
Wer hätte das gedacht? In der beschaulichen Touristenstadt Cochem an der Mosel befand sich jahrzehntelang eines der bestgehüteten Geheimnisse der Bundesrepublik. Zwischen den Moselhängen, versteckt im Wohngebiet von Cochem-Cond, lagerten in einem Atombunker 15 Milliarden D-Mark einer geheimen Notstandswährung – selbst die Nachbarn ahnten nichts davon. In den Tresorräumen stapelten sich bald Geldsäcke und Kartons bis unter die Decke.
Die Dokumentationsstätte Bundesbank-Bunker Cochem macht seit 2016 die heute denkmalgeschützte Anlage und ein besonderes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte im Kontext des Kalten Kriegs erlebbar. Wer sich auf eine Zeitreise in die 1960er und 1970er Jahre begeben möchte, ist hier genau richtig!

Gut versteckt in einem Wohngebiet aus den 1950er-Jahren findet sich das ehemalige Sondergebiet der Deutschen Bundesbank nur als kleiner weißer Fleck auf der Stadtkarte. Die Bundesbank erwarb hier Immobilien auf einem weitläufigen Grundstück und errichtete Anfang der 1960er-Jahre ein Schulungs- und Erholungsheim als offiziellen Standort in Cochem. Erst danach begann der geheime Bau des Bunkers. Offiziell hieß es, es entstehe ein unterirdischer Schutzraum für die Bevölkerung.

Der eigentliche Zweck der Anlage blieb zwischen 1964 und 1988 streng geheim. Bereits 1965 wurden die ersten Geldscheine der geheimen Ersatzwährung BBK II eingelagert, bald stapelten sich im Tresorraum Geldsäcke und Kartons bis unter die Decke − ein Milliardenschatz.. Durch zwei Tarnwohnhäuser, die offiziell weiterhin als Schulungszentrum für Bundesbankmitarbeitende genutzt wurden, war die Lagerstätte perfekt getarnt. Das Aussehen der Ersatzwährung blieb bis 2010 geheim. Im Kalten Krieg hätte sie bei einem drohenden Wertverlust der D-Mark durch eingeschleustes Falschgeld als Notwährung zum Einsatz kommen sollen. Mit den Scheinen wurde nie bezahlt, 1988 landeten sie im Schredder.

Und heute? Die Tarnwohnhäusern beherbergen ein Vintage-Hotel. Der Bundesbank-Bunker ist seit knapp 10 Jahren im Rahmen von Führungen für die Öffentlichkeit zugänglich. Im März 2026 feiert das Dokumentationszentrum sein 10-jähriges Bestehen. Und spätestens seit den aktuellen weltpolitischen Entwicklungen ist die Zeit des Kalten Krieges wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Ein Besuch der Dokumentationsstätte Bundesbank-Bunker ist daher längst nicht mehr nur eine Zeitreise in die Vergangenheit, sondern bietet zugleich die Gelegenheit, aktuelle Entwicklungen mit geschärftem Blick zu reflektieren. Museumsbesucherinnen und -besucher können bei einer Führung die atombombensichere Tresoranlage erkunden und dabei Geschichte hautnah erleben – eine Mischung aus spannendem Erlebnis, Museumsgeschichte und politischer Bildung, eingebettet in die besondere Atmosphäre unter den Moselhängen.

Warum wurden fertig gedruckte Geldscheine einer bestehenden, aber nicht gültigen Währung eingelagert? Wie streng geheim lief die Operation ab? Welche Vorkehrungen hätten getroffen werden müssen, um im Bunker 14 Tage vollkommen unabhängig von der Außenwelt zu arbeiten und zu leben? Bei den Führungen durch die etwa 300 Meter lange und 1.500 Quadratmeter große Anlage erfahren Besucherinnen und Besucher die Antworten auf diese und viele weitere spannenden Fragen. Außerdem können sie einen Blick in die damalige Küche sowie in Schlaf- und Arbeitsräume werfen und die Kommunikations-, Strom-, Wasser- und Lüftungstechnik der Zeit bestaunen.

Der Bundesbank-Bunker kann ausschließlich im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Eine Anmeldung für Einzelbesucherinnen und -besucher ist nicht erforderlich. Die offenen Führungen (Dauer ca. 45 Minuten) finden in der Hauptsaison mehrmals täglich statt. Von November bis März gelten eingeschränkte Öffnungszeiten, die auf der Website der Dokumentationsstätte nachzulesen sind. Am Wochenende ist ganzjährig geöffnet.
Für alle, die tiefer in die Geschichte eintauchen möchten, bieten die Themenführungen Insider und Operation Geheim (Dauer ca. 120 Minuten) vertiefende Einblicke in besondere Aspekte der Anlage. Beide Formate eignen sich auch für den Erstbesuch. Gruppen, Vereine und Schulklassen können sämtliche Programme nach Absprache individuell buchen.
Neben den täglich stattfindenden Führungen werden in der Dokumentationsstätte zahlreiche Sonderveranstaltungen angeboten. Diese richten sich unter anderem an Kinder, wie beim Maus-Türöffnertag mit kostenfreien Kinderführungen, oder an Schulklassen im Rahmen des Geschichts- bzw. Demokratietages. Kooperationen mit der Deutschen Bundesbank, zum Beispiel zum Erkennen von Falschgeld, sowie Lesungen, Konzerte und Kunstausstellungen ergänzen das Programm. Ganz aktuell fand erstmals ein Halloween Special statt, bei dem die Bunkeranlage mit Personal, Licht und Sound auf besonders stimmungsvolle Weise zum Leben erweckt wurde.
Rund um die Dokumentationsstätte Bundesbank-Bunker wird aktuell ein LEADER-gefördertes Projekt umgesetzt, das der Biodiversität in der einzigartigen MoselKulturLandschaft zugutekommt. Das neun Hektar große Außengelände, hoch über Cochem und zwischen zwei Naturschutzgebieten gelegen, wird mit Trockenmauern und neuer Bepflanzung bienen- und insektenfreundlich gestaltet. So erhält die örtliche Flora und Fauna Raum zur Entfaltung, während Wandernde Ruhe und Erholung rund um die mediterrane Brauselay genießen können.
Adresse, Kontakt & Infos:
Dokumentationsstätte Bundesbank-Bunker Cochem
Am Wald 35
56812 Cochem
Tel. 02671-9153540
Mail: info(at)bundesbank-bunker.de
Web: www.bundesbank-bunker.de
Öffnungszeiten:
Der Besuch der Bunkeranlage ist nur im Rahmen einer Führung möglich. Gruppen ab 20 Personen melden sich bitte im Vorfeld an. Für Einzelbesucher gelten folgende Öffnungszeiten:
Eintritt:
Anfahrt & Parken:
Keine Parkmöglichkeiten am Bunker. Für den Fußweg planen Sie bitte etwa 20 Minuten ab der Touristinfo Cochem ein (ca. 800m und 60 Höhenmeter). Shuttle ab Endertplatz von 1. Mai bis 1. November täglich jeweils 20 Minuten vor der Führung.
Besonderes Angebot:
Die Auszeichnung „Museum des Monats“ ist mit 1.000 Euro dotiert und wird seit August 2022 vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz ausgelobt. Sie hat zum Ziel, die Museumsarbeit vor allem kleiner und mittelgroßer Museen landesweit in den Fokus rücken. Ausgezeichnet werden Museen, die sich mit gelungenen Ausstellungsprojekten zur Orts-, Regional- oder Landesgeschichte, mit innovativen Vermittlungsideen, interessanten digitalen Angeboten, erfolgreichen Partizipationsprojekten, gelungenen Maßnahmen zur Umsetzung der Barrierefreiheit, außergewöhnlichem gesellschaftlichem Engagement, beispielhaften Projekten zum Sammlungserhalt oder zur Sammlungserschließung oder bemerkenswerten Projekten generationenübergreifenden bürgerschaftlichen Engagements hervortun. Unterstützt wird das Kulturministerium bei der Auswahl der Auszeichnungen vom Museumsverband Rheinland-Pfalz. Alle ausgezeichneten Museen im Überblick gibt es auf der Webseite des Museumsverbands Rheinland-Pfalz:
Museumsverband Rheinland-Pfalz | Museum des Monats
