13.5.2023–12.11.2023
Jacqueline Diffring l Prelude
Kabinettausstellung
Mittelrhein-Museum Koblenz

Kabinettausstellung über das Leben und Werk der Koblenzer Künstlerin Jacqueline Diffring

Seit 2022 ist die Jacqueline Diffring Collection im Mittelrhein-Museum ansässig. Sie ist aus der Jacqueline Diffring Foundation hervorgegangen, die 2007 in Berlin zur Erforschung und Vermittlung des Oeuvres der deutsch-britischen Bildhauerin gegründet wurde. Zu den neu erworbenen Beständen gehört der gesamte künstlerische und persönlich-dokumentarische Nachlass. Aus diesem reichen Schatz schöpft diese erste Präsentation. Eine Auswahl, die sich auf Werke und Dokumente konzentriert, die zu einer Neueinordnung der einzelnen Schaffensphasen beitragen. Gezeigt werden Plastiken, Malerei und Graphik. Die von Diffring verhandelten Themen werden in interdisziplinäre Bezüge gesetzt und ermöglichen somit überraschende Sichtweisen. Ergänzt wird die Ausstellung durch umfangreiches fotografisches Material, das neue Perspektiven in der Betrachtung von Leben und Werk Diffrings eröffnet.

Über die Künstlerin

Jacqueline Diffring wurde 1920 als Ilse Pollack in Koblenz geboren. Sie wuchs in großbürgerlichen Verhältnissen heran und genoss eine umfangreiche kulturelle Bildung. Aufgrund der jüdischen Herkunft ihres Vaters sah sich die Familie ab 1933 verstärkt antisemitischer Ausgrenzung und Verfolgung ausgesetzt: 1937 zog Diffring mit ihrem Bruder Anton und der Schwester Ruth ins anonymere, großstädtische Berlin, wo sie ein künstlerisches Grundlagenstudium an der renommierten Reimann-Schule begann. Die weitere Zuspitzung der politischen Verhältnisse in Deutschland erzwangen 1939 die Emigration nach England. Wegen der dort anfänglich prekären Lebensumstände konnte sie erst von 1944 bis 1946 ihre Ausbildung am Cambridge Technical College in Cambridge fortführen. Anschließend absolvierte sie von 1946 bis 1948 das Studium der Freien Kunst und Bildhauerei an der Chelsea School of Art in London. Nachhaltigen Einfluss hatte die Begegnung mit Henry Moore (1898-1986), der ihr wichtigster Lehrer wurde. Nach dem Erwerb eines kunstpädagogischen Diploms 1949 an der London University in London war sie von 1950 bis 1953 als Kunsterzieherin an einer Privatschule in Wisbech (Cambridgeshire) tätig.

Ihr Plan, als freie Bildhauerin in England zu leben und zu arbeiten zerbrach, auf Wunsch der Eltern kehrte sie 1954 nach Koblenz zurück. Der Versuch, sich im Nachkriegsdeutschland neu zu beheimaten, schlug fehl: Die als belastend empfundene psychosoziale Situation ließ Diffring künstlerisch verstummen. Um diesem Zustand entgegenzuwirken, zog sie 1960 nach Frankreich. Den Ort ihrer persönlichen Rekonvaleszenz fand sie bis 1976 im Anjou / Loire, von 1977 bis 2020 lebte und arbeitete sie in Châteauneuf-de-Grasse, nahe Cannes und Nizza. Erst dort schuf sich Diffring Bedingungen, die ihr eine selbstbestimmte, freie Existenz als Bildhauerin erlaubten.

Ihr umfangreiches Oeuvre ist geprägt von der Verknüpfung biographischer Bedingtheit und künstlerischer Entwicklung. Über die Jahrzehnte ihres Schaffens schlug Jacqueline Diffring in ihren bildhauerischen Positionen die formalästhetische Brücke von der Klassischen Moderne hin zur zeitgenössischen Skulptur. Ihr Anliegen ist nicht die Variation von Formen, sondern das Einkreisen immer gültiger Themen.