Denkmalareal Sayner Hütte

Ehemalige Gießhalle der Sayner Hütte
© K. Breitkreutz

Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst und kreativer Ort für neue Entwicklungen

In Sayn ist seit dem 12. Jahrhundert mit Burg, Abtei, Mühle, Schloss und Schlosspark ein Ebenbild einer europäischen Kulturlandschaft gewachsen. Mittelpunkt des einzigartigen kunst-, technik- und wirtschaftsgeschichtlichen Ensembles ist die Hüttenanlage.

Am 1. Juni 1815 übernahm der preußische Staat die Sayner Hütte. Um 1830 wurde die neue Gießhalle errichtet. Neben den bereits bestehenden Gießereien in Gleiwitz (ab 1796) und Berlin (ab 1804) wurde die Sayner Hütte in den folgenden 50 Jahren zu einer der größten in Preußen. Sie versorgte das Rheinland mit Gebrauchseisen jeder Art und Größe und fertigte Rohre, Schienen, Kanonen und Munition für den Ausbau der Koblenzer Festungen. Durch neuartige Funktionsabläufe beim Verhütten und Gießen und durch die Leistungsfähigkeit ihrer Gebrauchseisen- und Kunstgussproduktion trat sie zum „Musterbetrieb“ hervor. Mit ihr entstand in Sayn zu Beginn des 19. Jahrhunderts eines der großen Innovationszentren der Gusseisen-Technologie. Unter preußischer Führung gelang der Übergang zur industriellen Fabrikation.

Heute ist die Sayner Hütte ein machtvolles und zugleich prächtiges Zeugnis der Gusseisen-Zeit. Nach umfangreicher Restaurierung des gusseisernen Tragwerkes und der gläsernen Fassadenteile (2012-2014) ist die historische Gießhalle nach wie vor ein architektonisch und technologisch kreativer Ort mit großer Ausstrahlung.

Im März 2019 wurde die neu gestaltete Ausstellung zur Geschichte der Sayner Hütte in der Krupp´schen Halle eröffnet. Im barrierefrei zugänglichen Besucherzentrum findet der Auftakt des Rundgangs über das Hüttengelände statt. Dieser erste Ausstellungsbereich dient der Orientierung und dem inhaltlichen Überblick. Dies bezieht sich auf mehrere Aspekte: Räumlich auf das Hüttengelände; zeitlich auf die Geschichte der Sayner Hütte mit den drei Hauptphasen ihres Betriebs und der Geschichte nach der Eisenproduktion; biographisch mit dem Blick auf wichtige Protagonisten und wirtschaftlich mit Bezug auf die Netzwerke der Sayner Hütte.

Die Arbeit am Hochofen und die bis heute besondere Faszination der Herstellung von Eisen wird durch eine mediale Inszenierung präsentiert, die in einem regelmäßigen Turnus die gesamte Gießhalle bespielt: Besucher erleben den Abstich, also das Öffnen des Hochofens, der flüssiges Roheisen freigibt. Der zentrale Vorgang der Eisenverhüttung wird mit Projektionen sowie einer Licht- und Tonbespielung erlebbar gemacht: Die Gießhalle wird zum Leben erweckt und versucht Besuchern einen authentischen Eindruck davon zu bieten, wie auf der Sayner Hütte über 100 Jahre hinweg Eisen hergestellt wurde.

Gut zu wissen:

Zur Erkundung des gesamten Denkmalareals ist für Familien mit Kindern jederzeit an der Kasse der kostenlose Flyer „Hütten-Rallye“ erhältlich. Was zischt, plätschert, schlägt denn da? Was rufen die Hüttenarbeiter? Und war das da gerade ein Wiehern? Wo sind die Kugeln, auf denen der Kran läuft? Was schaufeln die Arbeiter in den Ofen? Das genaue Hinhören und Hinschauen hilft Hüttenklänge und Hüttenteile zu identifizieren und auf dem Arbeitsbogen einzutragen. Hast Du alles entdeckt und richtig zugeordnet? Dann gibt´s an der Kasse eine Belohnung!

Mit dem Hüttenjungen Toni geht es außerdem auf Entdecker-Tour durch Sayn. Wir lassen den Kinderarbeiter Toni, der tatsächlich mit seiner Familie in Sayn lebte und auf der Sayner Hütte arbeitete, zu Wort kommen: Wie sah der Arbeitstag auf der Sayner Hütte vor über 100 Jahren aus? Gemeinsam folgen wir den Spuren des 12-jährigen Toni. Zum Glück hat uns Toni seinen Rucksack hinterlassen, mit vielen wichtigen Dingen drin und dazu einen Brief. Damit gehen wir auf Entdecker-Tour von der Hütte bis zur Heins Mühle. Wir erfahren wo Toni gearbeitet hat, wie er und seine Familie lebten. Er berichtet uns auch, wer den Arbeiterkindern Schuhe schenkte. Und erklärt uns, was das mit dem Schlachtruf an Karneval zu tun hat. Vielleicht finden wir auch heraus, was in seinem Henkelmann drin war. An der letzten Station gibt´s für alle einen Entdeckerbogen zum Ausfüllen. Mal sehen, ob alle unterwegs gut aufgepasst haben.