäzenatentums und der geleisteten Wohlfahrtspflege wurden sie durch Großherzog Ludwig IV. von Hessen und bei Rhein in den erblichen Freiherrenstand erhoben. Sophie von Heyl zu Herrnsheim starb am 23.10.1915 in Bad Ems.
Per letztwilliger Verfügung überführte ihr Mann Cornelius Wilhelm von Heyl zu Herrnsheim fünf Jahre nach ihrem Tod den von seinen „Vorfahren vor mehr als hundert Jahren in Worms in der Umgebung des Domes erworbene[n] und von meiner lieben Frau und mir ausgebaute[n] Grundbesitz“ sowie die Kunstsammlungen, „die bei Lebzeiten [von] meiner Frau und mir in einem langen gemeinsamen Leben gesammelt und im Heylshof aufgestellt waren“, in eine Stiftung – die Stiftung Kunsthaus Heylshof. Die Wormser Sammlung gehört zu den wenigen Privatsammlungen, die bis heute beinahe vollständig am authentischen Ort erhalten sind. Der Heylshofpark ist historischer Gedenkort von Martin Luthers Widerrufsverweigerung auf dem Wormser Reichstag 1521.
Der 1884 erbaute Heylshof mit seinem parkähnlichen Garten war von Beginn an als „Kunsthaus“ für die bedeutende Kunstsammlung des Paares konzipiert. Er zählt mit seiner vielseitigen und hochwertigen Sammlung zu den führenden Kunstmuseen in Rheinland-Pfalz. Die Gemäldesammlung besteht neben Gemälden der deutschen Meister des 19. Jahrhunderts wie Rottmann, Schirmer, Schwind und Steinle überwiegend aus Niederländern des 17. Jahrhunderts. Gemälde von Rubens und weiteren Meistern der Landschaft, des Interieurs, des Genres und des Stilllebens ergänzen die Sammlung. Das Paar hat außerdem eine beeindruckende Porzellansammlung mit Erzeugnissen der benachbarten Frankenthaler Manufaktur zusammengetragen.
Als junges Mädchen bereiste Clara Viebig erstmals die Eifel und das Moseltal und bis ins Alter kehrte sie gerne dorthin zurück. Die Begegnungen mit der Bevölkerung und dem Brauchtum dieser ländlich geprägten Landstriche sollten für ihre literarische Tätigkeit prägend sein. Viebig verewigte die Region in vielen ihrer Romane und Novellen und erhob als „Eifeldichterin“ die Eifel in den Rang einer Literaturlandschaft. Darüber hinaus nehmen in ihrem umfangreichen Werk starke Frauengestalten und ergreifende Frauenschicksale einen zentralen Stellenwert ein.
Ihren schriftstellerischen Durchbruch erzielte Viebig mit dem Roman „Das Weiberdorf“ (1900), in dem sie durch stimmungsvolle Landschaftsbeschreibungen und realistische Skizzierung einfacher Frauencharaktere rund um das fiktive Dörfchen Eisenschmitt brillierte. Vorbild ist die Eifeler Gemeinde Eisenschmitt an der Salm. Dort nahm man das Werk allerdings gar nicht gut auf: Die Bewohner der Eifel im Allgemeinen und Eisenschmitts im Besonderen sahen sich verunglimpft. Es wird kolportiert, die Autorin sei persönlichen Drohungen und Beschimpfungen der örtlichen Bevölkerung ausgesetzt gewesen. Der Aufruhr hatte jedoch für Viebig auch sein Gutes – er beförderte ihre Popularität.
Zwischen 1896 und 1935 publizierte Viebig fast jährlich einen Roman oder Erzählband, bis sie sich aufgrund der politischen Situation in Deutschland – ihr Mann war Jude – entschied, ihre schriftstellerische Arbeit einzustellen. In der jungen Bundesrepublik fiel die einst populäre Autorin schließlich der Vergessenheit anheim. In der DDR indes versuchte man, Clara Viebig und ihr literarisches Vermächtnis für sich zu vereinnahmen. Am 31. Juli 1952 starb Clara Viebig im Alter von 92 Jahren in West-Berlin.
Anlässlich ihres 40. Todestags wurde der Dichterin zu Ehren am 31. Juli 1992 in Bad Bertrich die Clara-Viebig-Gesellschaft gegründet. Bad Bertrich war seit 1815 preußisches Staatsbad und als Aufenthaltsort im 19. und 20. Jahrhundert bei vielen bekannten Persönlichkeiten wie Alexander von Humboldt, Heinrich Hoffmann, Clara Viebig und Emmi Elert beliebt. Ziel der Gesellschaft ist es, Clara Viebigs literarisches Erbe zu erhalten und die Werke der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Im Clara-Viebig-Pavillon vor Ort informiert die Ausstellung „Lebenswelten-Arbeitswelten“ seit 2008 über Leben und Arbeiten Viebigs. Eine Sammlung von originalen Briefen, Fotos, Büchern, Presseartikeln, Sekundärliteratur und der Aufbau eines Clara-Viebig-Archivs unterstreichen die Absicht, das Werk Viebigs wissenschaftlich aufzuarbeiten. Auch im „Weiberdorf“ Eisenschmitt ist seit 2005 im Clara-Viebig-Zentrum eine Sammlung ihrer Werke und Briefe in einer Dauerausstellung zu besichtigen.
Erste Erfolge erntete Mathilde Vollmoeller ab 1897 in Berlin als Schülerin von Sabine Lepsius und Leo von König. Den Höhepunkt ihrer Laufbahn erreichte die Schülerin von Henri Matisse allerdings mit zahlreichen Ausstellungen in Paris (1906–1911). 1912 heiratete sie den Maler Hans Purrmann (1880–1966) und widmete sich die folgenden Jahre der Erziehung ihrer drei gemeinsamen Kinder. Gleichwohl schuf sie in dieser Zeit ein umfangreiches Œuvre strahlender Aquarelle. Schon früh zog das Künstlerpaar den Zorn der Nationalsozialisten auf sich: Die Kunst ihres Mannes galt als entartet, die beiden leisteten 1933 Fluchthilfe und gingen ab 1935 ins Exil nach Florenz, wo Vollmoeller-Purrmann ihren Mann tatkräftig beim Aufbau der Villa Romana – einem Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen im Exil – unterstützte. Die Pionierin der Moderne starb 1943 nach langer Krankheit.
Erst 1999 wurde ein großer Teil ihres Œuvres in ihrem Nachlass wiederentdeckt und im Rahmen mehrerer Ausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Erhalten sind darüber hinaus ca. 2.500 Briefe und andere Dokumente. Seit seiner Wiederentdeckung ist der Nachlass der Malerin ein wichtiger Bestandteil der Sammlung des Purrmann-Hauses Speyer. Die Werke der Malerin, ihre Dokumente und persönlichen Gegenstände erzählen die Geschichte einer erfolgreichen Künstlerin und faszinierenden Frauenfigur des beginnenden 20. Jahrhunderts, die im Netzwerk der künstlerischen Avantgarde Europas fest verwurzelt war.
Das Museum beherbergt mit rund 100 Werken die größte öffentliche Sammlung an Werken des Künstlerpaares: Rund 70 Gemälde, Aquarelle, Grafiken und Skulpturen sowie zahlreiche Archivalien geben einen Überblick über das Schaffen Hans Purrmanns von seinen Anfängen in Speyer bis hin zu seinem Spätwerk in Montagnola. Mathilde Vollmoeller-Purrmanns Leben und Werk findet mit rund 30 Werken im Purrmann-Haus Speyer in einem eigenen Ausstellungsraum seinen Platz. Das Purrmann-Haus ist nicht nur Museum, sondern auch als Archiv und Forschungsstätte in zahlreiche Ausstellungskooperationen und wissenschaftliche Projekte eingebunden. Die Thematik der Künstlerehe gehört zu den zentralen Forschungsfragen des Museums.
Sophie Taeuber erblickt am 19. Januar 1889 im schweizerischen Davos das Licht der Welt. 1915 lernte sie Hans Arp (1886-1966) in Zürich kennen und heiratete ihn 1922. Sie sicherte als Lehrerin an der Kunstgewerbeschule Zürich einige Jahre den Lebensunterhalt des Künstlerpaares, verfolgte aber immer eigene künstlerische Ambitionen. Auch gemeinsam schuf das Paar Werke mit großer, innovativer Strahlkraft, die bis in die Gegenwart wirkt. Wie kaum ein anderes Paar beeinflussten Sophie Taeuber-Arp und Hans Arp die Kunst ihrer Zeit, für die sie angesichts der großen gesellschaftlichen Fragen des 20. Jahrhunderts einen radikalen Neuanfang suchten. Ab 1925 lebte das Künstlerpaar in Frankreich, mehrmals mussten sie vor den anrückenden deutschen Besatzungstruppen fliehen. Nachdem der Versuch einer gemeinsamen Emigration in die USA gescheitert war, reisten sie in die Schweiz. Dort starb Sophie Taeuber-Arp in der Nacht vom 12. auf den 13. Januar 1943 im Haus ihres Freundes Max Bill aufgrund eines tragischen Unfalls an einer Kohlenmonoxydvergiftung.
Hans Arp ist heute in den Sammlungen der wichtigen Museen vertreten und sein Einfluss auf die abstrakte Kunst, den Surrealismus und die dadaistische Poesie hat nicht an Bedeutung verloren. Sophie Taeuber-Arps kunsthandwerklich geprägten Arbeiten wurden indes lange aus ihrem künstlerischen Werk ausgelassen. Erst posthum erkannte die Kunstgeschichte das großartige Vermächtnis dieser Künstlerin und ihr eigenständiges, vielfältiges Werk an. In großen internationalen Ausstellungen werden ihre Textilarbeiten, Marionetten und Teppiche, wie auch ihre Gemälde und Grafiken der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie gilt als eine der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts und Vertreterin des Dadaismus.
Das Arp Museum Bahnhof Rolandseck ist das einzige Museum, das sich auf der Grundlage seines umfangreichen Sammlungsbestands beiden Künstlern in ihrer Vielfalt und künstlerischen Bandbreite widmet. Die Sammlung Arp des Landes Rheinland-Pfalz umfasst über 400 Kunstwerke des Künstlerpaares. Zu den Werken der Sammlung zählen Gemälde, Zeichnungen und Collagen, Reliefs, Skulpturen, Perlenwebarbeiten und Wandteppiche sowie eine seltene Duo-Skulptur. Im lichten Neubau von Richard Meier zeigt eine neue Dauerausstellung ab 14. Mai 2023 die Entwicklung des Künstlerpaares. In einem Rundgang verdichten sich ihre Lebenswege, kreative Meilensteine und historische Querverweise zu einem breiten Panorama. Durch interaktive Stationen lässt sich der weite Kosmos der Moderne erleben und mit eigenen Fragen zu neuem Leben erwecken.
Am 10. November 1900 in Mainz als Annette (Netti) Reiling geboren, studierte Seghers in Köln und Heidelberg Geschichte, Kunstgeschichte und Sinologie. 1924 promovierte sie an der Universität Heidelberg mit einer Dissertation über „Jude und Judentum im Werk Rembrandts“. Ihre erste literarische Erzählung erschien 1924 in der Frankfurter Zeitung. Sie publizierte von Beginn an unter einem Pseudonym, das sie einem niederländischen Radierer und Maler entliehen hatte. Aufgrund ihres politischen Engagements und als Jüdin wurde Anna Seghers nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten für kurze Zeit von der Gestapo verhaftet, wieder freigelassen floh sie ins Exil. Ihre Bücher wurden verboten und verbrannt.
Im Exil begann Anna Seghers 1938 mit ihrem berühmtesten Roman „Das siebte Kreuz“, der von einer Flucht aus dem fiktiven Konzentrationslager Westhofen handelt. Vorbild für das Konzentrationslager war das reale Konzentrationslager im Nachbarort Osthofen – Seghers hatte den Roman in der ihr bekannten rheinhessischen Heimat angesiedelt. Anders als im Roman gab es in diesem frühen Osthofener KZ zwar keine Todesfälle, aber auch in Osthofen wurden Häftlinge gedemütigt und gequält. Sie mussten hungern, hart arbeiten und litten qualvolle Ängste. Wirklichkeitsnah schildert Anna Seghers, mit welchen Begründungen die politischen Gegner des NS-Regimes in Rheinhessen verhaftet wurden. Und aus eigener Erfahrung berichtet sie von den Reaktionen der einheimischen Bevölkerung auf die Anfänge des Nationalsozialismus und dessen Ideologie oder auf die Verhaftung von Nachbarn und Freunden. Auch die früh und straff organisierte Osthofener SS findet sich im Werk der Schriftstellerin wieder.
1947 kehrte Anna Seghers zurück nach West-Deutschland, ab 1950 lebte sie bis zu ihrem Tod am 1. Juni 1983 in Ost-Berlin. Sie hatte 26 Jahre den Vorsitz im Schriftstellerverband der DDR inne. Als Mitglied der SED wollte sie "dazu beitragen, dass eine Gesellschaft entstehen möge, in der man ein besseres, gerechteres, gütigeres Leben findet für alle Menschen“ – wie sie in einem Interview sagte. Diese hehre Zielsetzung sollte allerdings für sie auch eine vielfache Prüfung ihrer Ideale mit sich bringen – und letztlich wohl eine bittere Enttäuschung.
Seit 1986 widmet sich der Förderverein Projekt Osthofen e. V. der Erinnerungsarbeit vor Ort. Ab 1996 wurde im ehemaligen KZ Osthofen das NS-Dokumentationszentrum Rheinland-Pfalz als Ort des Gedenkens, der Dokumentation und Erforschung sowie der pädagogischen Vermittlung der NS-Zeit unter Trägerschaft des Landes eingerichtet. Eine Dauerausstellung informiert über die Verfolgung und den Widerstand in Rheinland-Pfalz während der NS-Zeit von 1933 bis 1945. Ein Raum ist Anna Seghers und ihrem Roman „Das siebte Kreuz“ gewidmet.
In der Reihenfolge ihre Erscheines von links nach recht und oben bis unten: