Das Deutsche Bimsmuseum in Kaltenengers ist ein besonderer Ort regionaler Industriekultur. Auf dem Gelände der ehemaligen Bimsfabrik Dott dokumentiert das Museum eindrucksvoll die Geschichte der Bimssteinproduktion im Neuwieder Becken – von den handwerklichen Anfängen im 19. Jahrhundert bis hin zur maschinellen Fertigung. Wer hierherkommt, erlebt ein wichtiges Kapitel der Bau- und Wirtschaftsgeschichte Rheinland-Pfalz – anschaulich, konkret und mit lokalem Bezug.
Das Bimsmuseum ist dabei mehr als ein Technikmuseum. Es ist ein Ort, an dem regionale Erinnerungskultur gelebt wird. Errichtet wurde es mit großem ehrenamtlichem Einsatz – viele der Beteiligten stammen aus der Region und haben einen persönlichen Bezug zur Bimsindustrie. Diese Verwurzelung zeigt sich auch im Detail: Jedes Exponat, jede Station ist mit Sachverstand, Sorgfalt und historischer Genauigkeit gestaltet. Das Deutsche Bimsmuseum gehört zum Eifeler Vulkanpark mit insgesamt sieben Info- und Erlebniszentren und 16 Natur-, Kultur- und Industriedenkmälern.
ACHTUNG: Der Besuch sollte aktuell eine Woche im Voraus per Mail unter info(at)bimsmuseum.de angemeldet werden.
Als vor rund 13.000 Jahren der Laacher-See-Vulkan ausbrach, legte sich eine dicke Schicht Bims über das Neuwieder Becken. Das zunächst unscheinbar wirkende Material sollte sich Jahrtausende später als wertvoller Rohstoff erweisen. Denn das helle, poröse Gestein ist ein echtes Multitalent: extrem leicht, gut formbar und doch erstaunlich belastbar. Millionen feiner Hohlräume machen Bims zu einem idealen Dämmstoff – und zu einem gefragten Baustoff für die industrielle Fertigung von Mauersteinen.
Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckten erste Betriebe das Potenzial des vulkanischen Gesteins. Bims wurde zum Schlüsselmaterial im Haus- und Siedlungsbau und trieb die industrielle Entwicklung in der Region entscheidend voran. Nach dem Zweiten Weltkrieg spielte die Bimsindustrie dann eine zentrale Rolle beim Wiederaufbau. Bis heute ist der Stein gefragt. Ob im Gartenbau, in der Filtertechnik, als Zuschlagstoff in der Leichtbetonproduktion oder sogar bei der Fußpflege – Bims bleibt ein vielseitiger Begleiter in vielen Bereichen.
Auf einem großen Freigelände vermitteln 36 Stationen die technischen Entwicklungen der Bimsverarbeitung – von einfachen Klopftischen über Handschlagmaschinen bis hin zur modernen Ringanlage. Entlang der ehemaligen Produktionsanlagen wird die gesamte Prozesskette vom Abbau des Rohstoffs über seine Verarbeitung bis zur Anwendung im Bau anschaulich dargestellt. Zahlreiche Originalmaschinen sind zu sehen. Auch die Entwicklung der Produkte – vom einfachen Vierzollstein bis zum wärmedämmenden Stein für Passivhäuser – wird erläutert. Gleichzeitig rückt das Bimsmuseum den Wandel der Arbeitswelt und die soziale Bedeutung der Industrie für die Region in den Fokus.
Die Auszeichnung als „Museum des Monats“ würdigt das außergewöhnliche Engagement hinter dem Deutschen Bimsmuseum. Es zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie eine regionale Industriegeschichte mit großer Sorgfalt dokumentiert, bewahrt und vermittelt werden kann. Besonders hervorzuheben sind der authentische Ort, die technische Nachvollziehbarkeit der Prozesse und die gelungene Verbindung von Industrie-, Natur- und Alltagsgeschichte. Das Museum leistet einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Bildung in Rheinland-Pfalz – und macht deutlich, dass Industriekultur lebendig, anschaulich und zugänglich sein kann.
Die Auszeichnung „Museum des Monats“ ist mit 1.000 Euro dotiert und wird seit August 2022 vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz ausgelobt. Sie hat zum Ziel, die Museumsarbeit vor allem kleiner und mittelgroßer Museen landesweit in den Fokus rücken. Ausgezeichnet werden Museen, die sich mit gelungenen Ausstellungsprojekten zur Orts-, Regional- oder Landesgeschichte, mit innovativen Vermittlungsideen, interessanten digitalen Angeboten, erfolgreichen Partizipationsprojekten, gelungenen Maßnahmen zur Umsetzung der Barrierefreiheit, außergewöhnlichem gesellschaftlichem Engagement, beispielhaften Projekten zum Sammlungserhalt oder zur Sammlungserschließung oder bemerkenswerten Projekten generationenübergreifenden bürgerschaftlichen Engagements hervortun. Unterstützt wird das Kulturministerium bei der Auswahl der Auszeichnungen vom Museumsverband Rheinland-Pfalz. Alle ausgezeichneten Museen im Überblick gibt es auf der Webseite des Museumsverbands Rheinland-Pfalz:
Museumsverband Rheinland-Pfalz | Museum des Monats