Der Besuch des Klüsserather Krippenmuseums „Haus der Krippen – Domus Praesepiorum“ ist nicht nur zur Weihnachtszeit ein besonderes Erlebnis für seine Gäste aus Nah und Fern. Seinen Namen verdank das Museum der Nähe zur bedeutenden Römerstadt Trier sowie dem Umstand, dass Klüsserath an der Römischen Weinstraße liegt. „Domus Praesepiorum“ ist lateinisch und heißt „Haus der Krippen“.
Die Sammlung ist in Rheinland-Pfalz und auch darüber hinaus einzigartig. An die 90 Krippen aus aller Welt und durch zwei Jahrhunderte werden im Haus der Krippen stimmungsvoll präsentiert. Neben historischen moseltypischen Krippen beherbergt das Museum Krippen aus aller Welt und aus verschiedenen Kulturkreisen genauso wie zeitgenössische Krippen aus dem In- und Ausland. Das älteste Ausstellungsstück ist eine Passionskrippe aus dem Jahr 1790. Sie entführt – wie die anderen historischen Krippen auch – in eine Zeit, in der Krippenschauen aufgrund des verbreiteten Analphabetismus als visuelle Darstellung des Wort Gottes noch Missionscharakter hatten.
Eingebettet in die wunderschöne Weinlandschaft der Mittelmosel ist das Museumsgebäude im Ortskern des Winzerortes Klüsserath ebenfalls ein bemerkenswertes Schmuckstück. Schon von weitem grüßt die Pforte mit einer eigens für das Museum angefertigten Glasmalerei, die die Geburt Jesu Christi zeigt. Das um 1680 erbaute dreigeschossige Winzerhaus gilt als eines der letzten erhaltenen moselländischen Winkelhäuser und gibt mit Scheune, Ökonomiegebäude und Wohnhaus Einblicke in das Leben früherer Zeiten.
Dem Verein Klüsserather Krippenfreunde e. V. ist es zu verdanken, dass das unter Denkmalschutz stehende Gebäude, das bereits als abbruchreif galt, vor dem Verfall gerettet werden konnte. Mit viel Engagement und Eigenleistung und dank finanzieller Förderung des Landes Rheinland-Pfalz konnte es von 2008 bis 2010 fachgerecht saniert und unter Verwendung ursprünglicher regionaler Materialien und Bauweisen restauriert werden. Heute lädt es wieder zum Verweilen ein: Die stimmungsvolle Krippen-Präsentation ist jedes Jahr von Anfang Mai bis Mitte Januar für Besucherinnen und Besucher geöffnet.
Das Krippenmuseum bietet fachkundige Hintergrundinformationen zur Geschichte der Krippen und ihrer religiösen, künstlerischen und volkskundlichen Bedeutung und gewährt Einblick in die traditionelle, christliche Bildwelt von Jesu Geburt. Die Ausstellung spannt dabei einen Bogen von den „Historischen Krippen“ über „Krippen aus aller Welt“ zu „Zeitgenössischen Krippen“. Der Schwerpunkt von Sammlung und Schau liegt auf den zeitgenössischen Krippen.
Eine Besonderheit bilden die ausgestellten Kasten- und Dioramenkrippen, die die Betrachtenden mit ihrer perspektivischen Bauweise „einfangen“ und dem ein oder anderen Gast dabei ein völlig neuartiges Betrachtungserlebnis bieten. Kontrastiert werden sie von Simultankrippen, die auf kompaktem Raum typische Szenen wie die Geburt Christi, die Verkündigung an Maria, die Herbergssuche oder die Flucht nach Ägypten darstellen. Sehenswert sind hier insbesondere die Krippen von Bildhauer Sebastian Osterrieder (1864-1932), der als derjenige gilt, der die Weihnachtskrippe wieder neu entdeckte und schließlich zur Blüte brachte, die Krippe aus der Krippenwerkstatt der Tiroler Familie Probst (18./19. Jahrhundert) und eine eigens für das Museum geschaffene Dioramenkrippe der italienischen Krippenkünstler Antonio Pigozzi und Claudio Mattei.
Die ausgestellten Weihnachtskrippen stellen das Mysterium der Heiligen Nacht in die heimische Umwelt der Zeit, in der sie geschaffen wurden. Die Figuren und Szenen werden damit zum Abbild einer vergangenen bzw. der jeweils eigenen Lebenswelt, dennoch haben sie alle eines gemeinsam: Ob fränkisch oder moselländische Schneekrippe, ob orientalische Krippe, die die Geburt Christi in ihren tatsächlichen historischen und kulturellen Zusammenhang stellen soll, ob aus Holz, Papier oder Tiffany, ob Diorama- oder Simultankrippe, sie alle verkünden die Frohe Botschaft von Jesu Geburt.
Zu 20 ausgewählten Weihnachtskrippen erhält man übrigens nicht nur vor Ort informative und beschaulich Erläuterungen, ihre Geschichte(n) lassen sich auch digital nachhören – in deutscher, englischer, französischer sowie in „kindgerechter“ Sprache. Die Informationen sind als Tonspur und in Textform über Museum.de abrufbar.
Audioguides über Museum.de: Geschichten zu 20 ausgewählten Krippen anhören
Weihnachtskrippen vermitteln in der Advents- und Weihnachtszeit Stimmungen jenseits von Konsum und Hektik. Die Klüsserather Krippenfreunde bieten deshalb in ihrer Krippenbauschule Kurse an, in denen Interessierte auch ohne Vorkenntnisse ihre eigenen Weihnachtskrippen gestalten können. Hier kann man lernen, wie Figuren geschnitzt oder modelliert, wie Krippenfiguren bekleidet oder gefasst (bemalt) und Krippenhintergründe gemalt werden. Spezialkurse zu Beleuchtung und Krippenbotanik runden das Angebot der klassischen Krippenbaukurse ab, zu denen auch spezielle Kurse für Kursleiter und Kinder gehören. Familien können seit nunmehr 40 Jahren in den alljährlichen Krippenbaukursen gemeinsam eigene Krippen für ihr weihnachtliches Zuhause bauen. So sind bereits über 1.000 Krippen entstanden.
Alle drei Jahre werden die selbst gebauten Weihnachtskrippen in einer Krippenausstellungen vor Ort gezeigt. Inzwischen konnten bereits 17 Ausstellungen realisiert werden. Zuletzt wurden 2022 anlässlich des 40. Vereinsjubiläums Krippen aus 40 Jahren Krippenbau in Klüsserath gezeigt. Der Verein prägt seit seiner Gründung die Entwicklungen im Krippenbau mit, gibt das Wissen über Bautechniken und Gestaltung weiter und hält die Tradition des Krippenbaus über Klüsserath hinaus lebendig.
Kurse der Krippenbauschule Klüsserath im Überblick
An den Adventswochenenden findet in diesem Jahr in der Dauerausstellung die „Lebende Werkstatt“ statt: Besucherinnen und Besucher können beim Krippenbauen, beim Figurenschnitzen oder beim Kaschieren (einer Technik, bei der mit Stoff und Leim eine Figur so dargestellt und verändert werden soll, dass eine positive Wirkung erzielt wird) über die Schulter schauen. Zur Stärkung wird selbst gebackener Kuchen und Kaffee angeboten. Krippenzubehör, Krippenfiguren oder -literatur können hier noch auf den letzten Drücker im gut sortierten Krippenshop erworben werden.
Das Krippenmuseum ist in der Adventszeit samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. An Weihnachten ist das Museum geschlossen, von 27. bis 30. Dezember hat es jeden Tag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Auch an den ersten zwei Wochenenden im Januar, am 6. und 7. sowie am 13. und 14. Januar, kann das Museum besucht werden. Für Gruppen wird nach vorheriger Anmeldung das Museum auch extra geöffnet bis Ende Januar, Führungen sind möglich.
Besuch im Krippenmuseum Klüsserath planen
Träger des Krippenmuseums sind die Klüsserather Krippenfreunde e. V. Es handelt sich um den größten Krippenverein in Rheinland-Pfalz und den umliegenden Nachbarländern. Vereinszweck und Ziel der vielfältigen Aktivitäten sind die Pflege, Förderung und Weiterverbreitung der Krippe auf religiöser, erzieherischer, künstlerischer und volkskundlicher Grundlage. Der Verein wurde 1982 in Klüsserath gegründet und hat derzeit deutschlandweit rund 280 Mitglieder, von denen regelmäßig an die 40 Mitglieder ehrenamtlich aktiv sind – sei es bei Krippenbaukursen, bei Diensten und Führungen oder Veranstaltungen und Aktionstagen im Museum sowie bei der Durchführung von externen Krippenausstellungen, aktuell z.B. in Trier, Luxemburg, Bernkastel-Kues und sogar im Vatikan.
Dem Engagement des Vereins ist es zu verdanken, dass das Haus der Krippen 2010 nach umfangreichen Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten eröffnet werden konnte. Das Land Rheinland-Pfalz hat die Sanierung von 2008 bis 2010 gefördert, der Verein hat in zwei Jahren Sanierungs- und Bauphase zusätzlich rund 8.000 Arbeitsstunden ehrenamtlich erbracht. Das Museum wird ausschließlich ehrenamtlich betrieben.
Während der Corona-Pandemie wurden online abrufbare Audioguides in deutscher, englischer, französischer und in „kindgerechter“ Sprache erarbeitet. Das Projekt wurde von „Neustart Kultur“ gefördert. 20 ausgewählte Weihnachtskrippen werden seither nicht nur vor Ort im Museum informativ und beschaulich erläutert, die Informationen lassen sich auch digital von zu Hause aus abrufen.
Der Verein führt darüber hinaus jährliche verschiedene Kurse rund um das Thema „Weihnachtskrippe“ durch und bildet im Auftrag des Bayerischen Krippenverbandes Krippenbaumeister in der eigenen Krippenbauschule aus. Die Krippenbauer aus Klüsserath bilden sich jährlich u.a. in Italien, Österreich und Spanien weiter. Auch Familien können seit nunmehr über 40 Jahren in jährlichen Krippenbaukursen eigene Weihnachtskrippen für ihr Zuhause bauen. So sind bereits über 1.000 Krippen entstanden.
Die Auszeichnung „Museum des Monats“ ist mit 1.000 Euro dotiert und wird seit August 2022 vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz ausgelobt. Sie hat zum Ziel, die Museumsarbeit vor allem kleiner und mittelgroßer Museen landesweit in den Fokus rücken. Ausgezeichnet werden Museen, die sich mit gelungenen Ausstellungsprojekten zur Orts-, Regional- oder Landesgeschichte, mit innovativen Vermittlungsideen, interessanten digitalen Angeboten, erfolgreichen Partizipationsprojekten, gelungenen Maßnahmen zur Umsetzung der Barrierefreiheit, außergewöhnlichem gesellschaftlichem Engagement, beispielhaften Projekten zum Sammlungserhalt oder zur Sammlungserschließung oder bemerkenswerten Projekten generationenübergreifenden bürgerschaftlichen Engagements hervortun. Unterstützt wird das Kulturministerium bei der Auswahl Auszeichnungen vom Museumsverband Rheinland-Pfalz. Alle ausgezeichneten Museen im Überblick gibt es auf der Webseite des Museumsverbands Rheinland-Pfalz:
Museumsverband Rheinland-Pfalz | Museum des Monats (museumsverband-rlp.de)