28.1.2023–23.4.2023
Mein Körper, ein Korallenriff?
My Body, a Coral Reef?
Rudolf-Scharpf-Galerie

Die Ausstellung in der Rudolf-Scharpf-Galerie des Wilhelm-Hack-Museums geht anhand internationaler künstlerischer Positionen der Frage nach dem sich wandelnden Selbstverständnis des Menschen nach.

Wir Menschen begreifen uns als einzigartige Individuen mit speziellem Charakter und persönlichen Merkmalen. Wir leben in einer Gesellschaft, in der gesteigerte Individualität als Erfolgsrezept gilt. Doch wer ist eigentlich dieses exklusive ICH? Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass alle Lebewesen Metaorganismen sind und nicht allein bestehen können. Sind wir in uns daher komplexe Ökosysteme, wie ein Korallenriff?

Neuere Forschungen definieren uns Menschen als Holobionten – biologische Kompositwesen. Wir leben schon immer mit vielen anderen Mikroorganismen in wechselseitiger Abhängigkeit zusammen. In und auf unserem Körper finden sich unzählige Spezies. Wir sind von zahlreichen Bakterien, Viren und Pilzen so stark besiedelt, dass mehrere Kilogramm unseres Körpergewichts von anderen Lebewesen mit eigenen Genen verursacht werden. Bin ICH in mir bereits eigentlich ein WIR?

Doch wenn wir Menschen als Symbionten nur in wechselseitiger Abhängigkeit mit anderen Spezies überlebensfähig sind, müssten wir dann nicht auch unser Selbst- und Weltbild grundlegend überdenken? Die hier versammelten künstlerischen Arbeiten von Arjan Brentjes, Imayna Caceres, Alicia Frankovich, Dominique Koch, Pei-Ying Lin, Theresa Schubert, Saša Spačal und Emma Wilson fragen nach variierenden Aspekten artenübergreifender Verflechtungen und einem alternativen Zusammenleben in der Anerkennung symbiotischer Netzwerke.

Die Ausstellung Mein Körper, ein Korallenriff? // My Body, a Coral Reef? in der Rudolf-Scharpf-Galerie des Wilhelm-Hack-Museums geht anhand der internationalen künstlerischen Positionen Fragen nach dem sich aktuell wandelnden Selbstverständnis des Menschen im Post-Anthropozän humorvoll und kritisch nach. Wissenschaftliche Konzepte, wie die Radikale Endosymbiontentheorie der US-amerikanischen Biologin Lynn Margulis (1938-2011), speisen das Ausstellungskonzept, in dem zeitgenössische Künstler*innen über fruchtbare Verflechtungen, Grenzüberschreitungen und neue Menschenbilder auf ästhetische Weise spekulieren. Dabei werden naturwissenschaftliche, kulturwissenschaftliche, gustatorische und medizinische Aspekte nicht zuletzt mit soziologischen und politischen Fragestellungen unseres Zusammenlebens in den künstlerischen Arbeiten verknüpft.