Seit seiner Kindheit sammelt Sebastian Stoll, angeregt von seinem Vater Manfred Stoll, Achat, Jaspis und Kristall im Hunsrück und in Rheinhessen. Die einzigartigen Formen, Farben und Strukturen im Innern dieser Edelsteine haben den Künstler von klein auf fasziniert. Für ihn manifestieren sich in ihnen die universalen Urkräfte und Gesetzmäßigkeiten des Kosmos, die sie vor 290 Millionen Jahren im Vulkangestein entstehen ließen.
Aus Vergrößerungen ihrer inneren Strukturen schafft Stoll im Spiel mit den digitalen Medien einzigartige Bilder und Kunstobjekte, die das Wesen der Steine, ihre Seele, zeigen. Diese künstlerischen „Steinblicke“ nennt er Lithoviso. Die Lithoviso-Bilder laden ein, sich Zeit zu nehmen um in die geheimnisvollen Innenwelten der Edelsteine einzutauchen. Sie zeigen die Vielfalt der Schöpfung und stecken voller großer und kleiner Figuren, Formen und Symbole, die es zu entdecken und erfahren gilt. Alle Bilder sind aus Steinen entstanden, die der Künstler im Umkreis von Idar-Oberstein und in Rheinhessen gefunden hat.
Als Friedrich Engels am 5. August 1895 starb, war Ernst Bloch 10 Jahre alt. Ein philosophisches Gespräch zwischen den beiden wäre somit zwar nicht vollkommen unmöglich, wohl aber sehr unwahrscheinlich gewesen. Was Engels und Bloch sich tatsächlich sagen würden, wenn sie einander gegenübersäßen, können wir nicht wissen. Aber wir können ihre Werke, Worte und Taten für sie sprechen lassen. Die Ausstellung „Friedrich Engels und Ernst Bloch als Denker der Zukunft. Karikaturen, Kritik und konkrete Utopien“ inszeniert mit audiovisuellen Mitteln ein imaginäres Zwiegespräch und lädt dazu ein, diesem zu lauschen, darüber zu sinnieren und es womöglich weiterzuspinnen.
Im Frühjahr 2022 präsentiert das Ernst-Bloch-Zentrum seine Ausstellung "Friedrich Engels und Ernst Bloch als Denker der Zukunft. Karikaturen, Kritik und konkrete Utopien". Ausgewählte historische Karikaturen, Bücher und Illustrationen sowie Audiostationen mit Bloch-Zitaten inszenieren einen imaginären Dialog zwischen Friedrich Engels und Ernst Bloch. Als audiovisuelles Mosaik aus Kunst, Geschichte und Philosophie soll die Ausstellung Impulse setzen und inspirieren: vielleicht dazu, noch weiter in die Gedankenwelt von Bloch und Engels einzutauchen – vielleicht aber auch dazu, selbst kritisch auf die Gegenwart zu blicken und nach einer besseren Zukunft zu streben, nach konkreten Utopien.
Die rund 50 gezeigten kalligrafischen Zeichnungen von Julia Silbermann sind nicht nur als Schrift lesbar, sondern stellen ihren Inhalt gleichzeitig auch als Kunstwerk dar. Ihre Werkzeuge sind Breitfeder, Pinsel oder Spitzfeder, sie arbeitet mit Techniken wie der Blattvergoldung und dem Marmorieren, aber auch dem Zeichnen und Malen. Dabei verwendet sie Walnuss- genauso wie Acryltinten.
Julia Silbermann studierte Schriftkunst an der Akademie der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Nach einem mehrjährigen Auslandsaufenthalt in den USA lebt sie heute mit ihrer Familie in Mainz. Sie arbeitet als Schriftkünstlerin und Lehrerin in Ingelheim mit einem Atelier in Bretzenheim/Nahe.
Aus dem druckgrafischen Werk von Katharina Fischborn zeigen wir eine neue Papierinstallation aus 12 Bändern, Wandobjekte und Druckstücke. Dabei überwinden ihre Wandobjekte und die Installation die Grenzen zwischen Bild, Skulptur und Architektur.
Katharina Fischborn studierte Freie Bildende Kunst an der Akademie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und war Meisterschülerin bei Prof. Peter G. Lieser, Umweltgestaltung. Die Stadt Mainz verlieh ihr den Stadtdrucker-Preis, 2006/2007. Sie erhielt den Förderpreis für Kunst und Kultur 2014 der Stadt Bad Kreuznach. Seit 2001 ist sie in Ausstellungen national und international präsent und zahlreiche ihrer Arbeiten befinden sich bereits in öffentlichen Sammlungen. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Langenlonsheim.
chiffre. vom bild zum zeichen | Museum Schlosspark | 6.3.2022–3.7.2022
Es gibt viele Arten zu sprechen: Man kann schreien, erzählen, flüstern, vermitteln, überreden, lügen – ein Wort hat tausende Möglichkeiten und Kontexte, geäußert zu werden. Seit einiger Zeit werden wir auch mit einer computergenerierten Sprache konfrontiert, die uns in Navigationssystemen, Fitness-Apps, in Mobilfunk-Support-Chats, in Kunstwerken und Haushaltsgeräten begegnet. Meistens sind die Stimmen weiblich konnotiert. Dabei besitzt ein Computer eigentlich weder einen naturgegebenen Körper noch eine Identität. Aber diese Stimmen klingen eher hoch, sanft, sie geben keine Anweisungen, sie schmeicheln uns …
Um solch eine Stimme zu generieren, muss aus Millionen menschlicher Stimmen eine glaubwürdige Stimme zusammengesetzt werden. Akzent, Wortverbindungen, Humor, Klangfarbe, Intonation – alles wird anhand unserer Sprache und unseres Sprechens detailliert von Maschinen analysiert und verarbeitet. Durch smarte Fernseher, vor allem aber durch Smartphones, gelangt man zu unserer Stimme – und speichert sie. Wie bei einer Sirene, die mit ihrem Gesang die Männer anlockte, sind wir von unseren leicht greifbaren Geräten und Apps fasziniert – so stark, dass wir nicht einmal merken, in welches Delirium uns das führt.
„Sound of Siren“, eine Ausstellung, die als Ergebnis des gleichnamigen Seminars an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig im Kunstmuseum Heylshof Worms gezeigt wird, präsentiert 14 künstlerische Positionen, die sich mit Sprache, Stimme und menschlichen Klängen auseinandersetzen und mit deren technischen Äquivalenten. Die Studierenden zeigen ihre Arbeiten in den Schausälen des Museums, wo sie einzelne Räume thematisch bespielen und sich in einen Dialog mit der Sammlung begeben; sowie in den Räumen für temporäre Präsentationen.
Sound of Siren. Technologie als Sprache | Museum Heylshof | 12.3.2022–17.4.2022
Entlang an herausragenden Blättern der Graphischen Sammlung richtet die Ausstellung ihren Blick auf eben diesen Reichtum der zeichnerischen Ausdrucksformen wie Techniken. Der Bogen reicht dabei von Gustav Klimt, Max Slevogt, Otto Dix, Hans Purrmann und Käthe Kollwitz über Rudolf Levy, Emy Roeder und Pablo Picasso hin zu Karl Bohrmann, Bettina Blohm und Malte Spohr, sowie zu vielen Neuzugängen von Barbara Hindahl, Norbert Kricke, Thomas Müller, Dirk Rausch, Sebastian Rug, Christiane Schlosser oder Max Uhlig. Auch mit der Pfalz und dem Südwesten verbundene Künstler wie Albert Haueisen, Rolf Müller-Landau, Leo Erb, Oskar Holweck oder Franz Bernhard sind repräsentativ vertreten. Einige Zeichnungen sind speziell für die Ausstellung restauriert worden.
Anhand dieser Zeichnungen vor allem der deutschen Kunstgeschichte der zurückliegenden rund 150 Jahre werden auf höchstem Niveau viele wesentliche Strömungen wie das Bauhaus, die Konkrete Kunst, das Informel, das Figurative oder konzeptuelle Tendenzen seit den 1960ern nachgezeichnet. Geordnet nach verschiedenen Themengruppen wird die Ausstellung, die seit zwei Jahren zusammen mit dem Katalog intensiv vorbereitet wird, damit eine facettenreiche Geschichte der Handzeichnung im 20. und 21. Jahrhundert erzählen; und wenn beispielsweise Georg Scholz in seinem Aquarell „Zeitungsträger (Arbeit schändet)“ die sozialen Spannungen der 1920er-Jahre ins Bild setzt, wenn der Exilant Thomas Theodor Heine in seiner Karikatur „Wir können nicht mehr mit Papa verkehren, er malt entartet“ die fatale NS-Kulturpolitik anprangert, präsentiert sich die Kunst der Zeichnung in ihrer historischen Dimension.
Seit 1961 vergibt die Stadt Trier den Ramboux-Preis zur Förderung des regionalen Kunstschaffens. Mit Clas Steinmann wird zum sechsten Mal in der Geschichtes des Preises ein Lebenswerk ausgezeichnet. Oberbürgermeister Wolfram Leibe würdigt neben der Exzellenz seines Schaffens auch das große Engagement des 1941 geborenen Künstlers für das Kulturleben der Stadt Trier.
An Anerkennung mangelt es nicht für das Werk des Zeichners, Malers und Bildhauers Clas Steinmann: Seine Werke wurden seit 1968 in Einzel- und Gruppenausstellungen von Berlin bis New York gezeigt und mit diversen Preisen ausgezeichnet. In seiner Wahlheimat Trier, in die er 1972 als Professor für Zeichnen und Gestaltungsgrundlagen an der Hochschule Trier berufen wurde, ist er einer breiten Öffentlichkeit als Urheber des Mahnmals für die ermordeten Trierer Sinti und Roma auf dem Bischof-Stein-Platz bekannt. Nun reiht sich eine weitere Anerkennung in diese Aufzählung ein: Auf einstimmigen Beschluss des Kulturausschusses vergibt die Stadt Trier im kommenden Jahr ihre höchste Auszeichnung für künstlerisches Schaffen – dem Ramboux-Kunstpreis für ein Lebenswerk – an Clas Steinmann.
Therese, eigentlich Elise Dorothea Leonore Therese, Prestel (* 27.2.1856 in Mainz, † 1.7.1921 in Mainz), entstammte der bekannten Künstler- und Verlegerfamilie Prestel. Ihren künstlerischen Familienwurzeln trug Therese Prestel im Medium der im 19. Jahrhundert besonders beliebten Technik des Scherenschnitts Rechnung. In diesen handgroßen humoristischen Arbeiten greift sie Themen der Zeit kurz nach 1900 auf. Gekonnt illustriert sie die Gesellschaft der 1910er bis 1920er Jahre in Mainz, Wiesbaden und Frankfurt.
Eine besondere Rolle spielt dabei die Damenmode in der Zeit um den 1. Weltkrieg. Mit ihren aufwendigen Hüten, Taschen, Schirmen und Stöcken ausgestattet und begleitet vom obligatorischen Hündchen, flanieren die Damen über das Papier. In kurzen, fein mit Bleistift geschriebenen Notizen vermerkte Prestel dazu das jeweilige silhouettenhaft karikierte Ereignis: von Spaziergängen im Frankfurter Palmengarten, über Wanderungen im Taunus bis hin zum Mainzer Schützenfest. Die geschnittenen Figuren dokumentieren nicht nur die Mode und den Geschmack der Zeit auf humorvolle Weise, sie bieten auch einen Einblick in das Leben Prestels selbst als einer Dame der Gesellschaft. Auch politisch brisante Themen wie der Weltkrieg selbst oder die Reichstagswahlen der noch jungen Weimarer Republik greift sie in ihren Schnitten auf. Die Rolle der Frau ist dabei stets betont oder findet besondere Berücksichtigung.
Während viele der collageartigen Papierarbeiten an Freunde und Bekannte verschickt wurden, hat sich im Landesmuseum Mainz ein etwa 300 Blatt umfassender Bestand an Scherenschnitten der Künstlerin erhalten, der hier erstmals ausgestellt und im Feld der Scherenschnitttechnik verortet wird.
Schemenhaft. Die Scherenschnitte der Therese Prestel | Landesmuseum Mainz | 15.3.2022–6.6.2022
Seit dem Ende des 5. Jahrhunderts bis 751 herrscht das fränkische Königsgeschlecht der Merowinger über weite Teile Westeuropas. Mit dem steten Ausbau ihrer Macht von Frankreich ausgehend bis an die Elbe im Osten gerät Mainz aus einer Grenzlage in eine zentrale geographische Position. Wichtige Verkehrsadern waren für die Hafenstadt Mainz nach wie vor die Flüsse Rhein und Main.
Die christliche Mission im östlichen Reichsteil begünstigt die Errichtung zahlreicher Kirchen und Klöster innerhalb und außerhalb der Stadt. Mit der Übernahme des Bistums durch Bonifatius 746 beginnt für Mainz der religiöse und politische Aufstieg, es wird zur größten Erzdiözese, die vom Bistum Verden im Norden über Halberstadt und Eichstädt im Osten bis nach Konstanz und Chur im Süden reicht. Die Mainzer Erzbischöfe gehören zu den kirchlichen und politischen Führungskräften des Reichs und haben hohe Ämter der königlichen Verwaltung inne.
Aber auch in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht wird Mainz mit den Ottonen ab 919 immer mächtiger. Zahlreiche Herrscheraufenthalte, Reichsversammlungen und Reichssynoden sind belegt. Im Spannungsfeld zwischen königlicher und erzbischöflicher Herrschaft entsteht nicht nur eine wohlhabende christliche Bürgerschaft, sondern auch die jüdischen Gemeinden tragen seit ihren frühen Anfängen im 10. Jahrhundert enorm zur städtischen Entwicklung von Mainz bei. Sie prägen das Stadtbild mit und entfalten eine weitreichende Wirkung, auch weit über Mainz hinaus. Um 1200 entsteht hier im Raum am Rhein das einzigartige Netzwerke der drei SchUM-Städte Mainz, Worms und Speyer.
Die Sammlungen des Landesmuseums Mainz, ergänzt mit Leihgaben aus dem Stadtarchiv Mainz, dem Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum Mainz, Landesarchäologie (Außenstelle Mainz) und dem Stadtmuseum Wiesbaden, präsentieren diesen Rundgang durch die Geschichte einer der wichtigsten Städte des Mittelalters.
Avrea Magontia. Mainz im Mittelalter | Landesmuseum Mainz | 18.3.2022–26.6.2022
Die Biennale für aktuelle Fotografie findet alle zwei Jahre in den wichtigsten Ausstellungshäusern der drei Städte Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg statt. Dieses Jahr erforscht sie unter dem Titel From Where I Stand in sechs Ausstellungen und aus unterschiedlichen Blickwinkeln, wie eine nachhaltigere, inklusive und selbstbestimmte Zukunft möglich werden könnte. „Shaping Data“ im Wilhelm-Hack-Museum nimmt dabei in den Fokus, wie sich die weit verbreitete Nutzung digitaler Technologien auf unseren Körper auswirkt, unsere Meinungen prägt und zwischenmenschliche Beziehungen verändert.
Wir verbringen einen Großteil unserer Zeit mit technischen Geräten und geben dabei oft persönliche Daten preis, die Algorithmen füttern. Diese Algorithmen wiederum entscheiden, was wir sehen und hören. Die unmittelbare Rückkopplung lässt uns annehmen, dass wir sowohl unser eigenes Leben als auch das Leben anderer unter Kontrolle hätten.
Die ausgewählten Künstler*innen analysieren das Verhältnis zwischen der analogen und der virtuellen Welt kritisch, indem sie für bestehende Technologien neue Anwendungen finden und Muster aufzudecken versuchen, die Künstliche Intelligenz geschaffen hat. Denn wo immer es voreingenommene Menschen gibt, gibt es voreingenommene Bilder und voreingenommene Algorithmen, die diese Bilder sortiert haben.
Die Ausstellung „Shaping Data“ zeigt auch Zukunftsszenarien auf, in denen unsere optimierten Körper und Leben zur neuen Norm werden. Was bedeutet es, als Mensch in einer hochgradig automatisierten Umgebung zu leben, und wie können wir Daten so verarbeiten, dass wir eine gerechtere Welt schaffen?
Mit Arbeiten von: Mónica Alcázar-Duarte, Heba Y. Amin, Alexandra Davenport, Matthieu Gafsou, Thomas Kuijpers, Yufan Lu, Paulien Oltheten, Phenomena Collective, Salvatore Vitale.
Shaping Data. Biennale für aktuelle Fotografie | Wilhelm-Hack-Museum | 19.3.2022–22.5.2022
Seit Jahrhunderten bereits verbindet die Via Regia den Osten und Westen Europas und seine Menschen miteinander auf einer Strecke von 4.500 Kilometern Länge, die durch acht europäische Länder führt. Als Sinnbild für die Einigung Europas wurde die „Königsstraße“ im Jahr 2006 als „Kulturroute des Europarates“ ausgezeichnet. Gleichermaßen als Sinnbild für einen aktiven Kulturtransfer präsentiert sich die neue Wechselausstellung mit Arbeiten von 13 Künstlern, die zuvor als Stipendiaten an einem Austauschprogramm des an der Via Regia gelegenen Künstlerhauses Schloss Königshain und der Kunststation Kleinsassen teilgenommen haben.
Die daraus entstandene Gemeinschaftsausstellung spiegelt als Retrospektive eine breite Vielfalt künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten wider unter anderem mit Malerei, Grafik und Skulptur. Insgesamt sind vor Ort 40 Arbeiten zu sehen – neben ganz aktuellen Werken insbesondere solche, die unmittelbar am Stipendienort oder später unter dem Eindruck des Austausches entstanden sind. Auf Pirmasens folgen Brüssel und Breslau als kommende Ausstellungsorte.
Ausstellende Künstler: Bernd Baldus, Doris Baum, Lukas Bleuel, Bettina Böhme, Kathrin Christoph, Teresa Dietrich, Frank Hiller, Ulrike Kuborn, Christine Manns, Viviane Niebling, Jens Rausch, Melissa Wagner und Veronika Zyzik
Die Darstellung des Körpers ist so alt wie die Kunst selbst. Ob im religiösen Kontext, als Herrschaftsporträt oder in der Historienmalerei – Körperbilder sind Zeitzeugenschaften. Sie thematisieren und transportieren verschiedene Perspektiven der jeweiligen Epoche wie Schönheitsideale oder Geschlechterverhältnisse. Gleichzeitig dient der Körper immer wieder zum Aufbruch tradierter Konventionen. Während der Körper bis Ende des 19. Jahrhunderts zumeist intakt bleibt, beginnt die Moderne ihn mehr und mehr zu zerlegen. Im Fokus steht weniger eine individuelle Darstellung, sondern vielmehr eine Objektivierung mithilfe geometrischer Formen. Doch dekonstruiert der Surrealismus ihn zeitlich parallel auch unter subjektiveren Gesichtspunkten. Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird seine Bedeutung dann ausdifferenzierter: Er entwickelt sich von der bloßen Repräsentation zum aktiven Teilhaber am Kunstprozess. So wird der Körper selbst zum Ausdrucksträger, indem dessen Bewegung als abstrakte Geste unmittelbar auf der Leinwand festgehalten wird. Neben der Malerei bekommt er zudem in der Performance und Konzeptkunst einen neuen Stellenwert und wird bis an seine Grenzen getrieben. Eine neue Rolle erhält auch das Publikum. Sein passives Verhalten gegenüber dem Werk wird ersetzt durch eine aktive Teilhabe. Ob in der Ausführung meist alltäglicher Handlungsanweisungen oder als Teil eines Happenings, es ist unverzichtbar für die Vervollständigung des Kunstwerks.
Zur Ausstellung erscheint ein Begleitheft, ein Heft in Leichter Sprache sowie eine Sonderausgabe des Literaturmagazins WORTSCHAU. Zu diesen Angeboten finden Sie zudem jeweils einen Audiorundgang in der App des Museums.
Körperbilder. Intimität - Dekonstruktion - Interaktion | Wilhelm-Hack-Museum | 25.3.2022–26.2.2023
Obwohl in den letzten Jahrzehnten die Leistungen von Frauen in Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Alltag in den Fokus gerückt sind, finden sich nur mühsam belastbare Hinweise auf "starke" Frauen in der Geschichte. Denn: Je weiter die Zeiten zurückgehen, desto weniger Quellen finden sich. Zu sehr war die Geschichtsschreibung männlich dominiert, zu sehr standen die Frauen im Schatten der Männer, zu sehr lagen ihre Leistungen in wenig öffentlichkeitswirksamen Bereichen: hinter Klostermauern, im Bereich von Haus- und Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe, Kindererziehung und Krankenpflege.
Die Schriftstellerin Olympe des Gouges verfasste im Zuge der Französischen Revolution 1791 eine "Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin". Es war ein langer Weg, bis ihr Artikel I zur gesellschaftlichen Realität wurde: "Die Frau ist frei geboren und bleibt dem Manne ebenbürtig in allen Rechten." 1903 wurden in der damals bayerischen Pfalz zum ersten Mal Frauen zum Studium zugelassen, 1918 erhielten sie das Wahlrecht. Seit dem Grundgesetz von 1949 sind Männer und Frauen zumindest rechtlich gleichberechtigt. Allerdings brauchten Frauen noch bis 1977 die Zustimmung ihres Ehemannes, wenn sie berufstätig sein wollten. Angesichts der rechtlichen Unterordnung ist es nicht verwunderlich, dass die Lebensleistungen von Frauen entweder nicht wahrgenommen oder als selbstverständlich angesehen wurden.
Schlaglichtartig stellt die Ausstellung die Lebensbedingungen und Leistungen von über 20 ausgewählten Frauen aus gut tausend Jahren dar. Alle haben sie einen Bezug zur Pfalz oder zu Gebieten, die historisch einmal mit der Pfalz verbunden waren. Die vorgestellten Frauen stehen jedoch auch exemplarisch für viele andere, meist namenlos gebliebene Heldinnen der Ereignis- und Sozialgeschichte. Illustriert werden die höchst unterschiedlichen Frauenfiguren, die Epoche und die soziale Zugehörigkeit, für die sie standen, anhand einer Vielzahl von mit-präsentierten Gewändern aus dem historischen Kostümfundus des Nationaltheaters Mannheim.
Die Eröffnung fällt bewusst in den Monat März, der sich aufgrund des Internationalen Frauentags am 8. März traditionell in Ludwigshafen Frauenthemen zuwendet.
Die Kunst von Monika Kropshofer ist eine Kunst des Dialoges: Fotografie und Malerei, Präzision und Entgrenzung werden in ihren Kompositionen miteinander verwoben. Motive aus der Architektur und deren Elemente wie Fassaden, Mauern, Fenster, Treppen sind ihr Gegenstand und ästhetisches Experimentierfeld. Die Künstlerin stellt dabei grundsätzliche Fragen nach Fläche und Raum und erschafft Abbilder ganz neuer, virtueller Architektur. Grundlage ihrer Arbeiten sind ihre eigenen Fotografien, die auf Bildträger gedruckt werden und die sie dann mit Techniken der Malerei oder Zeichnung überarbeitet.
Durch die Kombination der Medien Fotografie und Malerei ergibt sich eine neue, eigene mediale Ebene, eine erweiterte Realität, die die Frage nach Abbildung und Wirklichkeit stellt. Es entsteht ein Spannungsverhältnis zwischen Aneignung der Realität durch das fotografische Motiv und der Wirklichkeit der Malerei.
In der Ausstellung wird die künstlerische Entwicklung beispielhaft anhand von Werkgruppen der letzten 20 Jahre von bemalten Fotoabzügen auf Papier bis hin zu teils großformatigen Fotodrucken auf verschiedenen Kunststoff-Bildträgern aufgezeigt. Besonders interessant sind neue Werke, die die Künstlerin eigens für diese Ausstellung konzipiert hat und deren Motive teilweise aus dem Umfeld des jeweiligen Ausstellungsortes stammen. Der Ausstellungstitel Architecture Reloaded steht hier für eine Veränderung, eine Metamorphose klassischer Ansichten, für einen weiteren Blick auf das Thema Architektur, ihre Elemente und Grundfragen.
Monika Kropshofer ist 1952 in Neuwied geboren, sie lebt und arbeitet in Boppard. Ihre fotografischen Motive findet die Künstlerin an den unterschiedlichsten Orten. Arbeitsaufenthalte und Reisen führen sie unter anderem nach Vietnam, Italien, China, Island und Taiwan. Die übergreifende kulturelle Ästhetik ist das Thema der Architekturfotografie Monika Kropshofers.
Monika Kropshofer. architecture reloaded | Landesmuseum Koblenz | 25.3.2022–26.6.2022
Die Sonderausstellung „Ohne Frieden ist alles nichts“ sollte bereits im Dezember 2021 anlässlich des 50. Jahrestags der Verleihung des Friedensnobelpreises an Willy Brandt stattfinden. Sie ist nun vom 25. März bis zum 1. Mai 2022 im Willy-Brandt-Forum Unkel zu sehen.
Seine Dankesrede bei der Entgegennahme des Friedensnobelpreises am 10. Dezember 1971 beendete Willy Brandt mit einem Appell: „Alle die Macht haben, Krieg zu führen, möchten der Vernunft mächtig sein und Frieden halten.“ So ist es leider nicht gekommen. Der Zündstoff für Kriege ist nicht nur nicht ausgegangen, er hat zugenommen. Cyberkriegshandlungen sind an der Tagesordnung, Klimakriege erschienen am Horizont und mitten in Europa gibt es plötzlich wieder Krieg...
Die Sonderausstellung ist eine Kooperationsveranstaltung der Bürgerstiftung Unkel „Willy-Brandt-Forum“ und der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung.
Dadurch entstehen ganz neue Bezüge zu unserem gemeinsamen kulturellen Erbe. Ergänzt wird die Ausstellung durch regionale Exponate und Porträts wegweisender Kulturerbinnen und Kulturerben; etwa aus den Bereichen der Archäologie, der Kunst- und Technikgeschichte und der Architektur. Auf diese Weise ermöglicht die Ausstellung einen neuen Blick auf die Geschichte und Schätze des Landes und soll dazu anregen, sich auch künftig mit dem kulturellen Erbe auseinanderzusetzen.
Unsere Heimat. Schätze des Landes Rheinland-Pfalz | Landesmuseum Mainz | 31.3.2022–29.5.2022