HIGHLIGHTS: AUSSTELLUNGSTIPPS FÜR 2024

Von Künstlicher Intelligenz (KI) in Kunst & Kultur über starke Frauen, die von der Kunstgeschichte systematisch übergangen wurden, hin zu der Suche nach NS-Raubgut in rheinland-pfälzischen Museen oder den farbintensiven Szenen von Schönheit, Sexualität, Gewalt und Zerstörung des Maler-Stars Norbert Bisky – diese zehn Ausstellungen erwarten Museumsgäste 2024 in den rheinland-pfälzischen Museen:

#1 | BORIS ELDAGSEN – ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

Forum Alte POST

Das Ausstellungsjahr 2024 startet im Forum ALTE POST mit einem echten Highlight: In „Boris Eldagsen – Zurück in die Zukunft: Retrospektive 1988-2023“ erwartet das Publikum ab 10. Februar ein sehenswerter Querschnitt des Schaffens von Boris Eldagsen, der im vergangenen Jahr wegen seiner Ablehnung des Sony World Photography Awards für ein KI generiertes Bild „THE ELECTRICIAN“ international für Aufregung gesorgt hatte und zu einem der berühmtesten Bilder des Jahres wurde.

Im Pirmasenser Kulturzentrum spannt nun die dem Photomedia-Künstler gewidmete neue Wechselausstellung einen Bogen ausgehend von seinen Anfängen über die letzten 30 Jahre bis hin zu Video und Installationen. Dazu kommen Beispiele für Kollaborationen mit anderen Künstlerinnen und Künstlern sowie eine Auswahl an KI-generierten Bildern, die in der Kunstwelt zu den bekanntesten Arbeiten von Eldagsen gehören. Ihnen zugrunde liegt die Technik der Promptografie; dieser Begriff leitet sich ab vom sogenannten Prompt, einer kurzen Erklärung bzw. Beschreibung bei der Eingabe, welches Bild die KI erzeugen soll. Unter Verwendung von echten Fotos und deren Veränderung mit KI entstehen so Bilder in Schwarz-Weiß, die aus den 1940er Jahren zu stammen scheinen. In Pirmasens zeigt Eldagsen unter anderem KI-generierte Bilder der Reihe ‘PSEUDOMNESIA‘, zu der zum Beispiel „THE ELECTRICIAN“ gehört.  

Boris Eldagsen (*1970 Pirmasens) studierte Bildende Kunst an den Kunstakademien von Mainz und Prag sowie der University of Hyderabad (Indien) und Philosophie an den Universitäten von Köln und Mainz. Als Photomedia-Künstler stellte er seit 2000 in internationalen Institutionen und auf Festivals aus, darunter Deichtorhallen Hamburg, Bundeskunsthalle Bonn, CCP Melbourne, Singapore International Photography Festival und Kochi-Muziris Biennale.


10.2.2024–7.4.2024 | Forum Alte POST Pirmasens


 

#2 | MAESTRAS. MALERINNEN 1500-1900

Arp Museum Bahnhof Rolandseck

Frauen wurden in der Geschichte der Kunst systematisch übergangen, ausgeklammert oder zum Einzelfall erklärt. Vielfach entdecken derzeit zahlreiche internationale Museen Künstlerinnen vom Mittelalter bis in die Modeme neu und würdigen ihren Anteil an der Entwicklung der Malerei. Viele ihrer hochkarätigen Werke hingen bisher ungesehen in Museumsdepots. Das Arp Museum zeigt ab 15. Februar in Kooperation mit dem Museo Nacional Thyssen-Bornemisza in Madrid eine umfassende Schau mit Arbeiten von 46 Malerinnen aus bedeutenden europäischen Museen und Privatsammlungen.

Die Ausstellung präsentiert nicht nur die in ihrer Zeit gefeierten Künstlerinnen wie Artemisia Gentileschi, Élisabeth Vigée-Le Brun oder Mary Cassatt sondern auch neu zu entdeckende Meisterinnen. Sie alle trotzten den erschwerten Arbeitsbedingungen und fanden eigene künstlerische Wege. Das Spektrum reicht von mittelalterlichen Buchmalerinnen aus Nonnenklöstern über Künstlerinnen der Barockzeit, die in der väterlichen Werkstatt lernten, bis hin zu den Wegbereiterinnen der Moderne, die früh für ihren gleichberechtigten Platz einstanden.

Zwei weitere Sonderausstellungen legen den Fokus im Museumsjahr 2024 auf starke Frauen: Ab 21. April  präsentiert das Arp Museum Verwobene Welten“ der US-amerikanischen Künstlerin Kiki Smith (*1954). Ab 7. Juli richtet es mit „der die DADA. Frauen im Dadaismus“ seinen Blick auf die Performerinnen, Dichterinnen und Malerinnen, die Dada wesentlich geprägt haben.


25.2.2024–16.6.2024 | Arp Museum Bahnhof Rolandseck


 

#3 | OF(F)ROAD - KOEN VAN DEN BROEK

Museum Ludwig KOblenz

Häuserfassaden, Straßenschluchten, Fahrzeuge und Gehwege: Der belgische Künstler Koen van den Broek malt seine urbane Umgebung zwischen Abstraktion und Wirklichkeit. Zu sehen sind seine seit Anfang der 2000er entstandenen Gemälde von 25.2. bis 21.4.2024 im Ludwig Museum Koblenz. Die Ausstellung ist eine Koproduktion mit dem Kunstmuseum Magdeburg. Erstmals wird damit das in über 25 Jahren entstandene Werk des Malers in seiner ganzen Breite in den beiden deutschen Kunstmuseen zu sehen sein.

Seine Werke bilden ganz eigene Ausschnitte von zunächst unscheinbaren, menschenleeren Orten ab: Abstrakte Flächen werden durch die Hinzufügung weniger Details zu großartigen Straßenzügen; Bordsteine und Schatten werden zu kompositorischen Bildmitteln und der großzügige monochrome Einsatz von Farbe lenkt die Blicke der Betrachter*innen.

Trotz der Abwesenheit des Menschen in den Bildern ist dessen Präsenz überall spürbar: Brücken, Abwasserkanäle, Straßenlaternen, Rohre, Hauswände mit Werbebotschaften oder Autos. Seine Inspiration findet Koen van den Broek auf Fotos, die er auf Roadtrips hauptsächlich durch die USA aufnimmt. Herausgelöst aus ihren ursprünglichen Zusammenhängen, entwickeln seine Motive ein Eigenleben. Wie von selbst zoomen seine Gemälde auf diese Ausschnitte, ordnen und komponieren Farben, Licht und Schatten und führen den Maler immer wieder hin zur Abstraktion. Verspieltheit, Vielfalt und Dualität – starre Abgrenzung versus wilde Pinselstriche, Tiefe versus Oberfläche – sind charakteristisch für seine Malerei.


25.2.2024–21.4.2024 | Ludwig Museum Koblenz


 

#4 | POESIE DER ELEMENTE

Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen

Die Ausstellung im Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen zeichnet ein facettenreiches Bild der Auseinandersetzung mit den Elementen im 20. Jahrhundert und handelt von der Darstellbarkeit des Nichtsichtbaren.  Präsentiert werden ab 9. März 2024 u.a. Werke von Joseph Beuys, Marcelle Cahn, Robert Delaunay, Max Ernst, Kazuo Katase, Frantisek Kupka, Alicja Kwade, Roy Lichtenstein, El Lissitzky, Louise Nevelson, Otto Piene, Jackson Pollock, Ljubow Popowa, Thomas Ruff und Günther Uecker. Ebenfalls ab 9. März begleitend zu sehen: Das Kabinettstück „Richter/Polke – Umwandlung“ mit frühen druckgrafischen Arbeiten der beiden bedeutenden deutschen Künstler Gerhard Richter und Sigmar Polke.

Ob Philosophie, Alchemie, Religion, Esoterik, Naturwissenschaft oder Kunst: Seit Jahrhunderten beschäftigen sich unterschiedlichste Disziplinen mit der Lehre der vier Elemente. Die Idee, dass die Erde bzw. das gesamte Universum aus Feuer, Wasser, Erde und Luft zusammengesetzt ist, entsteht bereits in der Antike. Nach Aristoteles existiert zudem ein fünftes Element, das er Äther beziehungsweise Quintessenz nennt und als nichtweltlichen Stoff bezeichnet. 

Aus heutiger Sicht scheint die Erklärung der Welt mit der Vier-Elemente-Lehre veraltet, doch die Fragen die damals gestellt wurden bleiben immer noch ungelöst: Wie entstanden Erde und Universum? Und gibt es ein Prinzip, das alles bedingt? Was passiert nach dem Tod? Diese existenziellen Fragen sind sicherlich ein Grund für die weiterhin bestehende Faszination, die mit den vier Elementen verbunden ist. So treibt die Suche nach der Quintessenz der Dinge Künstler*innen im gesamten 20. Jahrhundert an. Ihr Interesse gilt jedoch ebenfalls der Darstellbarkeit von Nichtsichtbarem wie Luft, Atmung oder Licht sowie der Faszination an Naturphänomenen überhaupt.


9.3.2024–21.4.2025 | Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen


 

#5 | HERKUNFT [UN]GEKLÄRT. ERWERBUNGEN 1933-1945

Landesmuseum Mainz

Es sind beeindruckende, erschütternde und in vielen Teilen lückenhafte Geschichten, die mit den Kunstwerken im Landesmuseum Mainz und deren ehemaligen Besitzer:innen verknüpft sind. Im Rahmen einer eigenen Sonderausstellung werden von 12. April bis 15. September 2024 die Ergebnisse eines mehrjährigen Forschungsprojektes zur Herkunft (Provenienz) von Objekten vorgestellt, die in der Zeit von 1933 bis 1945 von den Vorgängerinstitutionen des heutigen Landesmuseums erworben worden waren. Im Rahmen des Projekts sollte geklärt werden, ob es sich bei den Stücken um NS-Raubgut handelt.

Gefördert wurde das Projekt vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste, das die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz auf ihre Herkunft hin erforschte. Dabei wurden auch grundlegende Erkenntnisse zur Kunststadt Mainz im Nationalsozialismus, ein bisher kaum erforschtes Thema, offengelegt. Welche heute längst vergessenen Sammler und Mäzene lebten in der Stadt, welche Kunsthandlungen florierten vor, während und nach der NS-Zeit und aus welchen Bezugsquellen erwarben die Städtischen Sammlungen ihre Kunst? Diesen Fragen wurde in den vergangenen Jahren nachgegangen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden in der Ausstellung erstmals umfassend thematisiert.


12.4.2024–15.9.2024 | Landesmuseum Mainz


 

#6 | FUSSBALLFIEBER - FUSSBALLGESCHICHTE(N) AUS RHEINLAND-PFALZ

Landesmuseum Koblenz

Auch wenn von den zehn Austragungsorten, an denen ab 14. Juni die Spiele der Fußball-Europameisterschaft stattfinden, keiner in Rheinland-Pfalz liegt: Im Zentrum des Jahresprogramms im Landesmuseums auf der Festung Ehrenbreitstein steht ab Mitte Mai die Familien- und Mitmachausstellung „Fußballfieber - Fußballgeschichte(n) aus Rheinland-Pfalz“. Kooperationspartner der Ausstellung sind unter andrem der in der Bundesliga spielende 1. FSV Mainz 05, der Zweitligist 1 FC Kaiserslautern und die Fritz-Walter-Stiftung.

Zur Familienausstellung ist ein vielseitiges Begleitprogramm rund um den Fußball geplant. Jetzt schon vormerken: das Kinder- und Familienfest am 07. Juli 2024.


Ab Mitte Mai | Landesmuseum Koblenz auf der Festung Ehrenbreitstein


 

#7 | NORBERT BISKY – WALKÜREN

Museum der Stadt Worms im Andreasstift

Im Sommer 2024 wird Norbert Bisky, einer der wichtigsten zeitgenössischen deutschen Maler, mit seinem Gemäldezyklus „Walküren“ in der Nibelungenstadt Worms im Museum Andreasstift zu sehen sein. Bisky hatte bereits 2022 für die Staatsoper Stuttgart Wagners Walküren aus dem Ring neu interpretiert. In Worms wird der Berliner Maler nun das Andreasstift mit seinen neun Walküren bevölkern. Mystische Wesen, Jungfrauen, die bei ihm auch schon mal Kalaschnikow tragen. Die Ausstellung wird zu den Nibelungen-Festspielen eröffnet.

Norbert Bisky, geboren 1970 in Leipzig, lebt und arbeitet in Berlin und Andalusien, Spanien. Er studierte an der Universität der Künste in Berlin und Madrid und ist einer der erfolgreichsten Vertreter der zeitgenössischen figurativen Malerei. Persönliche Schreckenserfahrungen, Reisen nach Brasilien und Einflüsse aus der Medienwelt setzt der Künstler in farbintensive Szenen von Schönheit, Sexualität, Gewalt und Zerstörung um. In Deutschland zählt Norbert Bisky zu den renommiertesten Malern seiner Generation.

Seine Werke wurden in zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, und sind in folgenden Sammlungen rund um die Welt vertreten, in New York, Seoul, Jersualem und Paris genausos wie in Köln, Berlin, Leipzig udn Frankfurt. Außerdem war Norbert Bisky 2008-10 Gastprofessor an der Genfer Kunsthochschule HEAD und 2016-18 an der Hochschule der Bildenden Künste Braunschweig.


11.7.2024–29.9.2024 | Museum der Stadt Worms im Andreasstift


 

#8 | DER DIE DADA. FRAUEN IM DADAISMUS

Arp Museum Bahnhof Rolandseck

Als Performerinnen, Dichterinnen und Malerinnen haben Frauen Dada wesentlich geprägt. Dies verdeutlicht die Ausstellung „der die DADA. Frauen im Dadaismus“ im Arp Museum ab dem 7. Juli 2024.

Trotz ihres einflussreichen Wirkens in Zürich, Paris, Berlin und New York standen sie lange im Schatten ihrer männlichen Künstlerkollegen. Elsa von Freytag-Loringhoven, Sophie Taeuber-Arp, Emmy Hennings, Hannah Höch und viele weitere Künstlerinnen waren maßgeblich an der subversivsten Kunstströmung des 20. Jahr­hunderts beteiligt. Anders als die selbsterklärten Gründungsväter des Dada gerieten sie jedoch schnell in Vergessenheit. In ihren Werken thematisieren sie Identität wie Sexualität und hinterfragen bürgerliche Normen. Zugleich zeigen Werke von Künstlern neue Konzepte von Männlichkeit, die sich angesichts des Militarismus der Zeit von traditionellen Mustern lösen. Gemeinsam haben sie aktiv wie aktionistisch zur Durchlässigkeit von Geschlechter­rollen beigetragen.

Erstmals zeigt die umfangreiche Ausstellung den vielfältigen Beitrag von Frauen und untersucht das freiheitliche Streben nach Emanzipation in der Dada-Bewegung. Ergänzende zeitgenössische Positionen machen die Auswirkungen bis in die heutige Zeit sichtbar.


7.7.2024–12.1.2025 | Arp Museum Bahnhof Rolandseck


 

#9 | DER KLEINE DRACHE KOKOSNUSS

Historisches Museum der Pfalz

Drache Kokosnuss für die ganze Familie: Mitmachausstellung rund um die beliebte Kinderbuch-Figur zum Anfassen und Ausprobieren ab 27. Oktober im Historischen Museum der Pfalz in Speyer!

Der Autor und Illustrator Ingo Siegner erfand um 1999 die Geschichten vom kleinen Drachen Kokosnuss, der sich binnen kurzer Zeit zu einer der beliebtesten Kinderbuch-Figuren weltweit entwickelte. In der ab Herbst 2024 geplanten Ausstellung wird es, wie immer in den Familienausstellungen des Historischen Museums der Pfalz, insbesondere ums Anfassen, Ausprobieren und Mitmachen gehen. Zahlreiche Spielstationen werden in die fantasievolle Gestaltung der Kokosnuss-Illustrationen eingebettet. Die Ausstellung wird, über die Kokosnuss-Geschichten hinaus, auch Ingo Siegner als Autor und Künstler vorstellen und weitere Kinderbücher von ihm thematisieren.


Ab 27.10.2024 | Historisches Museum der Pfalz


 

#10 | IM FLUSS. EINE GESCHICHTE ÜBER DAS WASSER

Arp Museum Bahnhof Rolandseck

Die Ausstellung im Arp Museum Bahnhof Rolandseck erzählt ab 17. November 2024 eine Kunstgeschichte des Wassers mit rund 50 Meisterwerken der Malerei von 1600 bis in die Moderne. Ausgehend von den Meeresstillleben des Barock und früher Landschaftsmalerei bis zu den Werken des Impressionismus wandelt sich das Bild des Wassers.

Zwischen lebensspendender Schönheit und machtvoller Urgewalt verändern sich sowohl die Darstellungen als auch die Wahrnehmung des fließenden Elements. Die Auseinandersetzung mit dem Thema reflektiert zugleich unsere sich verändernde Sicht auf Landschaft und den menschlichen Umgang mit der Natur. Die besondere Lage des Arp Museums direkt am Rhein und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ahrgebiet öffnet eine zeitbezogene Dimension der Malerei aus vier Jahrhunderten. Deren Deutungshorizont verschiebt sich durch die spürbaren Folgen des Klimawandels bis hin zur Darstellung von Naturkatastrophen.

In der Sammlung Rau für Unicef nehmen besonders die Werke des 19. Jahrhunderts aus Frankreich einen prominenten Raum ein. Herausragende Künstler wie Eugene Louis Boudin, Claude Monet und Paul Signac fanden in der Darstellung des Wassers Inspiration und Ausdrucksstärke.


17.11.2024–27.4.2025 | Arp Museum Bahnhof Rolandseck