Der verheerende Bombenangriff vom 14. März 1945 ließ das historische Stadtzentrum Zweibrückens zu 85 % in Trümmern zurück. Kurz nach acht Uhr abends hatte die kanadische Luftwaffe (RCAF) in zwölf Minuten ca. 800 Tonnen Sprengbomben auf die Altstadt abgeworfen. Zielpunkt war der Schlossplatz, nicht wie zu vermuten wichtige Verkehrswege oder Industrieanlagen. Trotz der Evakuierung im Spätjahr 1944 erlebten noch einige Tausend Menschen das Inferno in der Stadt, darunter sehr viele Zwangsarbeiter. Dank des großen Luftschutzkellers im Himmelsberg waren mit ca. 95 Toten weniger Menschenopfer zu beklagen als bei vergleichbaren Bombardierungen. Die Gesamtzahl der während des Zweiten Weltkrieges in der Stadt durch Kriegseinwirkungen umgekommenen Menschen beläuft sich auf 261, darunter ein sehr hoher Prozentsatz an Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern (110).
Fassungslos stand die Bevölkerung vor den rauchenden Ruinen, als sie die Bunker und Keller verließ. So hatte sie fünf Jahre zuvor die Worte von Gauleiter Josef Bürckel nicht verstanden, der versprochen hatte, die Heimat werde nach dem Krieg noch schöner als sie vorher war. Was sie jetzt jedoch beim Verlassen der Bunker vorfand, beschrieb ein amerikanischer Kriegsberichterstatter als eine Stadt, die aufgehört habe zu bestehen. Dennoch kehrten die Zweibrücker aus der Evakuierung zurück und bauten ihre Stadt wieder auf.
Unter dem vielschichtigen Titel „Heute gilt es uns!“ präsentiert das Stadtmuseum zur 80. Wiederkehr dieser „Stunde null“ der Zweibrücker Geschichte erneut die Sonderausstellung, die zum 75. Gedenkjahr konzipiert worden war und wegen der Corona-Pandemie von kaum Jemandem gesehen werden konnte.
„Heute gilt es uns!“ ── Mit den von Schrecken bewegten Worten kündigte der damalige Chefarzt des St. Elisabeth-Krankenhauses, Dr. Alois Keßler, am Abend des 14. März 1945 den Beginn der schrecklichsten Zerstörung an, die Zweibrücken in seiner Geschichte jemals erlitten hat.
„Heute gilt es uns!“ ── zu verhindern, dass so etwas je wieder passiert. Die Bombardierung der Stadt war eine Folge des von dem nationalsozialistischen Unrechtsstaat begonnenen Zweiten Weltkrieges. Die Sonderausstellung befasst sich deshalb nicht nur mit der Zerstörung, dem Leben in der Trümmerzeit sowie der Wiederaufbauleistung der 1950er und 1960er Jahre. Es ist an der Zeit auch nach den Ursachen für die Bombardierung zu fragen und sie in den Zusammenhang mit der Aufrüstungs- und Kriegspolitik der Nazis zu stellen. Im Fokus steht auch die Vorgeschichte, ohne die die Bombardierung nicht gesehen werden darf: der Siegeszug der Nationalsozialisten in einer Region, die von den Folgen des Ersten Weltkrieges besonders betroffen war.
„Heute gilt es uns!“ ── für Friede und Demokratie einzutreten und zu verbreiten.
Die Sonderausstellung ist Ausgangspunkt für ein Kooperationsprojekt des Stadtmuseums mit Zweibrücker Schulen. Zu AusstellungsbegleiterInnen ausgebildete SchülerInnen werden als sog. „Peer-Guides“ Schulklassen durch die Ausstellung führen.
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