Bereits vor über 500 Jahren sahen die Menschen, dass sie die Natur mit einem großen Schatz bedacht hatte: Rund um die Edelsteinstadt Idar-Oberstein sind seltene Mineralien, einzigartige Fossilien und funkelnde Edelsteine zu finden. Noch heute kann man dort alles über die Geschichte der rohen Gesteine und ihre Verarbeitung zu perfekt geschliffenen Edelsteinen erfahren, selbst Hand anlegen und nach ihnen schürfen. Von einem Besuch des Edelstein- und Mineralienmuseums über eine Entdeckungsreise unter Tage im Kupferbergwerk Fischbach oder der Edelsteinmine Steinkaulenberg bis hin zur Demonstration der Edelsteinverarbeitung wie zu Urgroßvaters Zeiten in der Historischen Weiherschleife und der Entwicklung von Schmuckdesign und -verarbeitung im Industriedenkmal Jakob Bengel – für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Vor mehr als 250 Millionen Jahren herrschte in Idar-Oberstein eine rege vulkanische Aktivität. Es gab unzählige Vulkane und heiße Lava, daher bestehen die Felswände dort aus Vulkangestein. Edelsteine entstehen, wenn Lava abkühlt, in Blasen aus Wasser und Kohlendioxid. Diese Blasen bildeten sich damals in riesigen Lavaströmen. Und in diesen Hohlräumen konnten beim Abkühlen der Lava dann verschiedene Mineralien auskristallisieren. So wuchsen die wunderschönen Amethyste, Quarze, Bergkristalle, Jaspis, Karneol und die vielfarbigen Achate, für die Idar-Oberstein berühmt ist.
Bei unserem Rundgang durch das EdelSteinLand fangen wir bei der Edelsteinmine des Steinkaulenbergs an. Es handelt sich dabei um die einzige Edelsteinmine Europas, die zur Besichtigung freigegeben ist. Für Schatzsucher gibt es dort Schürffelder, die täglich mit Mineralien und Edelsteinen aus aller Welt bestückt werden.
Bei einer Führung im Historischen Kupferbergwerk in Fischbach bekommen Besucher:innen einen Eindruck von der mittelalterlichen Bergbautechnik und der Arbeitsweise der Bergleute. Besonders magisch: Kinder können vor Ort herausfinden, wo genau Zwerge eigentlich herkommen und richtigen Feenstaub sehen. Ein barrierefrei ausgebauter Stollen ermöglicht außerdem von Frühjahr bis Herbst einen Besuch ohne Hürden. Achtung: Der Besuch des barrierefreien Erbstollens, der in einem separaten Teil des Bergwerks liegt, ist nur nach vorheriger Terminabsprache möglich!
Im Deutschen Mineralienmuseum lässt sich alles finden, was Idar-Oberstein bekannt und berühmt gemacht hat. Eine bedeutende Mineraliensammlung ist genauso zu bewundern wie die Handwerkskunst einheimischer Graveure, Gold- und Silberschmiede. Im schönen Kristallsaal sind große Überseemineralien, die nach Europa importiert wurden, ausgestellt. Einen Blick in das Fluoreszenzkabinett sollte man sich nicht entgehen lassen.
Alle weltweit vorkommenden und bekannten Edelsteine können im Deutschen Edelsteinmuseum bestaunt werden – insgesamt über 9000 Exponaten sind hier zu finden! Zudem bietet das Museum Führungen und Workshops für unterschiedliche Altersklassen an. Mit Hilfe einer Rallye kann man das Museum aber auch auf eigene Faust erkunden. Direkt am Museum gibt es einen Fotopoint im Stil des legendären Graffiti-Künstlers Banksy. Hier kann man wunderbar Erinnerungsfotos machen.
An der Historischen Weiherschleife werden die verschiedenen Arbeitsgänge bei der Herstellung eines Edelsteines – Sägen des Rohsteines, Ebouchieren (formen, höhlen, gestalten), Schleifen (Facetten anlegen) und Polieren – wie zu Urgroßvaters Zeiten demonstriert. Groß und Klein können außerdem in einem großen überdachten Sandfeld nach den begehrten Schätzen buddeln. Bei gutem Wetter bietet es sich ebenfalls an, mit dem Tretboot auf dem Kallwiesweiher zu fahren – ein besonderes Vergnügen für Alt und Jung. Gut zu wissen: Die Historische Weiherschleife ist die letzte von ursprünglich 183 wasserradangetriebenen Achatschleifmühlen am Idarbach.
Falls Sie noch tiefer in die Geschichte des EdelSteinLands eintauchen wollen, empfehle ich Ihnen das Industriedenkmal Jakob Bengel. Die Dauerausstellung im Industriemuseum präsentiert die Entwicklung der Schmuck- und Metallverarbeitung in Idar-Oberstein im 19. und 20. Jahrhundert: Sie gibt einen Überblick über Schmuckprodukte, Materialien, Technologien und Hersteller aus der Region sowie die wirtschafts- und sozialgeschichtliche Entwicklung der Branche. Hier erfährt man nicht nur etwas über Schmuckdesign, sondern auch über die Arbeitsabläufe und Prozesse in Schmuckmanufakturen.
Rund um Idar-Oberstein: Ein barrierefreier Stadtrundgang führt Besucher:innen durch die Geschichte Obersteins: Auf dem sogenannten Edelsteinweg erfahren sie alles über die Entwicklung des Marktfleckens zur weltbekannten Schmuck- und Edelsteinstadt. Mehr als genügend Zeit? Dann sollte man sich neben der Altstadt von Idar-Oberstein mit ihren Fachwerkhäuschen auch Burg Bosselstein, Schloss Oberstein und die oberhalb des Deutschen Mineralienmuseums gelegene mittelalterliche Felsenkirche nicht entgehen lassen... Als berühmtes Wahrzeichen der Stadt thront sie weithin sichtbar über Idar-Oberstein. Schon der Aufstieg ist ein lohnendes Erlebnis.
Mein Tipp für abenteuerlustige Kinder: Der kleine historische Ort Herrstein im Hunsrück bezaubert mit seinen verwunschenen Gässchen und restaurierten Fachwerkhäusern. Besucher:innen begeben sich hier auf Zeitreise: am Pranger hängen noch die Handschellen, das Bett im Gefängnis scheint gerade erst vom legendären Räuber Schinderhannes verlassen worden zu sein... Familien können den historischen Ortskern Herrstein bei spannenden Führungen auf den Spuren des Räubers oder im Dunkeln bei Fackelschein erkunden.
Empfehlenswert für alle Naturliebhaber: Im Nationalpark Hunsrück-Hochwald, in der Wildenburg und im Wildfreigehege mit Wildkatzenzentrum können Familien mit Kindern sowie Naturliebhaber auf Entdeckungsreise gehen und wildromantische Natur, faszinierende Landschaften und seltene Tier- und Pflanzenarten erleben.
Für alle Wanderer: Der Edelsteinschleiferweg steht ganz im Zeichen der Edelsteine und verläuft in einigen Bereichen auf alten Schleiferpfaden, auf denen einst die Edelsteinschleifer zur Arbeit unterwegs waren. Er bietet eindrucksvolle Aussichtspunkte zur Stadt, über den Hunsrück und ins Nahetal. Auf 27 Etappen führt außerdem der Premiumwanderweg Saar-Hunsrück-Steig von Perl an der Mosel bis in die Edelsteinstadt Idar-Oberstein und über Herrstein weiter bis nach Boppard am Rhein. Rund um den Saar-Hunsrück-Steig laden 111 Premium-Rundwanderwege dazu ein, die Region auf schmalen Pfaden zu erkunden. Insgesamt können Sie 410 Kilometer erwandern!
Lecker ins Museum: Zahlreiche Gastronomie- und Unterkunftsbetriebe runden den Besuch im EdelSteinLand ab. So können Sie die Stadt in vollen Zügen genießen!
Autorin: Lucilia Fernandes
Die Autorin des Blogartikels hat 2021/22 ihr FSJ Kultur bei uns gemacht und ist selbst großer Edelstein-Fan. Sie sagt: "Ich finde die bunten Steine wunderschön und faszinierend zugleich, da sie Millionen von Jahren alt sind und ihre eigene Geschichte erzählen. Außerdem glaube ich an die Eigenschaften des jeweiligen Steins, die mich bei der Verwirklichung meiner Ziele unterstützen und bestärken. Als Beispiel: Der Karneol verstärkt unsere positiven Energien, unseren Mut und unsere Tatkraft. Er gilt auch als Kraftspender für mehr Vitalität und Lebensfreude."