16.11.2024–30.3.2025
Zu Lande, zu Wasser und in der Luft
Die Bilderwelt des Malers Leonhard Sandrock
Museum Heylshof

Entdecken Sie die Bilderwelt des Malers Leonhard Sandrock (1867-1945), ein Chronist seiner Zeit, ab 15. November 2024 im Museum der Stadt Worms im Andreasstift und im Museum Heylshof.

In der Sonderausstellung „Zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Die Bilderwelt des Malers Leonhard Sandrock (1867-1945)“ zeigen das Museum der Stadt Worms im Andreasstift sowie das Museum Heylshof ab dem 16. November Gemälde des impressionistischen Künstlers, der auf einzigartige Weise die Welt der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einfing – eine Welt, die sich in weniger als einem Jahrhundert radikal verändert hatte: Die Industrialisierung hatte Deutschland erfasst und prägte von nun an unumkehrbar die Szenerie. Der Dampfantrieb ersetzte windgebauschte Segel und holpernde Kutschen. Überall wuchsen Städte, Industriegebiete und Bahnstrecken mit atemberaubender Geschwindigkeit. Diesen Veränderungen begegnete Sandrock mit wachem Auge und kraftvollem Pinsel, mit dem er Ansichten von schwerer körperlicher Arbeit und gewaltigen Maschinen in energiereichen breiten Strichen festhielt. Ergänzt werden Sandrocks Gemälde durch eine kleine Auswahl der Bilder anderer Künstler mit historischen Industrieansichten der Stadt Worms, die im 19. Jahrhundert zu einem wichtigen Zentrum vor allem der Lederproduktion wurde.

Das Oeuvre des Malers Leonhard Sandrock (geb. 1867 Neumarkt/Schlesien, gest. 1945 Berlin) steht in der Tradition der impressionistischen Freilichtmalerei der Schule Barbizon, für die Kontraste von Licht, Schatten und Farbe als bildkonstituierend sind. Anders als bei den meisten Impressionisten finden sich in Sandrocks Werk jedoch nur wenige Landschaftsansichten, vielmehr dominieren Industriedarstellungen. Auf zahlreichen Reisen, unter anderem in die Hafenstädte der Nord- und Ostsee sowie in die deutschen Industriegebiete fand er zu seinen Themen. Besonders der Hamburger Hafen wurde über die Jahre zu einem Hauptmotiv, aber auch der Darstellung von Lokomotiven, Hochöfen und Industrieanlagen gewann er eine besondere Qualität ab. Sandrocks Interesse an technischen und industriellen Prozessen hatten sein Augenmerk von der Natur auf die Zivilisation verschoben.

Neben Landschaft und Maschinen verschwimmt der Einzelne in Sandrocks Gemälden häufig oder schrumpft zu einer „fleißigen Ameise“: Wichtiger als die – oft kaum erkennbaren – Gesichter der Menschen ist ihre Arbeit und ihre Einbettung in die Umgebung. In den qualmenden Dampfern und rußenden Öfen sah Sandrock aber nicht nur schmutzig-graue Monotonie, sondern setzte oft auch leuchtende Farbflecken ins Bild, die den Betrachter in ihren Bann ziehen: Der glühende Stahl im Hochofen, der weiße Rauch einer Lokomotive, eine Tür, die gerade knallgelb lackiert wird. Diese lebendige Bilderwelt wird nun in Worms an zwei Ausstellungsorten sichtbar.

Im Museum Heylshof sind vom 16. November bis 30. Dezember 2024 sowie nach der Winterpause dann wieder vom 25. Februar bis zum 30. März 2025 vor allem Seestücke zu finden: Vollgetakelte Segelschiffe und kleine Fischkutter schaukeln auf hoher See neben qualmenden Überseedampfern und waffenstarrenden Kriegsschiffen, während man in Hafenansichten von Nordsee, Ostsee und Mittelmeer betriebsame Hafenarbeiter und Fischer neben der in leuchtenden Farben herausgeputzten „High Society“ der Seebäder finden kann. Mit nur wenigen, gekonnten Strichen entsteht ein Spiel von Lichtreflexionen und Schaumkronen in den Wellen unter der Farben- und Formenvielfalt der Wolken. Beide umrahmen die menschliche Lebens- und Arbeitswelt am Meer zwischen Hafen und Hochsee. Die allmählich schwindende Welt des Segelantriebs und die immer leistungsfähigeren Dampfschiffe finden sich hier genauso wieder wie das Hochrüsten der Deutschen Marine am Vorabend des Ersten Weltkriegs.