MUSEUM DES MONATS | OKTOBER 2022

Vom Kulturministerium ausgezeichnet: feuerwehr erlebnis museum Hermeskeil

Im kleinen Hunsrücker Ort Hermeskeil ist der Museumsname Programm: Das Thema Feuerwehr wird zu einem Erlebnis! Ein actionreicher Parcours führt die Gäste durch das Museum. Und dabei ist Mitmachen ausdrücklich erwünscht. Seit der Wiedereröffnung im Jahr 2014 haben über 78.000 begeisterte Besucherinnen und Besucher hier alles Wesentliche über die Kernaufgaben der Feuerwehr „Retten, Löschen, Bergen und Schützen“ erfahren und sind selbst in die Rolle von Feuerwehrleuten geschlüpft!

Interaktives Museum lädt zum Mitmachen ein

Knoten üben, pumpen, stemmen, heben: In der interaktiv gestalteten Mitmachausstellung legen Jung und Alt selbst Hand an. Dabei erleben sie hautnah, wie sich die Aufgaben und Tätigkeiten der Feuerwehr im Laufe der Zeit verändert haben, welche Gefahren und welchen Nutzen Feuer hat, wie man früher Feuer bekämpft hat und wie der Einsatz von Rettungskräften heute funktioniert. Wer möchte, kann ausprobieren, wie anstrengend es ist, eine historische Handdruckspritze zu bedienen, oder wie komplex die unterschiedlichen Lösch- und Rettungstätigkeiten einer modernen Feuerwehr sind. Beeindruckende Schilderungen aus dem Arbeitsalltag „echter“ Feuerwehrleute geben authentische Einblick in die gefahrenvolle Arbeit der Feuerwehr.

Kindgerechte Informationen sorgen für einen kurzweiligen Nachmittag

„Wenn es heute brennt, ruft man ganz schnell die 112 und Hilfe kommt herbei, aber war das schon immer so?“

„Notfälle, Feuer, Blitz und Wasser – die Feuerwehr ist rund um die Uhr im Einsatz und ihre Einsatzkräfte nehmen immer wieder Gefahren auf sich, um anderen zu helfen. Sind Feuerwehrleute also Superhelden?“ 

Diese und andere Fragen beantwortet das feuerwehr erlebnis museum und sorgt vor Ort für kurzweilige und kindgerechte Informationsvermittlung rund um die Feuerwehr. Im Rahmen von speziellen Kinderführungen mit der Handpuppe Max können Kinder alles erfahren, was sie schon immer einmal zum Thema wissen wollten.

Techniksammlung lässt nicht nur Kinderaugen strahlen

Zu guter Letzt dürfen auch die persönliche Schutzausrüstung sowie typische Werk- und Fahrzeuge der Feuerwehr nicht fehlen: Von der alten Handdruckspritze über die Dampfspritze bis zur motorangetriebenen Tragkraftspritze findet sich im feuerwehr erlebnis museum alles, was die Feuerwehr für ihre Arbeit benötigt. Und die ausgestellten Feuerwehroldtimer aus 100 Jahren Technikgeschichte – das älteste Fahrzeug stammt aus dem Jahr 1923 – lassen nicht nur Kinderaugen leuchten. Das beste an ihnen: Sie sind nicht nur zum Anschauen da, man darf auch einsteigen! Was kann es Schöneres geben?


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Ausgezeichnete Museumsarbeit

Erinnern an die Flutkatastrophe – Kulturgutschutz stärken

Heute scheint es beinahe selbstverständlich, dass uns in der Not geholfen werden kann. Die Feuerwehr, das Rote Kreuz, das Technische Hilfswerk und mit ihnen viele andere Hilfsorganisationen sind vor Ort, wenn es einen Notfall gibt. Auch während der Flutkatastrophe im Juli 2021 haben sie bis zur Erschöpfung geholfen, wo sie konnten. Viele von ihnen ehrenamtlich. Aktuell sammelt das feuerwehr erlebnis museum Bildmaterial dieser Feuerwehren im Einsatz, sortiert nach Flüssen und Einsatzorten. Dieses Material soll die Feuerwehrleistungen bei der Flutkatastrophe bundesweit dokumentieren und im Museum über einen interaktiven Monitor zugänglich gemacht werden. Die Sammlung umfasst bereits mehr als tausend Fotos.

Die Flutkatastrophe soll auch Eingang in die Dauerausstellung finden. Bis es so weit ist, zeigt das feuerwehr erlebnis museum eine zum Jahrestag der Flut eröffnete kleine Sonderausstellung: Historische Geräte der Feuerwehr Ahrweiler, deren Feuerwehrhaus bei der Flutkatastrophe zerstört wurde, konnten aus den Trümmern gerettet werden und sind nun in der Ausstellung zur „Flutkatastrophe 2021 in Rheinland-Pfalz“ zu sehen.

„Herzstück der Ausstellung ist das Einsatzfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Schuld, welches den Wassermassen im Ahrtal ebenfalls zum Opfer gefallen ist. Rund um dieses Auto erzählen Bilder und Gegenstände, wie Schlammeimer, Holzbalken und Flutwein, aus den Tagen nach der Flut ihre Geschichte“, erläutert Christoph Unger, 1. Vorsitzender des Fördervereins.

Um den Kulturgutschutz in Rheinland-Pfalz weiter voranzubringen, setzt sich der Museumsverband Rheinland-Pfalz dafür ein, die sogenannten „Blaulichtorganisationen“ stärker für die Rettung von Kulturgut zu sensibilisieren. Das feuerwehr erlebnis museum Hermeskeil ist deshalb ergänzend zur Feuerwehr- und Katastrophenschutzakademie (LFKA) in Koblenz als Schulungszentrum für Feuerwehren in Sachen Kulturgutschutz im Gespräch. Es bringt hierfür alle Voraussetzungen mit, wie Bettina Scheeder, Geschäftsführerin des Museumsverbands Rheinland-Pfalz, erklärt: 

„Bereits jetzt dokumentiert das feuerwehr erlebnis museum Hermeskeil bundesweit die Feuerwehrleistungen bei der Flutkatastrophe. Geplant ist, diese im Museum über einen interaktiven Monitor zugänglich zu machen. Darüber hinaus zieht es neben anderen Zielgruppen auch zahlreiche Brandbekämpfer:innen aus der gesamten Republik an. Gerade deshalb bietet sich dieses Haus – ergänzend zu den Ausbildungsstätten für Feuerwehren – als Sensibilisierungs- und Schulungsort in Sachen Kulturgutschutz an.“

Fit für die Zukunft – dank starkem Ehrenamt!

Seit 1999 engagieren sich die Menschen vor Ort ehrenamtlich für das Hermeskeiler Feuerwehrmuseum, das ursprünglich den Namen „Feuerpatsche“ trug. Nach 16 Jahren ehrenamtlicher Arbeit musste ihr Museum allerdings wegen Brandschutzauflagen schließen. Vor Ort ließ man sich dennoch nicht entmutigen und arbeitete auf eine Neukonzeption des Feuerwehrmuseums als interaktives Erlebnismuseum in neuen Räumlichkeiten mitten im Ort hin. 2007 wurde hierfür eigens ein Förderverein gegründet. Zu dieser Zeit war die Errichtung des Rheinland-Pfälzischen Feuerwehrmuseums dank umfangreicher Förderung durch das Land in greifbare Nähe gerückt.

Seit der Wiedereröffnung unter dem Namen feuerwehr erlebnis museum im Jahr 2014 betreibt der Förderverein Rheinland-Pfälzisches Feuerwehrmuseum Hermeskeil das Erlebnismuseum in Eigenregie. Dazu gehört alles, was zu einem Museumsbetrieb notwendig ist, wie die Besetzung der Kasse, Führungen, Organisation von Veranstaltungen, Planung von Sonderausstellung, Werbung, Veranstaltung von Kindergeburtstagen, Erweiterungen und Instandhaltung der Ausstellung und der Oldtimer. Der Verein hat heute rund 100 Mitglieder. Beide, Verein und Museum, haben sich in den letzten Jahren zudem stark weiterentwickelt:

„Vom kleinen Haus mit rund 1.000 Besucher:innen pro Jahr entwickelte sich das Museum mit moderner Präsentation im dem neuen Haus zu einer touristischen Destination mit rund 10.000 Gästen pro Jahr. Diese gewandelten Bedingungen verlangten insbesondere den ehrenamtlich Betreuenden einiges ab. Als sich 2019 mit dem vom Kulturministerium geförderten Projekt „Museen im Wandel“ die Gelegenheit bot, sich aktiv mit den geänderten Arbeitsbedingungen und dem fehlenden Nachwuchs, insbesondere im Vermittlungsbereich, auseinanderzusetzen, meldete sich der Verein kurzerhand für das Changemanagement-Progamm. Seit rund einem Jahr gibt es nun eine angestellte Kraft, die federführend die Geschäftsführung übernimmt. Um den Wissenstransfer zu sichern, wurden alle Informationen über die ausgestellten Themen und Objekte zusammengetragen, Führungen mitgeschnitten und verschriftlicht. Außerdem startete man einen Medienaufruf, um mit dem entsprechend aufbereiteten Fortbildungsangebot neue Vermittler:innen zu gewinnen. Ein wirkliches beispielhaft agierendes Haus! Das feuerwehr erlebnis museum hat sich den Preis redlich verdient.“, würdigt Bettina Scheeder, die das Programm gemeinsam mit Dr. Eckard Braun von der Universität Koblenz-Landau betreute, die Anstrengungen des Vereins.


Mehr über das Changemanagement-Programm „Museen im Wandel“ erfahren


 

Was ist die Auszeichnung „Museum des Monats“?

Die Auszeichnung „Museum des Monats“, die mit 1.000 Euro dotiert ist, wird seit August 2022 vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz ausgelobt. Nach den Herausforderungen der letzten beiden Jahre, mit denen sich die Museen angesichts der Corona-Pandemie konfrontiert sahen, stellt sie eine Anerkennung der schwierigen Situation im Kulturbereich und zugleich eine Würdigung qualitätvoller Museumsarbeit dar.

Ziel ist es, landesweit die Museumsarbeit kleiner und mittelgroßer Museen in den Fokus zu rücken. Ausgezeichnet werden Museen, die sich mit gelungenen Ausstellungsprojekten z. B. zur Orts-, Regional- oder Landesgeschichte, mit innovativen Vermittlungsideen, interessanten digitalen Angeboten, erfolgreichen Partizipationsprojekten, gelungenen Maßnahmen zur Umsetzung der Barrierefreiheit, außergewöhnlichem gesellschaftlichen Engagement, beispielhaften Projekten zum Sammlungserhalt oder zur Sammlungserschließung oder bemerkenswerten Projekten generationenübergreifenden bürgerschaftlichen Engagements hervortun.

Der Museumsverband Rheinland-Pfalz trifft eine Vorauswahl aus den mit Projektfördermitteln des Landes Rheinland-Pfalz unterstützten nichtstaatlichen Museen. Die Mindestanforderungen an ein Museum müssen erfüllt sein. Alle ausgezeichneten Museen im Überblick gibt es auf der Webseite des Museumsverbands Rheinland-Pfalz:


Museumsverband Rheinland-Pfalz | Museum des Monats (museumsverband-rlp.de)