Das Purrmann-Haus Speyer präsentiert Leben und Werk des Künstlerpaares der Klassischen Moderne Hans Purrmann (1880−1966) und Mathilde Vollmoeller-Purrmann (1876−1943). Farbintensive Gemälde, Aquarelle und Grafiken sowie vielfältige Archivalien erzählen die faszinierende Geschichte zweier herausragender Künstlerpersönlichkeiten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Noch bis 26. März 2023 führt die aktuelle Sonderausstellung „Künstlerpaare der Moderne“ ihre Besucherinnen und Besucher auf eine eindrucksvolle Reise in die kraftvolle Welt der Malerei der Moderne und erlaubt im Dialog mit den Werken der beiden Künstler spannende Einblicke in die Biografien der bedeutendsten Künstlerpaare ihrer Zeit.
Die Ausstellung im Geburtshaus des Malers führt durch das Schaffen Hans Purrmanns von seinen Anfängen in Speyer bis hin zu seinem Spätwerk in Montagnola. Er war Schüler von Franz von Stuck an der Akademie der Bildenden Künste in München und Mitglied der „Berliner Secession“. In Paris zählte Hans Purrmann zu den Gründungsmitgliedern der „Académie Matisse“. Mit seinem Lehrer Henri Matisse blieb er lebenslang freundschaftlich verbunden. Es folgten Jahre des künstlerischen Erfolgs in Deutschland, Italien und im Tessin. Hans Purrmann gilt als der große Kolorist Deutschlands im 20. Jahrhundert.
Mathilde Vollmoeller-Purrmanns Werk galt lange als verschollen. Seit ihrer Wiederentdeckung ist der Nachlass der Malerin ein wichtiger Bestandteil der Sammlung des Purrmann-Hauses Speyer. Mathilde Vollmoeller erntete in Berlin als Schülerin von Sabine Lepsius und Leo von König ihre ersten künstlerischen Erfolge. Den Zenit ihrer Laufbahn erlebte sie in Paris in zahlreichen Ausstellungen und als Schülerin von Henri Matisse. Nach der Hochzeit mit Hans Purrmann und der Familiengründung schuf sie ein umfangreiches Œuvre strahlender Aquarelle. Im Purrmann-Haus Speyer erzählen ihre Werke sowie vielfältige Dokumente und persönliche Gegenstände die Geschichte einer erfolgreichen Künstlerin und faszinierenden Frauenfigur des beginnenden 20. Jahrhunderts.
Hans Purrmann und Mathilde Vollmoeller-Purrmann lebten in einer historisch einzigartigen Zeit der Umbrüche. Im vielfältigen Netzwerk der künstlerischen Avantgarde Europas waren sie fest verwurzelt. Ihre Geschichte steht exemplarisch für viele vergleichbare Künstlerpaare der Moderne. Das Museum Purrmann-Haus kann das Alleinstellungsmerkmal für sich beanspruchen, die Sammlung der Werke eines solch bedeutenden Künstlerpaares der Moderne unter einem Dach zu vereinen.
Noch bis 26. März 2023 ist im Purrmann-Haus die Ausstellung „Künstlerpaare der Moderne. Hans Purrmann und Mathilde Vollmoeller im Diskurs“ zu sehen. Die Gemälde und Lebenswege von Hans Purrmann und Mathilde Vollmoeller-Purrmann treten in den Dialog mit den Werken und Biografien der Künstlerpaare Gabriele Münter und Wassily Kandinsky, Max Beckmann und Minna Tube, Reinhold und Sabine Lepsius, Oskar und Marg Moll, Leo von König und Mathilde Tardif und Anna von Hansemann, Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin. Hochkarätige Leihgaben bedeutender öffentlicher Sammlungen und aus Privatbesitz erzählen die Geschichten von unterschiedlichen Partnerschaften, Lebensmodellen und künstlerischen Karrieren.
Zu sehen sind ausdrucksstarke Selbstbildnisse und Porträts sowie herausragende Gemälde, Zeichnungen und Fotografien wichtiger Künstlerpaare der Moderne. Zahlreiche Arbeiten der Künstlerinnen werden seit ihrer Entstehung erstmals wieder ausgestellt. Damit wirft die Ausstellung Schlaglichter auf die Realität und den Alltag der Künstlerpaare, die Stellung von Frauen im Kunstmarkt sowie die Rollenverteilung in Partnerschaft und Familie und erlaubt spannende Einblicke in die Biografien der bedeutendsten Künstlerpaare ihrer Zeit. Begleitend zur Ausstellung verankert ein weit gefächertes, generationenübergreifendes Programm das spannende Phänomen der Künstlerpaare in der Gegenwart.
Die Ausstellung wird gefördert vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration des Landes Rheinland-Pfalz, von der Hans Purrmann Stiftung sowie der Kulturstiftung Speyer.
Besuch planen: Purrmann-Haus Speyer
Das Museum Purrmann-Haus leistet mit seiner Arbeit einen aktiven Beitrag dazu, Kunst und Kultur für alle Altersgruppen und Besucherstrukturen erlebbar zu machen. Neben Gruppenführungen, Vorträgen oder Konzerten ergänzen museumspädagogische Angebote für Schulklassen und Kindergärten das Programm und machen das Purrmann-Haus zu einem lebendigen Ort kulturellen Austauschs. Hierbei pflegt das Haus seit vielen Jahren fruchtbare Kooperationen mit der Volkshochschule Speyer, der Jugendkunstschule Pablo, der Musikschule der Stadt Speyer und dem Seniorenbüro der Stadt Speyer.
So sind Veranstaltungen im Purrmann-Haus ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens vor Ort: in Kooperation mit dem Kulturhaus Pablo e.V.etwa wird ein museumspädagogisches Format angeboten, das von der reinen Online-Veranstaltung während der Corona-Pandemie bis hin zum Besuch des Museums und dem gemeinsamen Arbeiten in den Atelierräumen der Jugendkunstschule reicht. Nach dem Museumsbesuch verarbeiten die Kinder und Jugendlichen ihre Beobachtung im eigenen kreativen Gestalten in Wort und Bild. Die so entstandenen Werke können in dem eigens dafür eingerichteten virtuellen Museum auf der Homepage des Purrmann-Hauses ausgestellt werden.
Schließlich veranstaltet das Purrmann-Haus in Kooperation mit der Musikschule der Stadt Speyer seit 2013 die Konzertreihe „Klangbilder. Kunst und Musik im Dialog“. Für jedes Konzert wählt ein „Bildpate“ zwei Bilder aus – je eines des Malers Hans Purrmann und eines von seiner Frau und Künstlerkollegin Mathilde Vollmoeller-Purrmann. Nach der Erläuterung der Bildauswahl durch die Bildpaten folgt die musikalische Interpretation der ausgewählten Gemälde. Stilistisch reicht die Bandbreite von sensiblen Singer-Songwritern bis zu spannenden Jazz-Eskapaden.
Das Museum Purrmann-Haus ist außerdem Gründungsmitglied des Netzwerkes „Kultur und Demenz“, das 2015 unter dem Dach des Seniorenbüros der Stadt Speyer ins Leben gerufenen wurde und eine Teilnahme der Betroffenen am gesellschaftlichen, kulturellen Leben ermöglicht. Der Besuch im Purrmann-Haus wird für Menschen mit Demenz zu einem lebendigen, aktiven Erleben von Kunst und Geschichte. Ausgebildete Kulturvermittler begleiten die Besucherinnen und Besucher auf eine Entdeckungsreise durch die Ausstellung, die Erinnerungen weckt. Gemeinsame Betrachtungen von Gemälden sowie Erzählungen aus dem Leben von Hans und Mathilde Purrmann werden durch Live-Musik von Schülerinnen und Schülern der Städtischen Musikschule ergänzt und mit einem Praxisteil beendet. Kunst, Kultur und Musik werden zum Schlüssel für Emotionen. Für die Besucherinnen udn Besucher sind die Veranstaltungen und die Atmosphäre des Hauses ein ganz besonderen Erlebnis, das einen nachhaltigen Beitrag zur Lebensfreude der Betroffenen leistet.
Das Museum Purrmann-Haus Speyer ist eine Einrichtung der Stadt Speyer. Es beherbergt mit insgesamt rund 500 Gemälden, Aquarellen und Druckgrafiken die größte öffentliche Sammlung von Werken Hans Purrmanns und Mathilde Vollmoeller-Purrmanns. Das umfangreiche Archiv des Museums bewahrt zudem zahlreiche Autografen, Fotografien und andere Zeitzeugnisse zu Hans Purrmann und Mathilde Vollmoeller-Purrmann und ihrem Umkreis.
1986 erwarb die Stadt Speyer das Geburtshaus Hans Purrmanns, das dessen Vater, Malermeister Georg Heinrich Purrmann, im Jahre 1877 gekauft hatte. Das Ehepaar Georg und Elisabeth Purrmann mit ihren drei Kindern Hans, Heinrich und Friederike lebten und arbeiteten in diesem für das 19. Jahrhundert charakteristischen Gebäude eines angesehenen Handwerkerbetriebs. Nach dem frühen Tod des Vaters führte Hans Purrmanns jüngerer Bruder Heinrich den Malerbetrieb weiter. Im November 1990 wurde das Purrmann-Haus nach einer umfassenden Sanierung als Museum eröffnet.
Schnell machte es sich als beliebtes Besucherziel und anerkannte Forschungsstätte einen Namen. Bis heute sind im Purrmann-Haus zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig, die mit ihrem Engagement und in ihrer engen Verbundenheit den Museumsbetrieb unterstützen. Als 1998 der künstlerische und autografische Nachlass Mathilde Vollmoeller-Purrmanns entdeckt wurde, konnten die bis dato unbekannten rund 350 Werke der Malerin und ca. 2000 Briefe für das Museum Purrmann-Haus gesichert werden. Seitdem werden sie dort wissenschaftlich bearbeitet. Mit der 2001 in Speyer gezeigten ersten Retrospektive wurde der Grundstein für die erfolgreiche Wiederentdeckung der Malerin gelegt, die von zahlreichen Ausstellungen und Publikationen begleitet wird. Heute zählt Mathilde Vollmoeller-Purrmann zu den bekanntesten Malerinnen der Académie Matisse. 2004 wurde der ehemalige Werkstattbereich im Rückgebäude des Purrmann-Hauses als Ausstellungsraum ausgebaut und ist seitdem den Werken von Mathilde Vollmoeller-Purrmann gewidmet. Im September 2022 konnte der neue Erweiterungsbau des Purrmann-Hauses mit einer Sonderausstellungsfläche von 100 m2 eröffnet werden. Insgesamt verfügt das Museum damit nun über eine Ausstellungsfläche von rund 350 Quadratmetern. Seit 2013 leitet die Kunsthistorikerin Maria Leitmeyer M.A. das Museum.
Die Auszeichnung „Museum des Monats“, die mit 1.000 Euro dotiert ist, wird seit August 2022 vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz ausgelobt. Nach den Herausforderungen der letzten beiden Jahre, mit denen sich die Museen angesichts der Corona-Pandemie konfrontiert sahen, stellt sie eine Anerkennung der schwierigen Situation im Kulturbereich und zugleich eine Würdigung qualitätvoller Museumsarbeit dar.
Ziel ist es, landesweit die Museumsarbeit kleiner und mittelgroßer Museen in den Fokus zu rücken. Ausgezeichnet werden Museen, die sich mit gelungenen Ausstellungsprojekten z. B. zur Orts-, Regional- oder Landesgeschichte, mit innovativen Vermittlungsideen, interessanten digitalen Angeboten, erfolgreichen Partizipationsprojekten, gelungenen Maßnahmen zur Umsetzung der Barrierefreiheit, außergewöhnlichem gesellschaftlichen Engagement, beispielhaften Projekten zum Sammlungserhalt oder zur Sammlungserschließung oder bemerkenswerten Projekten generationenübergreifenden bürgerschaftlichen Engagements hervortun.
Der Museumsverband Rheinland-Pfalz trifft eine Vorauswahl aus den mit Projektfördermitteln des Landes Rheinland-Pfalz unterstützten nichtstaatlichen Museen. Die Mindestanforderungen an ein Museum müssen erfüllt sein. Alle ausgezeichneten Museen im Überblick gibt es auf der Webseite des Museumsverbands Rheinland-Pfalz:
Museumsverband Rheinland-Pfalz | Museum des Monats (museumsverband-rlp.de)