Warum sind wir kreativ? Warum sind wir nicht kreativ? Hermann Vaske richtet diese Fragen seit rund drei Jahrzehnten an KünstlerInnen und Persönlichkeiten aus verschiedenen kreativen Disziplinen. Mehr als 1000 haben ihm geantwortet – manche in Wörtern oder Sätzen, viele mit Zeichnungen oder Artefakten.
Zum 35-jährigen Jubiläum des Projektes zeigt die Ausstellung Werke prominenter Kreativer und Werke Studierender der Hochschule Trier, die einen faszinierenden Blickwinkel auf die ‚Jahrhundert-Frage’ nach der Kreativität eines jeden Einzelnen eröffnen. Bei seinem Projekt „Why Are We Not Creative“ ergründet Hermann Vaske in Gesprächen mit den bedeutendsten KünstlerInnen, AktivistInnen und DenkerInnen unserer Zeit die Fragen nach den Stimuli sowie den Beta-Blockern und Killern ihrer Kreativität. Dabei sind die Gründe, nicht kreativ zu sein, oft sehr kreativ und motivieren zu noch größerer Kreativität. Gerade in der heutigen von Krisen und Kriegen überschatteten Zeit erweist sich Kreativität als existenziell zur Erforschung neuer Ideen. Die Ausstellung bietet Raum für Reflektion und kreativen Diskurs und erlaubt es den BesucherInnen ihre eigene Kreativität auszuloten.
HERMANN VASKE (*1956) ist Regisseur, Autor und Produzent. Als Regisseur arbeitete er u.a. mit Dennis Hopper, Harvey Keitel und John Cleese. Seit mehr als 30 Jahren fragt er die einflussreichsten Kreativen weltweit »Why are you creative?«. Sie alle fügten ihrer Antwort ein Artefakt hinzu – Vaske machte aus seiner Suche eine filmische Trilogie, begleitet von einer Ausstellung. Seine Filme liefen auf den Festivals von Venedig, Cannes, Toronto und Palm Springs, und gewannen zahlreiche Auszeichnungen.
Der mittelalterlichen Herrscherdynastie der Habsburger ist in Deutschland bundesweit noch keine große Mittelalterausstellung gewidmet worden, die vergleichbar wäre mit den bedeutenden Gesamtschauen zu den Karolingern, Ottonen, Saliern, Staufern oder Wittelsbachern. Als einziger außerösterreichischer Grablegeort mittelalterlicher Habsburger ist Speyer unter Deutschlands Museen- und Ausstellungsorten in ganz besonderer Weise geeignet, den Aufstieg der Dynastie von Rudolf I. bis Maximilian I. nachzuzeichnen – aus Anlass des 750. Jubiläums der Thronbesteigung Rudolfs I. Nach den im Historischen Museum der Pfalz gezeigten Landesausstellungen zu den „Saliern“ (2011) und zu „Richard Löwenherz“ (2017/18) kann mit den Habsburgern einmal mehr die große europäische Geschichte des Mittelalters fest in Speyer und der Pfalz verortet werden.
Die Dynastie der Habsburger prägte über Jahrhunderte die Geschicke Europas. Die Wurzeln der Familie, die als „Haus Österreich“ bekannt wurde, liegen jedoch unter anderem im Südwesten Deutschlands. Rudolf I., der 1273 als erster Habsburger zum König des Heiligen Römischen Reiches gewählt wurde, legte den Grundstein für den Aufstieg vom Grafen- zum Kaiserhaus. Als er am 15. Juli 1291 in Speyer starb, wurde er beigesetzt „wo mehr meiner Vorfahren sind, die auch Könige waren“, im Kaiserdom zu Speyer.
Die Ausstellung nimmt ihren Ausgangspunkt in der Grablege Rudolfs I. und seines Sohnes Albrechts I. und erzählt von hier aufbauend die Geschichte der Habsburger durch das europäische Mittelalter. Sie folgt den Kämpfen um die Königsherrschaft im 13. Und 14. Jahrhundert und dem Erstarken des Hauses Österreich im Schatten der Krone bis zur Rückkehr auf den Thron und schließlich Maximilian I. auf die Bühne Europas im 15. Jahrhundert: 300 Jahre Reichsgeschichte und zugleich eine Erfolgsgeschichte mit schicksalhaften Umwegen und Brüchen.
Mit dem Daumen nach oben signalisieren wir unser Okay, mit der „Scheibenwischergeste“ unser Unverständnis, und wenn wir eine imaginäre Kurbel betätigen, möchten wir in der Regel, dass jemand sein Autofenster herunterlässt: Mit unseren Händen imitieren wir Objekte und unseren Umgang mit ihnen. Sie begleiten unser Sprechen und sind ein wichtiger Teil der Alltagskommunikation. In einer zunehmend technisierten Welt revolutionieren Gesten auch unseren Umgang mit Gegenständen wie Autos, Fernseher, Computer, Haushaltsgeräten oder Spielkonsolen.
Die interaktive Erlebnisausstellung „Gesten – gestern, heute, übermorgen“, die das Landesmuseum Koblenz vom 2. April bis zum 5. November 2023 zeigt, macht Gesten und ihre vielfältigen Bezugspunkte zu aktuellen kulturellen und technischen Entwicklungen und Wandlungsprozessen erfahr- und erlebbar. Neben einem Blick in die Geschichte der Gesten und der Gestenforschung lädt die Ausstellung an zahlreichen interaktiven Stationen dazu ein, selbst aktiv zu werden und z. B. mit der flachen Hand virtuell um den Globus zu fliegen, ein Kugellabyrinth zu steuern, sich gestikulierend im „Rust Mirror“ zu spiegeln oder einen virtuellen Tonkrug zu töpfern. Zur Ausstellung bietet das Museum ein umfangreiches Rahmenprogramm.
Die Ausstellung ist in einer wissenschaftlich-künstlerischen Kooperation der TU Chemnitz und des Ars Electronica Futurelab (Linz) mit dem Sächsischen Industriemuseum entstanden.
Es ist das Who is Who der niederländischen Barockmalerei von Rembrandt, ter Brugghen, Hals, Leyster bis zu Dou, das in diesem Jahr mit den Sammlungen Rau und Kremer in Rolandseck zusammenkommt. Kaum eine Epoche ist reicher an Kunst als das Goldene Zeitalter der Niederlande, in dem Holland zur See- und Handelsmacht aufstieg. Zahlreiche bis heute unvergessene Maler schufen eine Fülle von Bildern, die aus diesem kulturellen Reichtum schöpft.
Die Ausstellung erzählt von zwei Privatsammlungen, in denen die niederländische Malerei einen hohen Stellenwert einnimmt. Das erste Gemälde, das Gustav Rau 1958 erwarb, war eine alte Köchin von Gerrit Dou, das erste Sammelstück von George und Ilone Kremer ist ein frühes Meisterwerk Rembrandts, das sie 1995 kauften. Alle Drei begeistert die Erzählfreude der niederländischen Kunst: in den charaktervollen Porträts, den stimmungsvollen Landschaften, in den dramatischen religiösen Altarbildern, den humorvollen Alltagsszenerien und schließlich in den schillernd bunten Stillleben.
»Tot lering en vermaak« – zum Studium und zum Vergnügen – wurde die Kunst des Goldenen Zeitalters geschaffen. Gustav Rau sowie George und Ilone Kremer eint ihre Leidenschaft, Maler und Inhalte der oft vielschichtigen Gemälde enträtseln zu wollen. Unter der warmen Tonigkeit der Bildoberflächen bietet sich die ganze Bandbreite an Gefühlen und unendlichen Geschichten an, mal im klassischen, mal im Alltagsgewand.
Spätestens seit seiner aufsehenerregenden Teilnahme an der 55. Biennale von Venedig (2013), wo er mit einem Multimediaraum den Pavillon der Vereinigten Arabischen Emirate (UAE) gestaltete, ist sein Name weltweit ein Begriff.
Mohammed Kazem kam in einer Epoche großer Veränderungen zur Welt: Drei Jahre vor seiner Geburt wurde Öl in Dubai gefunden und zwei Jahre später sollte die UAE gegründet werden. Diese historische Wende führte zu einer raschen Verwandlung seiner bekannten Umgebung: Dort, wo sich früher der Blick in die unendliche Weite der Wüste verlieren konnte, wuchsen schwindelerregende Wolkenkratzer in die Höhe.
Bereits mit vierzehn Jahren kam Kazem in die Klasse von Hassan Sharif, einem der ersten und berühmtesten Konzept- und Performance-Künstler der Arabischen Emirate. Nach seinen frühen Erfahrungen mit Malerei einerseits und Performance andererseits begann Kazem Anfang der 90er Jahre an der Werkgruppe ›Scratches‹ zu arbeiten, bei der sich schon viele Aspekte seiner künstlerischen Persönlichkeit zeigten: Ein Spiel mit der Materie, welches das Werk ins Dreidimensionale erweitert, und dem Versuch, das Ungreifbare – den Sound, das Licht, den Raum und die Zeit – in einem Moment festzuhalten und zu visualisieren. Der Künstler ‘sammelt’ etwas, was ‘nicht sammelbar’ zu sein scheint: Das Licht und seine Wirkung auf die Materie, den Schatten von Objekten oder Pflanzen in der Umgebung und den Raum in einem spezifischen Augenblick, in dem der Künstler mit seinem Körper und seinen Sinnen präsent ist.
Mit seiner Ausstellung “Archipelago of the mind” nimmt uns Christopher Winter mit auf eine Reise zu seinen ganz persönlichen Mythologien an der produktiven Schnittstelle zwischen freudiger Affirmation und subtiler Kritik.
Aufgewachsen in der südenglischen Grafschaft Kent wurde der Künstler nicht nur schon früh mit noch vorchristlichen Ritualen wie dem “Jack in the Green”-Fest konfrontiert, sondern infizierte sich offenbar genau so früh mit dem quasi genetisch eingeschriebenen urenglischen Entdecker-Virus. Allerdings führen Winters Expeditionen weniger zu den kolonialen Zielen einer in die Jahre gekommenen imperialen Weltmacht, sondern stattdessen zu imaginierten Inseln voller pulsierenden und diversen Lebens.
Die Reisen führen auf das farbgewaltige “Libertine Island” und zu Inseln düsterer Waldromantik wie auf “Deep Forest Island”, sie führen mit “Spook Island” auf eine Insel mit übersinnlicher Aura oder aber zu den exklusiven und quasi insularen Parallel-Welten des zeitgenössischen Kunstpublikums auf “Island of Perception”. So exotisch vital und ästhetisch überschäumend all diese Inseln seines “Archipels des Geistes” anmuten, so sehr versteckt sich hinter diesen intensiven Bildern der aufmerksame Beobachter und Kommentator einer mitunter sehr zwiegespaltenen gegenwärtigen Welt.
Piet Mondrian, der Medienstar! Der berühmte niederländische Maler hat immer wieder gefordert, Kunst und Leben miteinander zu verbinden. Tatsächlich ist es seiner Kunst wie kaum einer anderen gelungen, viele Bereiche des Lebens visuell zu durchdringen: von Kleidern, Konsumartikeln, Taschen bis hin zu ganzen Häuserfassaden. Wer kennt sie nicht, die eingängige und schnell wiedererkennbare Gestaltung von Alltagsobjekten, die sich so unverkrampft wie unverblümt an seinen genialen Kompositionen bedienen. Auch aus den sozialen Medien ist Piet Mondrian als „Influencer“ nicht mehr wegzudenken: Auf der Plattform TikTok verzeichnet der Hashtag #mondrian aktuell nicht weniger als 26,4 Millionen Aufrufe.
Wie kaum ein anderer hat Piet Mondrian es innerhalb weniger Jahre geschafft, sich in den 1910er-Jahren von der figurativen Malerei weg hin zu einem richtungsweisenden abstrakten Malstil zu entwickeln, den er in seinen umfangreichen kunsttheoretischen Schriften als „Neue Gestaltung“ oder „Neoplastizismus“ bezeichnet hat. Die vermeintlich schlichten Kompositionen aus zunächst schwarzen Linien, farbigen Quadraten und Rechtecken aus den Primärfarben Rot, Gelb und Blau auf weißem oder grauem Grund haben die Kunstwelt nichts weniger als revolutioniert und den Blick auf die Bildwirklichkeit für immer verändert.
Ausgehend von Werken der neoplastischen Hauptphase Piet Mondrians, zeigt die Ausstellung einen Einblick in den Kosmos der vielfältigen Neuschöpfungen, Adaptionen, Auseinandersetzungen und Weiterentwicklungen seiner künstlerisch bahnbrechenden Kompositionen: von Kunstwerken seiner unmittelbaren Zeitgenossen aus dem Kontext von De Stijl, über die berühmten Mondrian-Kleider von Yves Saint Laurent, Objekten der angewandten Kunst, des Designs und der Alltagskultur bis hin zu zahlreichen Arbeiten und Installationen von Künstler*innen der Gegenwart.
Re-Inventing Piet. Mondrian und die Folgen wird in Kooperation mit dem Kunstmuseum Wolfsburg realisiert, wo die Schau von 11. 3. bis 16. 7. 2023 zu sehen sein wird.
Erstmals in Deutschland wird in diesem Jahr im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern das farbenfroh-leichte wie dramatisch-schicksalhafte Künstlerleben von Rudolf Levy (1875–1944) in einer umfassenden Retrospektive gewürdigt. Obwohl viele Museen Werke des im Holocaust ermordeten Künstlers besitzen, ist der deutsch-jüdische Maler im Kanon der Moderne so gut wie nicht mehr präsent.
Rudolf Levy war als Künstler an den einschlägigen Orten der Moderne präsent. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts verkehrte Levy im Pariser Café du Dôme, jener legendären Institution, in der Künstlerinnen und Künstler wie Henri Matisse, Hans Purrmann, Marg und Oskar Moll sowie Pablo Picasso ein und aus gingen. Die sogenannten Goldenen Zwanziger verbrachte Levy in Berlin und feierte mit Ausstellungen in der renommierten Galerie Flechtheim große Erfolge. Zu seinem Freundeskreis zählen das schillernde Geschwisterpaar Erika und Klaus Mann, die Bildhauerin Renée Sintenis und Max Pechstein. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten führte, wie bei vielen anderen verfolgten Künstlern, auch bei Levy zu einem jähen Karriereende. Nach einer Odyssee durch Europa und die USA konnte er sich schließlich in Florenz niederlassen. Dort erlebte sein Schaffen einen letzten eindrucksvollen Höhepunkt. Ende 1943 dann wurde er in Florenz von der Gestapo verhaftet, per Lastwagen und Zug deportiert und erreichte am 6. Februar 1944 das Vernichtungslager Auschwitz. Vermutlich noch am jenem Tag wurde er dort getötet.
Im mpk konnte Levy schon früh eine Heimat finden: 1954 machte in Kaiserslautern eine Wanderausstellung mit seinen Werken Station. Im selben Jahr wurde auch ein erstes Gemälde Levys angekauft. Mit der Ausstellung verfolgt das mpk das Ziel, das vielschichtige Werk Rudolf Levys wieder in der öffentlichen Wahrnehmung zu positionieren und im kunsthistorischen wie kulturhistorischen Kontext seiner Zeit zu verorten. Bereichert wird die Schau mit Werken von Henri Matisse, Hans Purrmann, Oskar Moll und anderen Weggefährten Levys. Rudolf Levy wird mit seinen Stillleben, Landschaften und Porträts als Zentrum dieses Kaleidoskops zu erleben sein. An seinem Leben und seinen Bildern brechen und spiegeln sich die Ereignisse der ersten Jahrhunderthälfte: Paris als Zentrum der europäischen Moderne, die ebenso konfliktreichen wie kreativen Jahre der Weimarer Republik und die kulturellen und menschlichen Verheerungen des Antisemitismus und des Krieges in der dunklen Dekade der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit den Uffizien in Florenz, die zwischen Januar und April 2023 die Ausstellung „Rudolf Levy (1875–1944). Lʼopera e lʼesilio. Werk und Exil“ veranstalten. Gemeinsam mit dem Kooperationspartner wird die kritische Auseinandersetzung mit dem Werk auch in zwei Symposien weiter vorangetrieben. Durch die Kooperation wird nicht zuletzt die europäische Dimension des Künstlerlebens von Rudolf Levy gewürdigt.