Das Museum der Stadt Alzey entführt Besucherinnen und Besucher auf eine Zeitreise durch die Geschichte und Kultur Rheinhessens und des sogenannten „Alzeyer Lands“. Es befindet sich im ehemaligen städtischen Hospital, einem im Kern aus dem 16. Jahrhundert stammenden Gebäude, das durch den skulpturalen Anbau der Steinhalle Geschichte und Gegenwart, Tradition und Moderne verbindet. Die Dauerausstellung erstreckt sich dabei über drei Stockwerke und umfasst Exponate aus 290 Millionen Jahre Natur- und Kulturgeschichte von der fossilen „Seekuh Elsa“ über römische Weihesteine und fränkischen Goldschmuck bis hin zur Druckerpresse aus dem 19. Jahrhundert und einem Bomben-Blindgänger aus dem 2. Weltkrieg. Ein besonderes Highlight ist die „Geburtsurkunde“ Alzeys, die den Ort als eine der ältesten Städte Deutschlands ausweist. In Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv und dank seiner gut ausgestatteten Bibliothek zur Regionalgeschichte fungiert das Museum als zentrale Anlaufstelle für die Erforschung der Geschichte des „Alzeyer Landes“.
Das Museum hat täglich für seine Gäste geöffnet: Montag bis Freitag von 10:00 bis 12:30 Uhr und 13:30 bis 16:30 Uhr; Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 10:00 bis 12:00 Uhr und 14:00 bis 16:30 Uhr.
Im Erdgeschoss widmet sich das stadt- und regionalgeschichtliche Museum der Historie Alzeys und seines Umlandes vom Mittelalter bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Hier begegnen die Gäste der „Alzeyer Symbolfigur“ Volker von Alzey, dem ritterlichen Spielmann aus dem Nibelungenlied, oder Georg Scheu, dem Alzeyer Pionier der Rebenzüchtung, auf den unter anderem die Scheurebe zurückgeht. Ein weiterer Schwerpunkt dieser Abteilung ist die Geschichte der Juden im Alzeyer Land.
Die im Jahr 2023 eröffnete moderne Steinhalle bietet durch ihre skulpturale Architektur einen sakral anmutenden Rahmen für die Sammlung römischer Altar- und Weihesteine aus dem ersten bis dritten Jahrhundert n. Chr. Großformatige Panoramascheiben ermöglichen auch von außen Blicke auf die antiken Schätze des Museums. Die Altäre bzw. Weihesteine, Teile von Jupitersäulen und Architekturfragmente stammen aus dem zerstörten vicus Altiaium, wie das römische Alzey hieß, und waren im Fundament eines Großbaus des späteren Kastells verbaut. Spektakuläre Neufunde, so ein Mater Magna-Altar und Teile eines Götterpfeilers, kamen zuletzt im Jahr 2003 zu Tage. Zusammen vermitteln Altäre und Göttersteine nicht nur ein eindrucksvolles Bild des Alzeyer Götterhimmels zur Römerzeit, der Götter und Göttinnen aus dem Mittelmeerraum ebenso wie einheimisch keltische Gottheiten vereinte. Zahlreichen Heil- und Quellgottheiten unter ihnen verweisen zudem auf einen florierenden Kurbetrieb. Heilquellen mit schwefelhaltigem Wasser bildeten die Grundlage für das römische „Bad Alzey“.
Im ersten Obergeschoss sind chronologisch geordnet altsteinzeitliche Faustkeile, neolithische Keramik, keltisches Glas- und Metallhandwerk, Amphoren und Terra Sigillata der Römer und wertvoller fränkischer Goldschmuck ausgestellt. Die ausgestellten Sammlungsstücke reichen dabei von der Altsteinzeit über die Bronze-, Eisen- und Römerzeit bis in die Merowingerzeit und dokumentieren damit einen Zeitraum von über 100.000 Jahren. Ein besondere Highlight ist die „Geburtsurkunde“ Alzeys, in Form eines Altarsteins vom 22. November 223 n. Chr., der Alzey als eine der ältesten Städte Deutschlands ausweist.
Das zweite Obergeschoss widmet sich den Fossilien des einstigen Meeres im Mainzer Becken: Muscheln und Schnecken, Korallen und Armfüßler, Seefedern, Papageifische und Rochen sind dort zu entdecken. Haie und Elsa, die Seekuh, bevölkerten das damalige Rheinhessen-Meer. Eine von lokalen Künstlerinnen und Künstlern gestaltete Szenerie lässt die maritime Fauna vor über 30 Millionen Jahren lebendig werden, als Alzey noch am Meer lag.
Seit 2023 ist das Museum barrierefrei. Der Zugang ist durch Rampen am Gebäude sowie durch einen Fahrstuhl in alle Stockwerke gesichert. Für seheingeschränkte Menschen führt ein taktiles Bodenleitsystem zu speziellen Angeboten, und zahlreiche Spiel- und Arbeitsstationen sind mit unterfahrbaren Tastmodellen und Kurzinformationen in taktiler Schrift ausgestattet. Über QR-Codes können Menschen mit Leseschwierigkeiten Informationen zu den Exponaten abrufen. Speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Einschränkungen zugeschnittene museumspädagogische Programme ergänzen das Angebot – etwa für Senioren mit Handicaps oder für Menschen mit demenziellen Erkrankungen. Seit 2018 unterstützt ein vom Museumsverband Rheinland-Pfalz e. V. gestifteter Erinnerungskoffer die Aktivitäten mit Senioren. Nach vorheriger Terminvereinbarung besucht die Museumspädagogin Seniorenveranstaltungen außerhalb des Museums. Einsatz findet er etwa in den betreuten Wohngruppen der Rheinhessen-Fachklinik.
Die Museumspädagogik im Alzeyer Museum bietet darüber hinaus Besuchergruppen aller Altersklassen – von Kindergartenkindern über Schulklassen bis zu Seniorengruppen – vielfältige Zugänge zu den Ausstellungen und vermittelt Einblicke in die Themen der Kulturinstitution. Eine spezielle Veranstaltungsreihe für Kinder „KIMA“ (Kinder im Museum Alzey) lädt bereits seit über 20 Jahren Kinder einmal im Monat ein, sich kreativ und handwerklich zu betätigen.
In den Ferien finden Kinder ebenfalls seit Jahrzehnten den Weg ins Museum. Sie können hierbei die Museumsräume in ungewohnter Weise erleben: Zwischen den Vitrinen wird gemalt, gebastelt, gewerkelt, Musik gemacht, Theater gespielt, gekocht und sogar übernachtet. Auch Kindergeburtstage können im Museum begangen werden. Verschiedene Rallyes ermöglichen es Familien und Kindern zudem, das Museum und seine Abteilungen selbstständig zu erkunden. Medienstationen vermitteln spielerisch Wissenswertes zu Volker von Alzey und den römischen Denkmälern in der Steinhalle. Wer diese Stationen vor Ort nutzt, kann das Museum mit einem Volker-Diplom oder einer selbst gestalteten Jupitersäule auf dem Handy verlassen.
Das Museum Alzey ist seit jeher ein „Museum von Bürgern“. Ohne das ehrenamtliche Engagement von derzeit mehr als 30 aktiven Personen wäre das Museum nicht denkbar. Die Mehrheit übernimmt Aufsichtsdienste an Wochenenden und Feiertagen, während andere im Hintergrund technische Unterstützung leisten, die Webseite betreuen, fotografische Arbeiten durchführen oder die Bibliothek verwalten. Lange bevor der Begriff der „citizen scientists“ gebräuchlich wurde, arbeitete das Museum bereits mit verschiedenen Gruppen aus der Bürgerschaft Alzeys und des Alzeyer Landes an der Konzeption und Umsetzung von Sonderausstellungen. Langjährige Arbeitsgemeinschaften konnten sogar grundlegende Forschungsarbeiten zur Geschichte des Nationalsozialismus in der Region und zur Geschichte der Rheinhessen-Fachklinik Alzey in umfangreichen Begleitbänden zu den erarbeiteten Ausstellungen vorlegen.
Die Auszeichnung „Museum des Monats“ ist mit 1.000 Euro dotiert und wird seit August 2022 vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz ausgelobt. Sie hat zum Ziel, die Museumsarbeit vor allem kleiner und mittelgroßer Museen landesweit in den Fokus rücken. Ausgezeichnet werden Museen, die sich mit gelungenen Ausstellungsprojekten zur Orts-, Regional- oder Landesgeschichte, mit innovativen Vermittlungsideen, interessanten digitalen Angeboten, erfolgreichen Partizipationsprojekten, gelungenen Maßnahmen zur Umsetzung der Barrierefreiheit, außergewöhnlichem gesellschaftlichem Engagement, beispielhaften Projekten zum Sammlungserhalt oder zur Sammlungserschließung oder bemerkenswerten Projekten generationenübergreifenden bürgerschaftlichen Engagements hervortun. Unterstützt wird das Kulturministerium bei der Auswahl der Auszeichnungen vom Museumsverband Rheinland-Pfalz. Alle ausgezeichneten Museen im Überblick gibt es auf der Webseite des Museumsverbands Rheinland-Pfalz:
Museumsverband Rheinland-Pfalz | Museum des Monats