MUSEUM DES MONATS | JANUAR 2023

Vom Kulturministerium ausgezeichnet: Blüchermuseum der Stadt Kaub

In der Neujahrsnacht 1813/14 überquerte Gerhard Leberecht von Blücher (1742-1819), preußischer Feldmarschall und Befehlshaber der schlesischen Armee, mit seinen Truppen bei Kaub den Rhein und leitete mit seinem Sieg über die französischen Truppen das Ende der napoleonischen Herrschaft über Deutschland ein.

Das Blüchermuseum der Stadt Kaub befindet sich im damaligen Hauptquartier Blüchers, dem ehemaligen Gasthaus „Zur Stadt Mannheim“, einem schönen 1780 errichteten Barockbau. Von hier aus befahl Blücher den Bau der legendären Pontonbrücke, auf der innerhalb von nur fünf Tagen rund 50.000 Soldaten, 15.000 Pferde und 182 Kanonen der Schlesischen Armee den Rhein überquerten.

In diesen Räumen ersann er außerdem zusammen mit den führenden Männern seines Generalstabes das weitere Vorgehen für den Winterfeldzug 1814 gegen die nach der Völkerschlacht bei Leipzig geschwächten napoleonischen Truppen. Seine Strategie führte zur Eroberung Paris und zur Abdankung Napoleons. Blücher, der als „Marschall Vorwärts“ in die Geschichtsbücher eingehen sollte, trug somit wesentlich dazu bei, dass das Königreich Preußen beim Wiener Kongress zu den Siegermächten gehörte. Heute ist im ehemaligen Gasthaus „Zur Stadt Mannheim“ der Rheinübergang Blüchers in kulturhistorischem Zusammenhang dargestellt. 


Blüchermuseum in 360° – Virtueller Museumsrundgang


 

Museum beherbergt ein Stück europäischer Geschichte!

Das Blüchermuseum der Stadt Kaub versetzt Besucherinnen und Besucher mit seiner historischen Einrichtung und seiner Sammlung militärischer, künstlerischer und zeitgenössischer Erinnerungsstücke in das europäische Schicksalsjahr 1813/1814 und bringt ihnen an historischer Stätte ein Stück europäischer Geschichte nahe.
 

Zwei mit Original-Mobiliar und Leinwandtapete ausgestattete Räume vermitteln ein Bild gehobener bürgerlicher Wohnkultur um 1800. An Blücher persönlich erinnern seine Tabaks- und Schnupftabaksdose, ein rechter Handschuh, eine Schreibmappe und einige Briefe. Die Militaria-Sammlung aus der Zeit der Freiheitskriege vermittelt einen Überblick über Waffen, Uniformen und Ausrüstungsgegenstände der preußischen Soldaten von 1813/15.


Online-Sammlung via museum-digital


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Ausgezeichnete Museumsarbeit: Vorbildliches Engagement – Baukultur erhalten

Das Blüchermuseum wurde 1913 gegründet. Die damalige Besitzerin ließ sich davon überzeugen, das Gasthaus „Zur Stadt Mannheim“ mit den originalen Räumen für die Nachwelt zu erhalten und als Museum zur Verfügung zu stellen. Nach dem Tod der Besitzerin wechselten die Besitzverhältnisse mehrfach, bis 1979 wurden die Räumlichkeiten jedoch wenig Veränderungen unterzogen. Um einer drohenden Umgestaltung entgegenzuwirken, entschlossen sich die Stadt Kaub und das zuständige Amt für Denkmalschutz, das ehemalige Gasthaus und Hauptquartier Blüchers unter Denkmalschutz zu stellen.

Erst 2009 konnte die Stadt Kaub selbst das Gebäude ankaufen und mit Hilfe von Fördermitteln eine Restaurierung und Generalsanierung einleiten. Sämtliche Arbeiten wurden von der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) begleitet. Von 2010 bis 2013 wurde das vordere Gebäude generalsaniert und die Inneneinrichtung restauriert. Ein besonderes Schmuckstück der Wohnkultur um 1800 konnte auf diese Weise erhalten werden: Die einmaligen, handbemalten Leinwandtapeten im Gasthaus „Zur Stadt Mannheim“ wurden von Fachleuten wiederaufgearbeitet und erstrahlen seitdem in neuem Glanz. Seit 2013 ist das ehemalige Gasthaus als Museum wieder der Öffentlichkeit zugänglich und gibt einen authentischen Einbick in das Hauptquartier Blüchers. Ein zweiter Bauabschnitt mit weiteren Gebäudeteilen erfolgte in den Jahren 2014 bis 2017.

Die Instandsetzungsarbeiten wären ohne das tatkräftige Engagement der Kauber Bürgerinnen und Bürger und der ortsansässigen Vereine nicht möglich gewesen. Insbesondere der 1982 gegründete „Verein der Freunde und Förderer des Blüchermuseums Kaub e. V.“ unterstützte die Arbeiten handwerklich wie auch finanziell. Allein im ersten Bauabschnitt erbrachten die Mitglieder ca. 4.000 Arbeitsstunden für „ihr“ Museum. Der Vorsitzende des Freundeskreises Dieter Weber berichtet: „Im zweiten Bauabschnitt wurden die Stunden gar nicht mehr gezählt, es wurde nur noch mit angepackt! Das ehrenamtliche Engagement jedenfalls war ungebrochen, unserer Mitglieder haben unzählige Stunden in die Sanierung investiert.“

Die Maßnahmen der Sanierung wurden durch die Bundesrepublik Deutschland, das Land Rheinland-Pfalz, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Verbandsgemeinde Loreley, die Stadt Kaub und den Förderverein des Blüchermuseums begleitet. 2019 wurde das Projekt als „Vorbildliches Bauwerk“ von der Initiative Baukultur ausgezeichnet. Anerkannt wird damit das Engagement für qualitätsvolles Bauen, für die Bewahrung, Weiterentwicklung und Förderung der Baukultur.

Der Förderverein zeichnet sich ebenfalls für die Erweiterung der Sammlung und Dauerausstellung verantwortlich. Dieser erfolgt vonseiten des Vereins mit Vorsicht und Sachverstand. Die Innere Führung der Bundeswehr Koblenz zählt mit ihren geschulten NATO-Offizieren und Soldaten zu den regelmäßigen Besuchern des Blüchermuseums.

Was ist die Auszeichnung „Museum des Monats“?

Die Auszeichnung „Museum des Monats“, die mit 1.000 Euro dotiert ist, wird seit August 2022 vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz ausgelobt. Nach den Herausforderungen der letzten beiden Jahre, mit denen sich die Museen angesichts der Corona-Pandemie konfrontiert sahen, stellt sie eine Anerkennung der schwierigen Situation im Kulturbereich und zugleich eine Würdigung qualitätvoller Museumsarbeit dar.

Ziel ist es, landesweit die Museumsarbeit kleiner und mittelgroßer Museen in den Fokus zu rücken. Ausgezeichnet werden Museen, die sich mit gelungenen Ausstellungsprojekten z. B. zur Orts-, Regional- oder Landesgeschichte, mit innovativen Vermittlungsideen, interessanten digitalen Angeboten, erfolgreichen Partizipationsprojekten, gelungenen Maßnahmen zur Umsetzung der Barrierefreiheit, außergewöhnlichem gesellschaftlichen Engagement, beispielhaften Projekten zum Sammlungserhalt oder zur Sammlungserschließung oder bemerkenswerten Projekten generationenübergreifenden bürgerschaftlichen Engagements hervortun.

Der Museumsverband Rheinland-Pfalz trifft eine Vorauswahl aus den mit Projektfördermitteln des Landes Rheinland-Pfalz unterstützten nichtstaatlichen Museen. Die Mindestanforderungen an ein Museum müssen erfüllt sein. Alle ausgezeichneten Museen im Überblick gibt es auf der Webseite des Museumsverbands Rheinland-Pfalz:


Museumsverband Rheinland-Pfalz | Museum des Monats (museumsverband-rlp.de)