MUSEUM DES MONATS | Juni 2023

Vom Kulturministerium ausgezeichnet: Museum Uhl'sches Haus Göllheim

Das Museum Uhl'sches Haus in der Nordpfälzer Gemeinde Göllheim beherbergt eine Sammlung zu Geschichte, Archäologie, Architektur und Kultur in und um Göllheim. Schwerpunkt ist die mittelalterliche Ritterschlacht am Hasenbühl von 1298, die sich 2023 zum 725. Mal jährt. Das repräsentative Wohnhaus der Familie Uhl zeugt mit seiner reich dekorierten Fassade und der originalen Innenausstattung noch heute von der großbürgerlichen Wohnkultur der Erbauer. Neben regionalgeschichtlichen Zeugnissen lassen Hörstationen, Dokumentarfilme, Objekte zum Anfassen und Ausprobieren, Kostümführungen sowie ein Museumscafé im historischen Ambiente die Göllheimer Geschichte lebendig werden.

Das Museum wird anlässlich des 725. Jubiläums der Schlacht am Hasenbühl vom Kulturministerium Rheinland-Pfalz als Museum des Monats Juni 2023 ausgezeichnet. Es ist als lebendige Begegnungsstätte der Göllheimer Bürgerinnen und Bürger Katalysator für die Kulturentwicklung im Ort und Mittelpunkt des Göllheimer Kulturkarrees.

Die Schlacht am Hasenbühl 1298: Die Karten der Macht werden neu gemischt

Vor 725 Jahren, am 2. Juli 1298, standen sich die beiden Kontrahenten um die Königskrone der römisch-deutsche König Adolf von Nassau und sein Herausforderer und Gegenkönig Herzog Albrecht von Habsburg auf dem Hasenbühl gegenüber, einem knapp 250 Meter hohen Hügel auf der Gemarkung Göllheim. Der König beabsichtigte, sich durch einen gewagten Angriff Krone und Herrschaft zu sichern, doch das Schicksal nahm seinen Lauf: Adolf fiel und der Habsburger triumphierte. Die Macht verlagerte sich in der Folge in den Südosten des Heiligen Römischen Reichs nach Wien.

Adolfs trauernde Witwe Imagina ließ der Legende nach an der Stelle, an der der Nassauer Krone und Leben verlor, ein steinernes Gedenkkreuz errichten – das Königskreuz in der heute gleichnamigen Straße in Göllheim. Im Rittersaal des Museums im Haus Uhl erleben Museumsgäste diese für die Geschichte folgenreiche Schlacht nach: Im Zentrum steht dabei das große Schlachtendiorama, das den Verlauf des Kampfes dokumentiert, eine Medienstation lässt das Ereignis „hörbar“ lebendig werden. Junge Besucherinnen und Besucher schlüpfen in die Rolle eines Ritters und erleben „hautnah“, wie sich Ritter auf dem Schlachtfeld fühlten.

Gilo, der Franke: Wie in Göllheim alles begann!

Der Name Göllheim geht auf einen fränkischen Siedler namens Gilo im 8. Jahrhundert zurück. Funde wie Pfeilspitzen, Schmuckstücke und Gerätschaften aus dem 6. und 7. Jahrhundert belegen die frühe Besiedlung des Gebiets um Göllheim. Auch die Römer haben in Göllheim ihre Spuren hinterlassen, wie archäologische Funde auf der Gemarkung belegen. Teile einer römischen Wasserleitung, römische Münzen, ein Steinsarkopharg und kunsthandwerkliche Objekte lassen sich im Haus Uhl und vor dem Bürgerhaus Haus Gylnheim bestaunen.

Ausgehend von den Anfängen Göllheims begeben sich Besucherinnen und Besucher im Museum auf eine Zeitreise durch die Geschichte der nordpfälzischen Gemeinde am Fuße des Donnersbergs. Historisch bedeutsame Ereignisse von damals bis heute werden optisch ansprechend auf einem Zeitstrahl präsentiert. Auch die Geschichte des Haus Uhls sowie die Geschichte der Erbauerfamilie sind liebevoll aufbereitet.

Göllheimer Lagune: Als Göllheim noch am Meer lag

Wussten Sie, dass Göllheim einst am Meer lag? Im Uhl'schen Haus können Sie in die vergessene Welt des Tertiärs eintauchen und „hörend“ und „sehend“ alles über dieses Erdzeitalter erfahren. Eng verbunden mit dem Tertiär ist die Werkgeschichte der Zementfabrik Dyckerhoff vor den Toren Göllheims. Von der Kalkschnecke des Tertiärs zum Zement im Sockel der New Yorker Freiheitsstatue scheint es rückblickend nur ein kleiner Schritt zu sein, doch die hundertfünfzigjährige Geschichte des Unternehmens bezeugt, welcher Mühen und technologischer Kunst es bedurfte, bis der Werkstoff Zement zu dem wurde, was er heute ist – der wichtigste Stoff für unsere Hausträume.

Puppensammlung: Kinderträume der Vergangenheit

Das Museum beherbergt eine einzigartige Sammlung historischer Puppenstuben und Puppen. Es sind besonders die Porzellankopfpuppen aus dem Biedermeier oder der Gründerzeit, jene edel gekleideten Damen, die in den Besucherinnen und Besuchern nostalgische Gefühle auslösen, oder die vielen pausbäckigen Babys und Kleinkinder mit ihren Kulleraugen und Spitzenkleidchen, die die Kindheit der Kaiserzeit auferstehen lassen. Doch auch der große Umbruch in der Puppenindustrie wird anhand der „modernen“ Schildkrötpuppen der Vierziger, Fünfziger und Sechziger dokumentiert. Die Ausstellung gibt Einblicke in die Herstellung der kostbaren Porzellanpuppen und zeigt einen Querschnitt durch alle Erfolgsmodelle der jeweiligen Jahrzehnte.


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HINTERGRUNDINFORMATION

Ausgezeichnete Museumsarbeit

Das im Jahr 2015 nach umfangreicher Sanierung wiedereröffnete Museum Uhl’sches Haus bietet seinen Besuchern auf zwei Stockwerken und rund 300 qm Ausstellungsfläche spannende Einblicke in die Göllheimer Geschichte und das Leben vor Ort. Dank eines neuen Ausstellungskonzeptes und interaktiver Medienstationen für Besucherinnen und Besucher jeglichen Alters wurde das 1979 gegründete Museum „ansprechend“ und vor allem „begreifbar“ modernisiert.

Träger sind die Gemeinde und der Kulturverein Göllheim e.V. Die Vereinsmitglieder betreuen das Museum ehrenamtlich, gewährleisten den Museumsbetrieb, organisieren Veranstaltungen und entwickeln neue Vermittlungsformate – etwa spezielle Mitmach-Angebote für Kinder, Sonderveranstaltungen zum Internationalen Museumstag oder zum Tag des offenen Denkmals, Kostümführungen und Kaffeenachmittage für Senioren. Auch die örtlichen Kindergärten und Schulen sind regelmäßig zu Gast. Darüber hinaus übernimmt der Verein die Pflege der Museumssammlung sowie die Einrichtung von Sonderausstellungen. Aktuell verfolgt er die Implementierung des Themenfelds „Jüdisches Leben in Göllheim“ und den Dreh eines neuen Museumsfilms. Dieser soll für das Haus werben und Interesse an der Göllheimer Geschichte wecken. Beide Projekte werden aus LEADER-Fördermitteln der EU zur Entwicklung ländlicher Regionen gefördert.

Das Museum Uhl’sches Haus ist kultureller Mittelpunkt des Göllheimer Kulturkarrees. Ergänzt wird das Karree durch eine Bücherei sowie die angrenzende Kulturscheune samt Außenbühne für Theater-, Konzert- oder Kulturveranstaltungen. In der renovierten Kulturscheune veranstaltet der Kulturverein seit einigen Jahren Kunstausstellungen. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Karree befinden sich zwei weitere Ausstellungsorte, „Die Kleine Galerie im Kerzenheimer Tor" und der Gaulstall. Beide werden gemeinsam mit dem Kunstverein Donnersberg bespielt. Seit diesem Jahr gehört nicht zuletzt die Laienspielgruppe „Kulturkarree-Theater" zum Kulturverein. Anlässlich des 725. Jubiläums der mittelalterlichen Schlacht am Hasenbühl wird am 22. und 23. Juli 2023 erstmals ein abendfüllendes Theaterstück präsentiert.

Die Vorsitzende des Kulturvereins Göllheim e.V., Doris Bugiel, erklärt die Besonderheit des kulturellen Lebens in Göllheim folgendermaßen: „Kulturarbeit ist in Göllheim ein zentrales Element des gesellschaftlichen Lebens, weil unser Ort mehr ist als eine Wohnstätte. Das Museum ist daher nicht nur Hort historischer Sammlungen, sondern auch lebendige Begegnungsstätte der Göllheimer Bürgerinnen und Bürger.“
 

Was ist die Auszeichnung „Museum des Monats“?

Die Auszeichnung „Museum des Monats“, die mit 1.000 Euro dotiert ist, wird seit August 2022 vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz ausgelobt. Nach den Herausforderungen, mit denen sich die Museen angesichts der Corona-Pandemie konfrontiert sahen, stellt sie eine Anerkennung der schwierigen Situation im Kulturbereich und zugleich eine Würdigung qualitätvoller Museumsarbeit dar.

Ziel ist es, landesweit die Museumsarbeit kleiner und mittelgroßer Museen in den Fokus zu rücken. Ausgezeichnet werden Museen, die sich mit gelungenen Ausstellungsprojekten z. B. zur Orts-, Regional- oder Landesgeschichte, mit innovativen Vermittlungsideen, interessanten digitalen Angeboten, erfolgreichen Partizipationsprojekten, gelungenen Maßnahmen zur Umsetzung der Barrierefreiheit, außergewöhnlichem gesellschaftlichen Engagement, beispielhaften Projekten zum Sammlungserhalt oder zur Sammlungserschließung oder bemerkenswerten Projekten generationenübergreifenden bürgerschaftlichen Engagements hervortun.

Der Museumsverband Rheinland-Pfalz trifft eine Vorauswahl aus den mit Projektfördermitteln des Landes Rheinland-Pfalz unterstützten nichtstaatlichen Museen. Die Mindestanforderungen an ein Museum müssen erfüllt sein. Alle ausgezeichneten Museen im Überblick gibt es auf der Webseite des Museumsverbands Rheinland-Pfalz:


Museumsverband Rheinland-Pfalz | Museum des Monats (museumsverband-rlp.de)