Das Deutsche Schuhmuseum Hauenstein präsentiert seit Frühjahr 2022 die spannende Vielfalt von Schuhen mit neuer Konzeption und Gestaltung. In einer ehemaligen Schuhfabrik erwarten die Besucherinnen und Besucher des Pfälzer Schuhorts Hauenstein allerlei Schuhgeschichte(n), Wissenswertes rund um Schuhherstellung, Schuhhandel und Schuhwerbung, sowie ausgewählte Promi-Schuhe und Schuh-Ikonen. Neue Exponate, Bilddokumente und Porträts zahlreicher deutscher Schuhhersteller würdigen den Schuh dabei nicht nur als modisches Statement, sondern erzählen auch von den Schattenseiten der Schuhindustrie gestern und heute.
Das größte ehrenamtlich geführte Museum in Rheinland-Pfalz wird für seine Neupräsentation des Kulturguts „Schuh“ vom Kulturministerium Rheinland-Pfalz als „Museum des Monats September 2023“ ausgezeichnet.
Das 1895 von Karl Schwarzmüller in der Burgstraße gegründete Unternehmen „Gebrüder Schwarzmüller“ gehörte zu den ersten Schuhproduzenten in Hauenstein. 1929 entstand am Standort Turnstraße eine neue, hochmoderne Schuhfabrik im sachlich-funktionalen Bauhaus-Stil. Der schlichte, kubische Baukörper ohne Dachvorsprung erinnert an einen großen weißen Schuhkarton. 1972 ging hier der letzte Schuh in Produktion. 1996 bezog das Deutsche Schuhmuseum das ehemalige Fabrikgebäude und präsentiert seitdem eine einzigartige Schuhsammlung an authentischem Ort.
Bereits im Eingangsbereich des Deutschen Schuhmuseums begrüßt ein Schuh der Superlative die Museumsgäste aus nah und fern. Dieser Treter würde selbst einem Riesen passen: Er ist mit seinen 4,20 Metern Höhe, 7,14 Metern Länge und 2,50 Metern Breite der größte Schuh der Welt.
Auch die Sammlung des Museums ist beeindruckend. Sie umfasst an die 15.000 Exponate, von denen nur ein Bruchteil in der neuen Dauerausstellung, die sich über drei Etagen erstreckt, zu sehen ist. Eine umfangreiche historische Maschinensammlung zur Herstellung von Schuhen, der Nachlass des größten Privatsammlers Europas Ernst Tillmann oder die 4.000 Schuhe umfassende Musterkollektion der Firma Salamander aus der Zeit von 1900 bis 2000 vermitteln in ihrer ganzen Bandbreite wie Stiefel, Slipper und Sandalen hergestellt werden und was Menschen vergangener Jahrhunderte an den Füßen trugen.
Die Schuhsammlung reicht dabei vom 13. bis ins 21. Jahrhundert und einmal rund um den Globus. Sie präsentiert Schuhe, die durch Pop-Ikonen wie Coco Chanel, Twiggy oder David Bowie berühmt wurden, sowie als besonderes Highlight Schuhe von Prominenten.
Die Neupräsentation vermittelt die Grundlagen der Lederverarbeitung sowie Lederarten und alternative Werkstoffe und erläutert das Schuhmacherhandwerk vom Mittelalter bis heute. Eine Rauminstallation dokumentiert die Ursprünge der pfälzischen Schuhindustrie im 18. und 19. Jahrhundert in Pirmasens sowie die damit verbundene Heimarbeit. Auch die ersten Unternehmensgründungen des 19. Jahrhunderts werden anhand pfälzischer Schuhfirmen skizziert. Die aufblühende deutsche Schuhwirtschaft brachte viele bekannte Schuhhersteller hervor, von denen das Museum die wichtigsten porträtiert – unter anderem die älteste deutsche Schuhfirma, die 1838 gegründete Pirmasenser Firma Peter Kaiser sowie Schuhmarken wie Salamander, Elefanten, Birkenstock und mehr.
Den Schattenseiten der Schuhwirtschaft in der Zeit des Nazi-Regimes und des 2. Weltkriegs ist ein eigener Themenbereich gewidmet. Enteignung und Arisierung, Zwangsarbeit und Konzentrationslager, Aufrüstung und Kriegswirtschaft sowie Kriegsende und Notversorgung stehen vielerorts in engem Zusammenhang mit der deutschen Schuhindustrie. Die Geschichte der Romika-Schuhfabrik steht beispielhaft für die Ausbeutung jüdischer Unternehmen während der nationalsozialistischen Diktatur.
Heute stehen globale Fragestellungen des 21. Jahrhunderts im Fokus, die ebenfalls ihren Schatten auf die Schuhwirtschaft werfen, wie die Fabrikation in Billiglohnländern und Schuhe als Massen- und Wegwerfprodukte. Mit der Vorstellung des International Shoe Competence Center (ISC Germany) und der Deutschen Schuhfachschule (DSF) in Pirmasens richtet sich der Blick auf die Fachausbildung und auf die Herausforderungen der Schuhwirtschaft in der Zukunft.
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Das Deutsche Schuhmuseum in Hauenstein ist weit über die Grenzen der Pfalz hinaus bekannt und zählt bundesweit zu den vielfältigsten Schuhsammlungen. Jedes Jahr besuchen 20.000 bis 25.000 Gäste das Museum. Seine Gründung geht zurück auf das 100-jährige Bestehen der Schuhindustrie in Hauenstein im Jahre 1986. Das Jubiläum wurde im Zeichen einer langen, erfolgreichen Tradition der Schuhfabrikation in der Region Südpfalz gefeiert – einst eines der Zentren der deutschen Schuhindustrie. 1996 konnte das Museen schließlich in einer ehemaligen denkmalgeschützten Schuhfabrik der Firma „Gebrüder Schwarzmüller“ eröffnet werden.
Seit 2004 ist das Schuhmuseum eine Stiftung des öffentlichen Rechts. Zuvor stand es in der Trägerschaft der Gemeinde Hauenstein, die auch heute noch Hauptstifter und Eigentümer des Museumsgebäudes ist. Der Stiftung gehören neben der Gemeinde der Bezirksverband Pfalz sowie der Landkreis Südwestpfalz an. Das Museum wird ehrenamtlich geleitet und ist gemessen an den Besucherzahlen und Mitarbeiter:innen eines der größten ehrenamtlich geleiteten Museen in Rheinland-Pfalz.
Die Sammlung des Museums umfasst an die 15.000 Exponate, darunter eine umfangreiche historische Maschinensammlung zur Herstellung von Schuhen, der Nachlass des größten Privatsammlers Europas Ernst Tillmann oder die 4.000 Schuhe umfassende Musterkollektion der Firma Salamander aus der Zeit von 1900 bis 2000, die dem Museum 2018 vom Verein für Geschichte und Heimatpflege Kornwestheim e. V. überlassen wurden. Insgesamt sind derzeit über 4.800 Objekte digital inventarisiert und über museum-digital.de einsehbar. Die Digitalisierung wurde 2019 und 2021 mit Landesmitteln gefördert.
Nach dreijähriger Umbauphase wurde im Frühjahr 2022 die Dauerausstellung mit neuer Konzeption und Gestaltung wiedereröffnet. Die hochwertige Neupräsentation wurde von 2019 bis 2021 aus Landesmitteln gefördert. Im Zuge der grundlegenden und umfassenden Überarbeitung wurde das Museum als Erinnerungs- und Bildungsstätte, das die technischen Entwicklungen in der Schuhindustrie sowie die Bedeutung der Schuhindustrie für die Menschen in der Region anschaulich vermittelt, weiterentwickelt. Auch der barrierefreie Ausbau des Museumsgebäudes sowie der Einsatz interaktiver Multimediastationen standen im Fokus der Förderung.
Die Auszeichnung „Museum des Monats“, die mit 1.000 Euro dotiert ist, wird seit August 2022 vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz ausgelobt. Sie stellt eine Anerkennung der schwierigen Situation im Kulturbereich und zugleich eine Würdigung qualitätvoller Museumsarbeit dar.
Ziel ist es, landesweit die Museumsarbeit kleiner und mittelgroßer Museen in den Fokus zu rücken. Ausgezeichnet werden Museen, die sich mit gelungenen Ausstellungsprojekten z. B. zur Orts-, Regional- oder Landesgeschichte, mit innovativen Vermittlungsideen, interessanten digitalen Angeboten, erfolgreichen Partizipationsprojekten, gelungenen Maßnahmen zur Umsetzung der Barrierefreiheit, außergewöhnlichem gesellschaftlichen Engagement, beispielhaften Projekten zum Sammlungserhalt oder zur Sammlungserschließung oder bemerkenswerten Projekten generationenübergreifenden bürgerschaftlichen Engagements hervortun.
Der Museumsverband Rheinland-Pfalz trifft eine Vorauswahl aus den mit Projektfördermitteln des Landes Rheinland-Pfalz unterstützten nichtstaatlichen Museen. Die Mindestanforderungen an ein Museum müssen erfüllt sein. Alle ausgezeichneten Museen im Überblick gibt es auf der Webseite des Museumsverbands Rheinland-Pfalz:
Museumsverband Rheinland-Pfalz | Museum des Monats (museumsverband-rlp.de)