Theresa Lawrenz, 1991 in Mainz geboren, wo sie auch lebt und arbeitet, setzt sich konsequent und unmittelbar mit aktuellen städtebaulichen Fragestellungen auseinander, die es ihr erlauben, Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges überzeugend zur Diskussion zu stellen.
Mit ihrem Werk „hold in trust“ öffnet sie den Blick für die unaufhörliche Veränderung unserer Stadtlandschaften und berührt sensibel und zugleich ausdrucksstark gesamtgesellschaftlich relevante Themenkomplexe wie beispielsweise das Erhalten von Vergangenem als Teil der Erinnerungskultur.
Fritzi Haußmann, 1970 in Frankenthal geboren, wo sie auch lebt und arbeitet, schafft mit ihren raumgreifenden Objekten und Installationen spezifische Orte, die sie durch ihr künstlerisches Eingreifen energetisch auflädt.
Mit ihrer ortsbezogenen, aus gebrauchten Fahrradschläuchen bestehenden Arbeit „tube object“, die sich von der Decke über die Wand auf den Boden ausdehnt, reagiert sie auf architektonische Gegebenheiten und vermag dadurch die Wahrnehmung einer neuen, veränderten Raumsituation in den Mittelpunkt ihrer Aussage zu stellen. Und sie geht noch einen Schritt weiter: durch Performances und Interaktionen verkörpern ihre Objekte lebendig und anschaulich eine ortsungebundene Auffassung plastischen Gestaltens.
Die Urban Sketchers Rhein-Main organisierten im Zeitraum von 2020 bis 2022 ein Zeichenprojekt entlang des Rheins – inspiriert von Victor Hugos Reise 1840. Der französische Schriftsteller, Dichter und Visionär Europas bereiste den Rhein Mitte des 19. Jahrhunderts in spannungsreichen Zeiten mehrmals. An mehreren Stationen am Rhein trafen sich die Urban Sketchers mit Rucksack und Skizzenbuch. In Skizzen und Zeichnungen vor Ort und im unmittelbaren heutigen Eindruck entstand ein neues Bild vom Rhein.
Die Sonderausstellung des Museums bildet den Abschluss unserer dreijährigen Zeichenreise entlang des Rheins. Mit Drucken und Videos werden Victor Hugos zeichnerische Arbeit und die Auseinandersetzung der Urban Sketchers mit seinen Techniken vorgestellt: Mehr als 45 Zeichnerinnen und Zeichner zeigen in über 150 Originalen ihren individuellen Blick auf Rheinromantik und heutiges Leben am Rhein mit all seinen Kontrasten.
Begleitend zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Angebot mit Aktionen, Sketchwalk, Workshops, Führungen und Vorträgen.
Eine moderne Zeichenreise entlang des Rheins | Historisches Museum am Strom | 4.6.2022–31.10.2022
Seit gut 200 Jahren wissen die Menschen, dass die Erde einst von sonderbaren Wesen bevölkert wurde, die wir heute als Saurier kennen. Kein Mensch hat sie lebendig gesehen. Einzig Fossilien wie versteinerte Knochen, Zähne oder Trittsiegel zeugen von ihrer Existenz. Dennoch glauben wir über diese Tiere zu wissen, wie sie aussahen und lebten. Von Anfang an hat die Wissenschaft ihre Erkenntnisse über Saurier mit Hilfe von Künstlerinnen und Künstlern in Bildern und Modellen der Paläokunst zum Leben erweckt. Sie sind die eigentlichen Erfinder der Urzeit. Diese zeitgenössischen Interpretationen formten und lenkten unsere Vorstellung der Vergangenheit und dokumentierten gleichzeitig die Entwicklung unserer Vorstellungen. Neue Funde und Erkenntnisse verändern dieses Bild schließlich immer wieder. Daher sieht die Urzeit für uns heute anders aus als früher. Das Bild der Saurier und ihrer Umwelt ist somit einem stetigen Wandel unterworfen.
Die neue Sonderausstellung des Urweltmuseums GEOSKOP nimmt Sie an fünf ausgewählten Beispielen – dem Handtier, den Rückensegelechsen, dem Iguanodon, den Sauropoden und den großen Theropoden – mit auf eine faszinierende Reise zu den Sauriern und dem Wandel ihrer Darstellung durch die Zeit. Neben Originalfossilien und Abgüssen fossiler Saurier finden sich zeitgenössische Modelle und Zeichnungen, Mitmachstationen sowie zweisprachige Informationstafeln, welche die früheren und aktuellen Vorstellungen lebendig werden lassen. Beeilen Sie sich, denn morgen kann die Urzeit schon wieder ganz anders sein!
Saurier. Die Erfindung der Urzeit | Urweltmuseum Geoskop | 5.6.2022–10.4.2023
Die Sonderausstellung in Kooperation mit dem Römisch-Germanischen Museum Köln stellt ausgewählte Exponate aus dem spätantiken Mainz vor, die durch aussagekräftige Funde aus dem weiteren Umland von Mainz ergänzt werden. Dem gegenüber gestellt werden Objekte der gleichen Zeit aus Köln, um den Besucher:innen einen direkten Vergleich über die Verhältnisse in den beiden germanischen Provinzhauptstädten zu ermöglichen.
Die Ausstellung umfasst den Zeitraum vom Ende des 3. Jahrhunderts (Einführung der Tetrarchie) bis zur Machtübernahme und Aufsiedlung der Region durch die merowingischen Franken Ende des 5. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen Mainz und Köln vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse, den Veränderungen in der Provinzstruktur sowie den Reformen bei Militär und Verwaltung. Weitere Schwerpunkte liegen auf dem erstarkenden Christentum, dem Zusammenleben von Romanen und Germanen und dem Machtwechsel im 5. Jahrhundert. Abschließend wird auch der Frage „Niedergang oder Neuanfang“ nachgegangen. Begleitend zur Ausstellung finden Vorträge statt.
Die koreanische Künstlerin Yoon-Hee studierte zu Beginn ihrer Karriere in Seoul, wo sie 1974 ihren Master of Fine Arts absolvierte. Ab 1983 ist sie zunächst in Paris tätig und siedelt dann 1986 ganz nach Frankreich über. Sie vereint – wie so viele Künstler, die aus dem asiatischen Raum nach Europa kommen – idealerweise beide Kulturen und Sichtweisen in ihrem Werk.
Thematisch befasst sie sich mit der Skulptur, die sie vorzugsweise im öffentlichen Raum, aber auch innerhalb der Natur verortet. Immer sucht sie dabei eine Ausdruckssprache, die sowohl eine Nähe zur Materialität des Raumes oder aber zur Natur erkennbar werden lässt. Dabei sind ihr Texturen und Oberflächen wichtig, selbst dann, wenn sie diese nur nachempfindet. Zu ihrem skulpturalen Werk entstand auch ein umfangreiches Oeuvre an Tuschezeichnungen, in denen sie Prozesse abbildet, die sie auch in der Skulptur auslotet. Gerade in ihren großformatigen Zeichnungen jedoch empfindet der Betrachtende am ehesten ihre asiatischen Wurzeln: in der Reduktion aus Wesentliches und im kontrastreichen Schwarz-Weiß.
Vielfach eingeladen von diversen musealen Institutionen in Frankreich oder auch in Korea realisiert Yoon-Hee zahlreiche Projekte in sito. Sie ist regelmäßig auch vertreten auf den großen Messen in Asien. Die Ausstellung im Ludwig Museum wird ihre erste Museumspräsentation in Deutschland sein. Sie entsteht in Zusammenarbeit mit dem Museum Indang (Daegu Art Museum).
Yoon-Hee. non finito | Ludwig Museum | 12.6.2022–21.8.2022
Sie sind immer auf den Spuren von Mainzer Künstlerpersönlichkeiten wie Peter Halm, Sophie Grosch und Guido Ludes, die Venedig im 19. und 20. Jahrhundert bereisten. Die Italienreisenden Graphiker*innen zog es vom heimischen Rhein an die Adria in diese so besondere und einzigartige Stadt mit ihren Kanälen, verwinkelten Gassen und belebten Campi. Aus den spiegelnden Wasseroberflächen und dem Glanz der Paläste schöpften Sie ihre Inspiration. Dies belegen die zahlreichen Ansichten wichtiger Bauten und versteckter Brücken, über die die Serenissima in der Ausstellung gewissermaßen aus der Ferne bewundert werden kann. „Diese Stadt, halb Märchen, halb Fremdenfalle“, wie Thomas Mann sie treffend beschrieb, wird in den gezeigten Druckgraphiken, Zeichnungen, Photos und Künstlerbüchern von ihrer prachtvollen und ihrer geheimnisvollen Seite präsentiert. Eine eigens für die Ausstellung entstandene Soundinstallation und mehrere photographische Arbeiten des Videokünstlers Christoph Brech runden dieses „Venedig-Gefühl“ ab und lassen die Ausstellung zum multisensorischen Erlebnis werden.
Reise nach … Venedig! ist die erste Kabinettpräsentation in einer Reihe von Sommerausstellungen, welche die Besucherinnen und Besucher dazu animieren soll, bekannte oder entlegene Orte der Welt im Landesmuseum zu ‚bereisen‘. So kann man, entgegen der Meinung Goethes, gleichzeitig in die Ferne schweifen und diese Ferne in unmittelbarer Nähe anhand der umfangreichen Bestände der Graphischen Sammlung im Landesmuseum Mainz für sich entdecken.
Entstanden sind unterschiedlichste Kollektionen. Sie spielen naturgemäß mit dem Verhüllen und Enthüllen. Darüber hinaus machen sie weitere Themen stofflich fassbar: Licht und Schatten, Tod und Vergänglichkeit werden genauso eindrucksvoll umgesetzt wie eine spannungsreiche Gegenüberstellung von Kleidung in Ordensgemeinschaften und Popkultur. Die „Starken Frauen der Bibel“, wie Mirjam oder Judit, haben ebenso neue Outfits bekommen wie die „Apokalyptischen Reiter“. Schillernde Kleider und starre Jumpsuits visualisieren den fließenden Übergang zwischen Glaube und Fundamentalismus. Die Neuinterpretation liturgischer Gewänder thematisiert sexuellen Missbrauch und Schuld.
So sind die hier gezeigten Arbeiten kritische Auseinandersetzung, künstlerische Position und modisches Statement zugleich. Die Studierenden eröffnen uns einen breit gefächerten Blick auf ihre Lebens- und Arbeitswelt. Zugleich zeigen sie uns ihre Perspektive auf eine 2000-jährige, traditionsorientierte Kirche. Der Ausstellungstitel „Der goldene Faden“ ist im Wortsinn und sinnbildlich zu verstehen: Nicht nur über das Material, sondern auch über ihre Themen integrieren sich die studentischen Kollektionen in die Räume und die historische Schausammlung. Sie werden deshalb auch dort präsentiert.
Die Künstlerin konzentriert sich in ihren Arbeiten auf Fragen der weiblichen Identität in einer männerdominierten Gesellschaft, der Fluchterfahrung und des feministischen Widerstands im Exil. Vor allem in Malereien auf Papier zeigt sie oft humorvoll, eigentlich unaufgeregt und doch für viele provokativ den nackten weiblichen Körper in all seinen Facetten. Inspiriert von Motiven aus Religion, Mythologie und Politik erforscht sie ihre eigene Geschichte und drängt auf gesellschaftlichen Wandel. So knüpft sie an universell feministische Begehren an und kämpft derzeit besonders für aufs Neue infrage gestellte Grundrechte von Frauen in Afghanistan.
Die Werkschau mit vielfältigem Begleitprogramm und mehrsprachigem Ausstellungskatalog lädt zur thematischen Auseinandersetzung und zum Austausch ein. Ihr Titel „Kubra Khademi – Political Bodies“ reflektiert verschiedene Dimensionen der Politisierung des (weiblichen) Körpers in den Werken: Er verweist auf das Politisieren des weiblichen Körpers im Kampf gegen und für Geschlechtergerechtigkeit; auf den konkreten
Kubra Khademi ist 1989 in der Provinz Ghor, Afghanistan geboren. Sie studierte Bildende Kunst in Kabul, Afghanistan, und Lahore, Pakistan. Nach der Aufführung ihrer öffentlichen Performance „Armor“ (2015) in Kabul war Khademi gezwungen, ihr Heimatland zu verlassen.
Kubra Khademi. Political Bodies | mpk – Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern | 25.6.2022–11.9.2022
Als zentrale historische Ausstellung zeigt das Rheinische Landesmuseum Trier auf 1.000m2 die entscheidende, wenn auch wenig bekannte Epoche des Römischen Reiches im 4. und 5. Jahrhundert. Mithilfe internationaler Spitzenexponate entsteht eine spannende Ausstellung, die verständlich die zahlreichen Faktoren und Ursachen illustriert, die zum Untergang des Römischen Reiches geführt haben. Sie verdeutlicht zudem, welche römischen Traditionen und Errungenschaften im Übergang zwischen prunkvoller Spätantike und vermeintlich dunklem Frühmittelalter verloren gingen oder in gewandelter Form fortleben konnten.
Das Stadtmuseum Simeonstift beleuchtet das Fortleben des Römischen Reiches in der Kunst- und Kulturgeschichte. Kunstwerke aus fünf Jahrhunderten erzählen von der Faszination für die Idee „Rom“, deren Echo bis in unsere Gegenwart reicht. Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll, wie der Fall Roms mal als „schlimmstes Unglück“, bald als „glänzender Triumph der Freiheit“ künstlerisch immer wieder neu interpretiert, gedeutet und verarbeitet wurde. Ob die Dekadenz der Eliten, Naturkatastrophen oder Invasion – die Antworten, die man allzeit auf den Untergang Roms fand, spiegeln immer auch die Fragen wider, die die nachfolgenden Gesellschaften umtrieb.
Der Blick des Museums am Dom richtet sich insbesondere auf die Mosel- und Rheinregion von den Anfängen des Christentums bis ins 7. Jahrhundert. Die Ausstellung zeigt, wie die christliche Kirche in das Machtvakuum treten konnte, das durch den Zerfall des Römischen Reiches und durch die allmähliche Auflösung der römischen Verwaltungsstrukturen entstand. Außerdem spürt sie der Rolle nach, die die Kirche bei der Weitergabe römischer Traditionen spielte. In kaum einer anderen Stadt lassen sich die Anfänge des Christentums so gut nachvollziehen wie in Trier.